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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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würde auch ein riesiges Vermögen machen, wahrscheinlich das größte Vermögen von allen. Kein Wunder, daß Phyllis und alle anderen ein Gesicht machten, als wären sie in der Kirche.
    An diesem Abend stand John vor dem Dinner im Bad und nahm, ohne sich im Spiegel anzuschauen, zwei Tabletten Omegendorph ein. Phyllis hatte ihm Übelkeit bereitet. Aber nach der Droge fühlte er sich besser. Phyllis war ja schließlich auch nur eine weitere Rolle im Spiel. Und als er sich zum Essen hinsetzte, war er in freundlich mitteilsamer Stimmung. Okay, dachte er, die haben ihre Goldmine in Form einer Bohnenstange. Aber es war nicht klar, ob sie diese für sich würden behalten können, sogar höchst unwahrscheinlich. So sehr, daß ihre Selbstzufriedenheit wie die einer fetten Katze etwas komisch, aber auch peinlich war. Und er lachte inmitten eines ihrer enthusiastischen Gespräche und sagte: »Haltet ihr es nicht für unwahrscheinlich, daß ein solcher Aufzug in Privatbesitz verbleiben wird?«
    Phyllis sagte mit ihrem strahlenden Lächeln: »Wir haben nicht vor, ihn in Privatbesitz zu lassen.«
    »Aber ihr erwartet Bezahlung für seine Konstruktion. Und dann erwartet ihr, daß Konzessionen eingeräumt werden. Ihr wollt Profit aus dem Unternehmen schlagen. Ist das nicht Unternehmenskapitalismus?«
    »Nun ja, natürlich«, sagte Phyllis und sah gekränkt aus, weil er von solchen Dingen so unverblümt gesprochen hatte. »Jeder auf dem Mars wird davon profitieren, das liegt im Wesen der Sache.«
    »Und ihr werdet von jedem Prozentsatz noch Prozente abschöpfen.« Raubtiere am oberen Ende der Kette. Oder vielmehr Parasiten, die an ihrer vollen Länge auf und ab kletterten. »Was denkst du, wie reich die Erbauer der Golden Gate Bridge geworden sind? Sind große transnationale Dynastien aus dem Profit der Golden Gate Bridge gebildet worden? Nein. Sie war doch ein öffentliches Vorhaben. Die Erbauer waren öffentliche Beamte, die für ihre Arbeit ein Standardgehalt bezogen. Würdest du wetten, daß der Marsvertrag hier für infrastrukturellen Bau nicht eine ähnliche Übereinkunft ausbedingen würde? Ich bin mir dessen recht sicher.«
    »Aber der Vertrag steht erst in neun Jahren zur Revision an«, sagte sie mit funkelnden Augen.
    John lachte. »So ist es! Aber du würdest nicht glauben, welche Stimmung ich rund um diesen Planeten für einen revidierten Vertrag sehe, der noch engere Grenzen für Investitionen und Profit seitens der Erde setzt. Du hast einfach nicht aufgepaßt. Du mußt bedenken, daß dies hier ein vom ersten Federstrich an aufgebautes ökonomisches System ist - auf Grund von Prinzipien, die wissenschaftlich sinnvoll sind. Es gibt hier nur eine beschränkte tragende Kapazität, und um eine lebenstüchtige Gesellschaft zu schaffen, müssen wir das beachten. Ihr könnt nicht einfach Rohstoffe von hier zur Erde schaffen. Die Kolonialära ist vorbei. Das müßt ihr bedenken.« Er lachte wieder über die glitzernden Augen, die auf ihn gerichtet waren. Es war, als hätte man Gewehrvisiere in ihre Hornhäute eingepflanzt.
    Und erst später, als er wieder in seinem Zimmer war und sich an diese Blicke erinnerte, kam er auf den Gedanken, daß es wahrscheinlich keine sehr gute Idee gewesen war, ihre Nasen so hart auf die Lage zu stoßen. Der Amex-Mann hatte sogar sein Handgelenk an den Mund gehoben, um eine Notiz zu machen, in einer Geste, die offenkundig gesehen werden sollte. Dieser John Boom ist eine Katastrophe hatte er geflüstert und dabei die ganze Zeit John angeblickt. Er hatte gewollt, daß er gesehen würde. Nun, ein neuer Verdächtiger. In dieser Nacht schlief John erst spät ein.
     
    Er verließ Pavonis am nächsten Tag und wandte sich nach Osten, Tharsis hinunter in der Absicht, volle siebentausend Kilometer bis Hellas zu fahren, um Maya zu besuchen. Durch den großen Sturm verlief die Reise recht einsam. Die südlichen Gebirge zeigten sich nur kurzzeitig trübe durch aufgeblähte Sandvorhänge mit dem ständig wechselnden Pfeifen des Windes als Begleitung. Maya freute sich, daß er zu Besuch kam. Er war noch nie in Hellas gewesen, und eine Menge Leute warteten dort darauf, ihn kennenzulernen. Sie hatten nördlich von Low Point ein erhebliches Wasserlager entdeckt und planten jetzt, Wasser von da an die Oberfläche zu pumpen und in Low Point einen See zu schaffen, der ständig durch Sublimation Wasser an die Atmosphäre abgeben würde, das man durch Nachschub aus der Tiefe ergänzen könnte. Auf diese Weise erhalten,

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