Mars Trilogie 1 - Roter Mars
die Kuppe von Tharsis, zwischen Ascraeus und Pavonis. Hier wurde die Doppeltransponderstraße zu einem richtigen Betonband unter den Rädern. Beton unter einem Anflug von Staub. Schließlich stieg die Fahrbahn steil empor und führte ihn direkt auf den nördlichen Hang von Pavonis Mons. Das ging so lange weiter, bis es ihm wie ein langsamer Blindstart in den Weltraum vorkam.
Der Krater von Pavonis war, wie die Afrikaaner ihm bestätigt hatten, erstaunlich genau auf dem Äquator plaziert. Das runde O seiner Caldera saß wie ein Ball genau auf der Linie des Äquators. Dadurch wurde der Südrand von Pavonis zu einem perfekten Ankerpunkt für einen Raumlift, da er zugleich genau auf dem Äquator lag und siebenundzwanzig Kilometer über dem Bezugsniveau. Phyllis hatte schon für die Konstruktion eines einfachen Habitats auf dem Südrand vorgesorgt. Sie hatte sich selbst auf die Arbeit am Aufzug gestürzt und war eine seiner Hauptorganisatoren.
Ihr Habitat war in die Wand des Calderarandes eingelassen im Stile von Echus-Aussichtspunkt, so daß Fenster in verschiedenen Stockwerken über die Caldera blickten, sofern der Staub nachließ. Vergrößerte und an die Wände geheftete Fotos zeigten, daß die Caldera sich schließlich als eine einfache kreisrunde Senke erwies mit fünftausend Meter tiefen Wänden, die nahe dem Boden leicht terrassiert waren. Die Caldera war in früheren Tagen oft eingesunken, aber immer an derselben Stelle. Sie war der einzige unter den großen Vulkanen, der so regelmäßig war. Die anderen drei hatten Calderas wie Gruppen sich überlappender Kreise, wobei jeder Kreis in anderer Tiefe lag.
Das neue Habitat, derzeit noch namenlos, war von der UNOMA erbaut worden, aber Ausstattung und Personal waren von der transnationalen Gesellschaft Praxis geliefert, die zu den allergrößten gehörte. Gegenwärtig waren die fertiggestellten Räume mit Beamten dieser Gesellschaft besetzt oder denen anderer Transnationaler, die Subkontrakte für das Liftprojekt hatten. Dazu gehörten Vertreter von Amex, Oroco, Subarashi und Mitsubishi. Und alle ihre Bemühungen wurden koordiniert von Phyllis, die jetzt offenbar Helmut Bronskis Assistentin und Leiterin der Operation war.
Auch Helmut war da; und nachdem John ihn und Phyllis begrüßt hatte und einigen der zu Besuch weilenden Beratern vorgestellt worden war, wurde er in einen großen, hohen Raum mit einer Fensterwand geführt. Vor dem Fenster wirbelten Wolken aus dunkelorangefarbenem Staub in die Caldera hinunter, so daß es schien, als stiege der Raum undeutlich in die Höhe in einem matten fluktuierenden Licht.
Die einzige Ausstattung des Raums bestand aus einem Marsglobus von einem Meter Durchmesser, der brusthoch auf einem blauen Plastikständer ruhte. Von diesem Globus, speziell von der Erhöhung, die Pavonis Mons darstellte, lief ein etwa fünf Meter langer Silberdraht aus. An dessen Ende war ein kleiner schwarzer Punkt. Der Globus rotierte auf seinem Ständer mit ungefähr einer Umdrehung pro Minute, und der schwarze Punkt am Ende rotierte mit ihm und blieb immer über Pavonis.
Eine Gruppe von etwa acht Personen umgab diese Darstellung. »Alles ist maßstabsgetreu,« sagte Phyllis. »Der areosynchrone Satellit ist 20435 Kilometer vom Massenzentrum entfernt, und der Äquatorradius des Mars beträgt 3386 Kilometer. Daher beträgt die Distanz von der Oberfläche zum areosynchronen Punkt 17049 Kilometer. Wenn man das verdoppelt und den Radius hinzuaddiert, bekommt man 37484 Kilometer. Wir werden am entfernten Ende einen Ballastfelsen haben, so daß das Kabel nicht so lang sein muß, wie es ohne diesen wäre. Der Durchmesser des Kabels wird etwa zehn Meter betragen, und es wird ungefähr sechs Milliarden Tonnen wiegen. Das Material dafür wird von seinem Ballastpunkt am Ende gewonnen werden, der ein Asteroid sein wird, welcher mit rund dreizehn und einer halben Milliarde Tonnen anfängt und, wenn das Kabel fertig ist, mit dem richtigen Ballastgewicht von siebeneinhalb Milliarden Tonnen endet. Das ist kein sehr großer Asteroid, von nur ungefähr zwei Kilometern Radius zu Anfang. Es gibt sechs AmorAsteroiden, die die Bahn des Mars kreuzen und als Kandidaten für den Job identifiziert wurden. Das Kabel wird von Robotern hergestellt werden, die den Kohlenstoff in den Chondriten des Asteroiden gewinnen und verarbeiten. Dann, in den letzten Stufen der Konstruktion, wird das Kabel zu seinem Befestigungspunkt gebracht werden, hier.« Sie zeigte pompös auf den
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