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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Prothese, die einem Menschen den Tastsinn zurückgab. Aber jedes Mal, wenn ich fehlendes Interesse las, hätte ich am liebsten jemanden niedergetrampelt.
    Ich setzte das gesamte Team darauf an. Alpha, Beta, Gamma und Omega, insgesamt ungefähr hundert Leute. Am Ende des Tages hatten sie sich eigenständig in hierarchische Strukturen für Aufgabendelegierung und Zuständigkeiten aufgegliedert. Das war mir völlig egal. Ich gab nur das Ziel vor. Wie sie es erreichten, war ihre Sache. In diesem Sinn waren sie wie ein Unterprogramm. Wie die Wegsuchtechnologie in meinen Beinen. Allmählich leuchtete mir Cassandra Cauterys Körpervergleich immer mehr ein. Am dritten Tag spannte Omega eine Frau in ein Nervennetz, wo sie Farben schmecken konnte. Alpha entwickelte eine hautartige Legierung, die vielversprechend erschien, bis einer von ihnen dreitausend Volt abbekam und sie sich mit der Personalabteilung in Verbindung setzen mussten. Doch trotz dieser Rückschläge machten wir Fortschritte. Am Ende der Woche hatten wir eine Nervenschnittstelle, die grobe Sinneseindrücke in beide Richtungen übertragen konnte. Es war noch verschwommen, jede Berührung wie in Watte gepackt, aber ich konnte die Augen schließen und merkte, wenn ein Assistent in einer Netzmatrix herumstocherte. Alle waren sehr stolz. Nicht etwa, weil wir so intelligent waren. Nein, sondern weil noch niemand vor uns so etwas versucht hatte.
    Ich machte mich wieder an die Arme. Sie waren aus Titan, hatten Servoantrieb und konnten sich auf drei unabhängigen Achsen um dreihundertsechzig Grad drehen. Eines Nachts starrte ich sie an und erkannte, dass nichts mehr daran zu verbessern war. Es waren die intelligentesten Geräte, die ich je gebaut hatte. Und ohne prahlen zu wollen, ich hatte schon einige intelligente Geräte gebaut. Einmal entwickelte ich eine müllfressende Mikrobe. Man konnte den Mülleimer aufmachen, die Essensreste hineinwerfen, und eine Stunde später waren sie weg. Die Mikrobe ließ nichts übrig. Das Projekt kam aber nicht durch die Qualitätssicherung, weil die Gefahr bestand, dass die Mikrobe alles auffraß, wenn sie freigesetzt wurde. Man hatte Angst vor einem Mülltonne-frisst-Mensch-Szenario. Was aber nicht die Schuld der Mikrobe war, wie ich fand. Meiner Ansicht nach hätte man sich einfach ein sicheres Gefäß einfallen lassen können. Wie auch immer. Solche Probleme gab es bei den Armen nicht, weil hier nur eine Meinung zählte, und zwar meine.
    Ich zog mich in die Schlafkabine zurück und ließ die Contours zusammenschnurren. Die Pflanze, die ich vor einer Woche gestohlen hatte, hing braun und runzlig da. Ich hatte sie nicht gegossen. Auch der Mangel an natürlichem Licht hatte sich wohl nachteilig ausgewirkt. Ich war ungehalten. Ein Organismus, der ohne fremde Hilfe nicht überleben konnte, war einfach nur jämmerlich. Das war vielleicht ein wenig unfair gegen die Pflanze, die in ein unwirtliches Milieu versetzt worden war. Trotzdem bestärkte es mich in meiner Vision.

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    Ich schrieb eine E-Mail an Cassandra Cautery. Die dritte Fassung las sich so:
    Sie wollten auf dem Laufenden über zerstörende Prüfverfahren gehalten werden. Dieses Stadium haben wir jetzt erreicht, nur damit Sie Bescheid wissen. CN.
    Ich setzte alles in eine Zeile, damit sie es vielleicht übersah. Dann klickte ich auf SENDEN und wartete. Zehn Sekunden später ging das E-Mail-Benachrichtungsfenster auf, und das Herz wurde mir schwer, als ich den Betreff sah. STOPP NICHT FORTFAHREN MIT ZERSTÖR. PRÜFVERF. Ich öffnete die Nachricht. Dort stand nur: Bitte Anruf. Dann läutete mein Schreibtischtelefon. Eine Weile schaute ich es an. Aber es gab kein Entrinnen. »Hallo?«
    »Wo sind Sie? Was passiert gerade?«
    »Nichts. Ich bin in der Glashalle.«
    »Bleiben Sie dort, okay? Tun Sie nichts. Ich komme runter. Zuerst muss ich noch jemanden anrufen. Aber gleich bin ich bei Ihnen. Rühren Sie sich nicht von der Stelle.«
    »Ich habe nichts von heute gesagt. Ich wollte Sie nur informieren.«
    »Super. Danke. Aber ich möchte nicht, dass Sie sich verletzen. Ist das klar?«
    »Ich dachte, Sie helfen mir. Sie haben es mir versprochen.« Meine metallene Hand krampfte sich um den Hörer. Normalerweise wurde ich nicht so leicht böse auf Leute. Ich war alles andere als streitsüchtig. Aber es war bitter zu entdecken, wen Cassandra Cautery in Wirklichkeit unterstützte. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. »Ich mache diese Körperteile für mich.«
    »Das ist nicht

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