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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Glitzerblumen.«
    Kopfschüttelnd sagte ich: »Eine schöne Spielerei, muß ich schon sagen!«, schaffte es jedoch, ein Lächeln aufzusetzen, als hätte ich es gleichfalls genossen. Dann schaute ich mich weiter um, denn ich war neugierig, wie die weithin gepriesene Stadt Khanbalik aussähe.
    Doch davon will ich später berichten. Vorläufig möchte ich es dabei bewenden lassen zu sagen, daß die Stadt, die bei der Einnahme durch die Mongolen ein paar Jahre vor meiner Geburt sehr gelitten hatte, seither ständig und von Grund auf wieder aufgebaut worden ist. Wiewohl inzwischen viele Jahre vergangen waren, wurde immer noch dazugebaut, verfeinert und verschönert und so großartig dargestellt, wie die Hauptstadt des größten Reiches auf Erden sich zu Recht präsentieren sollte. Die breite Allee führte uns und die uns begleitenden Truppen, Ältesten und Spielleute zwischen den Fassaden schöner Gebäude lange geradeaus und endete vor einem hochragenden, nach Süden weisenden Torbau in einer Mauer, die fast so hoch und dick und eindrucksvoll war wie die bestgebauten Abschnitte der Großen Mauer draußen auf dem Lande.
    Wir ritten durch das Tor und befanden uns in einem der Höfe, die der Palast des Khakhan umschloß. Doch Palast ist als Wort längst nicht umfassend genug. Das Ganze war mehr als ein Palast, war eine nicht gerade kleine Stadt in der Stadt, und es wurde immer noch daran gebaut. Der Hof war voll von Wagen und Karren und Zugtieren von Maurern und Zimmerleuten und Stukkateuren und Vergoldern und dergleichen; hinzu kamen die Gefährte der Bauern und Händler, die den Bewohnern der Palaststadt das fürs Leben Notwendige lieferten, sowie die Reittiere und Wagen und von Trägern getragene Sänften anderer
    Besucher, die aus anderen Gründen von nah und fern hierhergekommen waren.
    Aus der Schar der Höflinge, die uns durch die Stadt das Geleit gegeben hatten, trat einer vor, ein bereits hochbetagter und gebrechlich wirkender Han, der auf farsi zu uns sagte: »Ich werde Diener herbeirufen, meine Herren.« Auf diese Worte hin klatschte er nur ganz leicht in die blassen, pergamentenen Hände, doch irgendwie drang dieser kaum hörbare Ruf durch die Geschäftigkeit des Hofes, und es wurde augenblicklich Folge geleistet. Von irgendwoher tauchte ein halbes Dutzend Stallburschen auf, denen er auftrug, sich unserer Reit-und Packpferde anzunehmen und Ussu und Donduk und Nasenloch in Unterkünfte der Palastwache zu bringen. Geradezu lautlos klatschte er dann noch einmal in die Hände, und diesmal tauchten wie von Zauberhand herbeigebracht drei Dienerinnen auf.
    »Diese Mädchen werden Euch bedienen, meine Herren«, sagte er zu meinem Vater, meinem Onkel und mir. »Ihr werdet vorläufig im Pavillon der geehrten Gäste Wohnung nehmen. Morgen komme ich und bringe Euch zum Khakhan, der bereits darauf brennt, Euch zu begrüßen; bei dieser Gelegenheit wird er Euch zweifellos etwas anweisen, wo Ihr für länger wohnen könnt.«
    Die drei Frauen verneigten sich viermal vor uns, und zwar in der überaus unterwürfigen, ko-tou genannten Begrüßung der Han, bei der man sich in den Staub wirft und die Stirn so tief neigen soll, daß sie den Boden berührt. Dann winkten die Frauen uns lächelnd und führten uns mit merkwürdig vogelhaften Trippelschritten über den Hof, wobei die Menge vor uns zurückwich. Wir legten noch eine beträchtliche Strecke durch die im Zwielicht daliegende Palaststadt zurück -durch Bogengänge und Arkaden, quer durch andere Höfe, Gänge hinunter und über Terrassen -, bis die Frauen am Pavillon der geehrten Gäste abermals ko-tou machten. Dieser wies, wie wir meinten, nur eine glatte Wand aus schimmerndem Ölpapier vor Holzrahmen mit Gitterwerk auf, doch die Frauen schoben einfach zwei dieser Rahmen zur Seite, verneigten sich und baten uns hinein. Unsere Unterkunft bestand aus drei Schlafräumen und einem Wohnzimmer, alle vier hintereinander gelegen und einer wie der andere üppig ausgestattet und geschmückt mit einem bereits brennenden, reichverzierten Kohlebecken -in dem saubere Holzkohle glomm und nicht Tierdung oder rauchige kara. Eine der Frauen machte sich daran, unsere Betten vorzubereiten -richtige Betten auf hohen Beinen und darin federgefüllte Zudecken und Kissen -, während eine andere Wasser zum Sieden auf das Kohlenbecken stellte, um unser Bad vorzubereiten; die dritte trug Tabletts mit bereits angerichtetem heißem Essen aus einer Küche in der Nähe herbei.
    Als erstes machten wir uns

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