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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Schritt wie ein aufgebrachter Hund. Es ergab keinen besonderen Laut, als Nasenloch sein Wasser darauf abschlug, doch als er sich umdrehte, um die Düne wieder herunterzukommen, rutschte er aus und schlidderte den ganzen Weg von oben bis herunter -und diese Rutschpartie wurde von einem bezaubernd melodischen Ton begleitet, einem vibrato, als wäre eine Saite der größten Laute der Welt gezupft worden.
    »Mashallah!« entfuhr es Nasenloch ängstlich, als er sich aufrappelte. Den Weg von dem Sand bis zu dem festeren Boden der Straße legte er im Laufen zurück, erst danach klopfte er sich den Sand aus den Kleidern.
    Mein Vater, mein Onkel und unsere aus den beiden Mongolen bestehende Eskorte lachten über ihn. Einer von den Mongolen sagte: »Dieser Sand wird lui-ing genannt.«
    »Donnerstimmen«, dolmetschte mein Onkel für mich. »Nico und ich haben sie bereits gehört, als wir das letztemal hier durchkamen. Sie schreien auf, wenn der Wind heftig bläst, und am lautesten schreien sie im Winter, wenn der Sand kalt ist.«
    Nun, das war eine höchst wundersame Sache. Gleichwohl war es etwas sehr Irdisches, genauso wie der Vogelgesang bei Sonnenaufgang und die gewöhnlichen Kamelglöckchen sowie der duftende Jasmin und die goldenen Wildblumen, die dermaßen entschlossen sind, sich zu vermehren, daß sie ihre Samen auf gut Glück dem Wind anvertrauen.
    Unsere Erde ist schön, dachte ich, und das Leben gut, gleichgültig, ob man des Himmels am Ende dieses Lebens gewiß ist oder Angst hat, in die Hölle zu kommen. Für so rührende Menschen wie die Buddhisten konnte ich nur Mitleid empfinden, für die die Erde und ihr Dasein auf Erden so häßlich und elendig und abstoßend ist, daß ihr ganzes Sehnen darauf gerichtet ist, sich ins reine Vergessen zu flüchten. Nein, das war nichts für mich, ganz bestimmt nicht! Wenn ich etwas von den buddhistischen Glaubensvorstellungen übernehmen könnte, dann jene, daß man immer wieder in diese Welt hineingeboren wird - selbst wenn das bedeutet, gelegentlich als schlichte Taube oder als Jasminzweig zwischen meinen menschlichen Inkarnationen zu existieren. Jawohl, dachte ich, ich könnte ohne weiteres für alle Ewigkeit leben.
    6
     
    Das Land blieb grau, doch wurde dieses Grau immer dunkler, je weiter wir gen Osten vorankamen, bis es schließlich richtiggehend schwarz war -schwarzer Sand und schwarzer Kies, der über schwarzes Muttergestein hinwegtrieb -, denn wir waren jetzt in eine andere Wüste hineingekommen, eine, die sich über eine allzu ausgedehnte Fläche erstreckte, als daß die Seidenstraße hätte um sie herumführen können. Die Mongolen nannten diese Wüste Gobi und die Han Sha-mo, und beides bedeutete eine Wüste dieser besonderen Art -eine, von welcher der gesamte feine Staub fortgeblasen worden ist, so daß nur die schwereren Teilchen zurückblieben, und was zurückgeblieben ist, ist wie gesagt, ganz schwarz. Das war schon eine völlig unwirkliche Landschaft; sie sah aus, als bestünde sie nicht aus Kieseln, Steinen oder Felsen, sondern aus hartem Stoff, etwa Metall. In der Sonne wies jeder schwarze Hügel, Felsbrocken oder jede Bergkette einen scharfen, schimmernden Rand auf, gleichsam als wäre er mit dem Wetzstein geschärft worden. Das einzige, was dort wuchs, waren die farblosen Buschen des Kamelkrauts und das eine oder andere farblose Grasbüschel, die wie feine Metalldrähte wirkten.
    Reisende nennen die Gobi auch das Große Schweigen, denn jedes Gespräch, das man nicht geradezu herausschreit, geht ungehört unter -genauso wie das Gepoltere schwarzer Steine, die unter den Hufen der Pferde dahinrollten oder beiseite geschoben wurden, das mitleiderregende Geschnaube und Gewieher von Pferden mit kranken Hufen und die Klagen und das Gestöhn eines Menschen wie Nasenloch, der ständig nur murrte und stöhnte. All dies ging unter im ständigen Heulen des Windes. Unablässig fegt der Wind an dreihundertundfünfundsechzig Tagen im Jahr über die Gobi dahin, und in den Spätsommertagen, da wir durch sie hindurchzogen, wehte er so heiß wie der Gluthauch aus den furchtbaren Feueröfen der Riesenküchen des untersten Höllenkreises.
    Die nächste Stadt, in die wir kamen -Anxi -, muß der Ort mit der elendigsten natürlichen Lage in ganz Kithai sein. Es handelte sich um eine Ansammlung von notdürftig zusammengeschlagenen Läden, in denen Dinge verkauft wurden, die eine karwan immer braucht, Herbergen und Stallungen, alles aus rohem ungestrichenem Holz und Lehmziegeln,

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