Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
Vom Netzwerk:
entwickelt. Sie haben ganz allein damit angefangen. Eigentlich wollte ich nur, dass sie nicht mehr mit Beta rumstreiten. Aber sie haben einige interessante Sachen gemacht, und jetzt haben wir eine Hand. Ganz brauchbar. Damit könnten wir die biologische Hand von jemandem ersetzen. Sie funktioniert nicht in jeder Hinsicht so gut, vor allem wegen des Empfindungsverlusts, aber sie bietet Vorteile. Sie ist stärker. Und ein Mehrzweckinstrument. Zum Beispiel könnte man einen Finger mit einem Spektrografen ausstatten, um elektromagnetische Wellen wahrzunehmen. In unserem Metier wäre das wirklich nützlich. Und alles daran lässt sich aufrüsten. Damit eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für zukünftige Verbesserungen.«
    »Das klingt genau nach dem, was uns interessiert.«
    »Das dachte ich mir schon. Und es ist bereit. Für die Tests.«
    »Soll ich jemanden finden, der eine prothetische Hand braucht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich übernehmen.«
    »Das können … Sie meinen …«
    »Ich kann meine Hand ersetzen.«
    Cassandra Cautery schwieg. »Das ist sehr großmütig von Ihnen, Charlie. Aber ich denke, wir suchen lieber nach einer Versuchsperson.«
    »Es macht mir nichts aus.«
    »Nun … danke. Aber Sie können nicht jedes bionische Gerät, das Sie erfinden, an sich selbst testen.« Sie lächelte. »Oder?«
    »Na ja.«
    »Charlie, Sie leisten hervorragende Arbeit. Der Vorstand ist begeistert davon, wie alles läuft. Und ich genauso. Offen gestanden habe ich befürchtet, dass bei diesem ganzen Projekt eine Katastrophe auf uns zurollen könnte. Nun, keine Katastrophe. Aber möglicherweise ein böser Schlamassel. Und Sie haben mich komplett vom Gegenteil überzeugt. Also … am besten machen wir einfach so weiter, wie wir angefangen haben. Und ich suche jemanden, der eine Hand braucht. Was halten Sie davon?«
    Ich blieb stumm.
    »Ja«, schloss sie, »so machen wir es.«
    Wir führten einen offenen Versuch mit der neuen Schnittstelle durch. Wie sich zeigte, ließen sich die Beine von Alpha nicht tief genug beugen. Ich konnte sie nicht befestigen, ohne mir bei jedem Zucken Nadeln herauszureißen. Also wechselte ich in letzter Minute zum Modell von Beta. Das löste Betroffenheit und Schadenfreude aus, denn Beta war durch das Debakel mit den Rädern weit zurückgeworfen worden. Doch die Technologie stand im Vordergrund. Die Beine von Beta waren nur halb so schwer und aus geschwungenem Silberstahl. Von allen Modellen hatten sie die größte Ähnlichkeit mit echten Beinen. Bis auf die Füße, die Hufe waren. Mit Hufen hatten wir die besten Erfahrungen gemacht. Als ich die letzten Nadeln angebracht hatte, ließen mich zwei Assistenten in die Beta-Beine gleiten und kippten mich in eine aufrechte Stellung. Noch war nichts eingeschaltet. Die Assistenten strömten aus dem Labor und drängten sich nach und nach an die grünen Scheiben der Glashalle. Ich spürte eine Anwandlung von Nervosität. Aber nicht unbedingt, weil ich gleich erfahren würde, was passierte, wenn man sein Gehirn direkt an ein Paar mechanische Beine mit eigenem Antrieb anschloss, sondern eher, weil so viele Leute zuschauten. Mit dem Daumen suchte ich nach dem Stromschalter und legte die andere Hand auf den Notausschalter. Oben in der Glashalle bemerkte ich Jasons erhobene Daumen. Falls Stromschalter und Notausschalter versagten, musste Jason per Fernbedienung eine Killfunktion auslösen. Diese Sicherheitsvorkehrungen waren allerdings rein theoretischer Natur, weil die Beine nur ein Zehntel der regulären Stromzufuhr erhalten sollten. Und wir hatten alles umfassend mit der Software getestet. Eigentlich erwarteten wir keine Überraschungen.
    Ich schaltete ein. Ein hohes, kaum wahrnehmbares Wimmern ertönte. Ich versuchte, es zu ignorieren. So deutlich wie nur möglich stellte ich mir vor, das rechte Bein zu heben und einen Schritt zu machen.
    Nichts geschah. Enttäuscht öffnete ich die Augen. Doch als ich den Blick senkte, sah ich, dass mein rechtes Bein vor dem anderen stand. Ich meine das Beta-Bein. Es hatte genau meine Anweisungen befolgt und zwar so vollkommen, dass ich es gar nicht gemerkt hatte. Hinter dem sieben Zentimeter dicken, durchsichtigen grünen Plastik der Glashalle hüpften meine Laborassistenten mit wackelnden Z-Billen und stumm jubelnd auf und ab.
    Je mehr ich an der Hand von Gamma herumtüftelte, desto mehr begeisterte ich mich dafür. Schon komisch, wie schnell einem etwas unerträglich wird, sobald man weiß, dass es etwas

Weitere Kostenlose Bücher