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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Fußboden des Raums. »An dieser Stelle wird das Kabel sich selbst in areosynchroner Umlaufbahn befinden und hier unten kaum Kontakt haben. Sein Gewicht wird zwischen dem Zug der Schwerkraft des Planeten und der Zentrifugalkraft des oberen Teils des Kabels und des Ballastfelsens an seinem Ende ausgeglichen sein.«
    »Was ist mit Phobos?« fragte John.
    »Phobos ist natürlich auch da unten. Das Kabel wird vibrieren, um ihn zu vermeiden in einer sogenannten Clarke-Oszillation. Das wird kein Problem sein. Auch Deimos wird man durch Oszillation aus dem Wege gehen; aber weil seine Bahnebene stärker geneigt ist, wird dieses Problem nicht so oft auftreten.«
    »Und wenn es in Position ist?« fragte Helmut mit vor Vergnügen strahlendem Gesicht.
    »An dem Kabel werden mindestens einige hundert Aufzüge befestigt werden, und Lasten werden mittels eines Gegengewichtsystems in den Orbit gehoben werden. Es wird wie üblich Mengen an Material von der Erde herunterzuschaffen geben, so daß die für Hochbringung erforderliche Energie minimal ist. Es wird auch möglich sein, die Rotation des Kabels für einen Schleudereffekt zu benutzen. Von dem Ballastasteroiden zur Erde entsandte Objekte können die Energie der Marsrotation als Anschub benutzen und werden einen energiefreien Start mit hoher Geschwindigkeit haben. Das ist eine saubere, wirksame und außerordentlich billige Methode, sowohl, um Fracht in den Raum zu heben, als auch, um sie zur Erde hin zu beschleunigen. Und angesichts der jüngsten Entdeckungen strategischer Metalle, die auf der Erde immer knapper werden, ist ein derart billiges Hochheben und Anschieben buchstäblich wertvoll. Es schafft die Möglichkeit eines Austauschs, der früher ökonomisch nicht machbar war. Es wird eine kritische Komponente der Wirtschaft des Mars sein, der Eckstein seiner Industrie. Und es wird nicht allzu teuer sein, das zu bauen. Wenn erst einmal ein kohlenstoffhaltiger Asteroid in den richtigen Orbit geschoben ist und darauf eine mit Kernenergie arbeitende robotische Kabelfabrik den Betrieb aufgenommen hat, wird die Fabrik Kabel ausstoßen wie eine Spinne ihren Faden. Man wird wenig mehr zu tun haben als abzuwarten. Die Kabelfabrik wird wie geplant jährlich mehr als dreitausend Kilometer Kabel ausstoßen können. Das heißt, wir müssen so bald wie möglich anfangen; aber nach Produktionsbeginn wird es nur noch zehn oder elf Jahre erfordern. Und das Warten wird sich schon lohnen.«
    John starrte Phyllis an, wie immer beeindruckt durch ihren Eifer. Sie war wie ein Konvertit, der Zeugnis ablegt, wie ein Prediger auf der Kanzel, ruhig und vertrauensvoll triumphierend. Das Wunder des Himmelshakens. Münchhausen und die Bohnenstange, die Himmelfahrt. Das hatte wirklich einen Hauch des Wunderbaren. »Wir haben wirklich keine große Wahl«, sagte Phyllis. »Dies holt uns aus der Senke unserer Gravitation und eliminiert sie als physikalisches und ökonomisches Problem. Das ist entscheidend. Ohne das wird man uns links liegen lassen, wir würden wie Australien im neunzehnten Jahrhundert sein, zu weit entfernt, um eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft zu spielen. Die Leute würden uns übergehen und die Asteroiden direkt ohne gravitative Beschränkungen ausbeuten. Ohne den Aufzug würden wir in Stagnation enden.«
    Shikata ga nai, dachte John zynisch. Phyllis sah ihn ganz kurz an, als ob er laut gesprochen hätte. Sie sagte: »Wir wollen nicht, daß das geschieht Und was das Beste ist: Unser Aufzug wird als experimenteller Prototyp für einen auf der Erde dienen. Die Transnationalen, die beim Bau dieses Aufzugs Erfahrungen sammeln, werden in beherrschender Position sein, wenn es dazu kommt, Kontrakte für das viel größere terrestrische Projekt abzuschließen, das bestimmt folgen wird.«
    Sie redete immer noch weiter, schilderte jeden Aspekt des Plans und beantwortete dann Fragen der Manager mit ihrer üblichen glatten Eleganz. Sie erntete eine Menge Lacher. Sie war lebendig, mit strahlenden Augen. John konnte beinahe die Feuerzungen von der Masse ihres kastanienbraunen Haars lodern sehen, das in dem Sturmlicht wie eine Kappe aus Juwelen wirkte. Die Manager und Projektwissenschaftler erglühten unter ihrem Blick. Sie hatten es mit einer großen Sache zu tun und wußten das. Die Erde war ernsthaft vieler Metalle entblößt, die man auf dem Mars fand. Es waren Vermögen zu gewinnen, enorme Vermögen. Und jeder, der ein Stück der Brücke besaß, über die jede Unze Metall gehen müßte,

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