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Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen

Titel: Maria, Mord und Mandelplätzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stöger
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wie ein Gewittergrollen klang. »Wie einen Gefangenen hast du ihn gehalten! Jedes bisschen Spaß hast du ihm verdorben, kein fettes Essen, kein Tropfen Alkohol, noch nicht einmal den
Tatort
hast du ihm erlaubt, aus Angst, dass er sich aufregt!«
    »Das ist eine gemeine Unterstellung!«, rief Erna entrüstet. »Jeden Sonntag hätte er den
Tatort
sehen dürfen und sein Bier dazu trinken, von mir aus!«
    »Ja, jetzt hast du gut reden, jetzt, wo er unter der Erde liegt! Aber da müsste er nicht liegen, wenn du ihn nicht aus dem Haus getrieben hättest mit deiner, deiner …«
    »Mein Ehrenwort, Hedwig, ich habe ihm weder den
Tatort
noch das Bier verboten! Nur Korn und Schweinebraten, und das auch nur, weil der Arzt ausdrücklich gesagt hat …«
    »Da! Du gibst es also selbst zu: Verweichlicht hast du ihn, in Watte gepackt! Das war doch kein Mann mehr!« Hedwig lachte, aber es klang wie das heisere Krächzen einer alten Krähe.
    »Was hast du mit ihm gemacht, während ich geschlafen habe, Hedwig? Ihn in die Kneipe geschleppt? Ins Tubak?«
    Hedwig schwieg.
    »In die Spielhölle? Hat er sich deswegen so aufgeregt? Weil er gewonnen hat?«
    »Er hat verloren«, sagte Hedwig dumpf.
    Erna richtete sich kerzengerade auf. »Du warst tatsächlich mit ihm in der Spielhölle, obwohl du wusstest, dass er sich nicht aufregen durfte? Wie konntest du das tun, Hedwig?«
    »Er sollte nur ein bisschen Spaß haben«, bekundete diese würdevoll. »Wir waren in der Spielbank in Bad Neuenahr, jedes Wochenende. Pokern. Erwin liebte Poker! Und es war herrlich, jedes einzelne Mal!«
    Erna schob die Tasse weit von sich und stand auf. »Nicht einmal du, Hedwig, bist dazu fähig, das Leben eines Mannes zu riskieren, nur für ein bisschen Spaß. Ich frage dich also zum letzten Mal: Was sollte das alles?«
    Hedwig schwieg.
    Erna hob die Hand mit dem silbernen Teelöffel und klopfte damit gegen die Fensterscheibe. Es klang unangenehm laut.
    »Doppelverglasung«, sagte sie. »Die hast du auch erst seit kurzem, oder, Hedwig?«
    »Mein Rheuma«, entgegnete Hedwig. »Es war schlimm, wie es immer durch die Scheiben zog.« Sie warf einen Blick durch die Scheibe. Der Himmel schien aufzuklaren, die Regenwolken verzogen sich.
    »Ich frage mich nur, wie du dir neue Fenster leisten kannst, bei deiner angeblich so kleinen Rente?«
    Hedwig krauste die Nase und gab ein entrüstetes Schnauben von sich, das vieles bedeuten mochte.
    »Er hat es dir gegeben, die ganze Zeit. Du hast ihn gefahren, und dafür hat er dir alles Geld gegeben, das er gewonnen hat. Du hast ihn ausgenutzt, so wie früher! Wie lange lief das schon?«
    »Sei nicht albern, Erna.«
    »Bei meiner feinen Nase hätte ich diesen furchtbaren Vanilletannenbaum doch viel früher riechen müssen! Aber wahrscheinlich war der Geruch bis zum Morgen verflogen, sonst wäre ich euch schon viel eher auf die Schliche gekommen. Hätten Erwin und ich in einem Raum geschlafen, dann wäre ich von dem Gestank bestimmt aufgewacht! So aber konnte Erwin jede Nacht ungestört losziehen und sich dabei in Lebensgefahr begeben, und nur weil ich …« Sie schniefte, zog ein Taschentuch hervor und schneuzte sich diskret. »Nur weil ich schnarche. Wobei es für diese Tatsache keine Zeugen gibt, einzig Erwin hat das behauptet. Hat er das nur getan, damit er ungestört seine Nächte planen kann, Hedwig?«
    Hedwig schwieg, aber eine feine Röte war ihr in die Wangen gestiegen.
    »Jedenfalls weiß ich jetzt, Hedwig, warum du all die Jahre deinen Führerschein nicht abgegeben hast, obwohl du kaum noch gucken kannst! Ich habe mich so oft gefragt, warum du den Wagen behalten willst. Erwin sagte immer, du behältst ihn als Andenken an deinen Friedrich. Und dabei wusste Erwin genau, dieser verlogene, verlogene …« Ihre Stimme verlor sich, und sie griff nach dem Keksteller und biss kräftig in ein Heidesand, so dass es krümelte. »Jetzt brauchst du den Wagen nicht mehr, Hedwig.«
    »Das stimmt!«, rief Hedwig. »Und deinen blöden Dufttannenbaum auch nicht!«
    Erna strich ihr Taschentuch glatt und presste die Lippen fest aufeinander. Sie wusste jetzt, was sie wissen musste. Sie faltete ihre dunkelgrüne Papierserviette sehr sorgsam zusammen und tupfte sich damit die Lippen. »Ich hätte gern noch Tee, Hedwig.«
    »Mach ihn dir doch selber!« Angriffslustig funkelte sie Erna an.
    Diese stand auf »Das kann ich selbstverständlich tun, ich kenne mich hier ja aus. Bleib nur sitzen!«
    Kaum war Erna aus dem Raum, trat Hedwig an den

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