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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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zweckmäßig, Charlie.«
    »Doch, es ist zweckmäßig. Erzählen Sie mir nichts von Zweckmäßigkeit. In meiner Arbeit geht es um nichts anderes. In Ihrem ganzen Leben werden Sie nie so viel über Zweckmäßigkeit wissen wie ich.«
    »Beruhigen Sie sich. Wir müssen uns nicht streiten.«
    »Das sind meine Arme.«
    »Ich schicke den Sicherheitsdienst.«
    Assistenten hatten sich in der Glashalle versammelt und verfolgten das Ganze mit riesigen Neonaugen. Ich kehrte ihnen den Rücken zu. »Wir haben wochenlang ge arbeitet, um so weit zu kommen, und jetzt sollen wir nicht mit den Tests anfangen? Sie können da nicht ein fach einen Fremden dazuholen. Einen x-beliebigen Amputierten. Das Labor unterliegt strengen Sicherheitsvorschriften. Es dauert Wochen, bis jemand die Genehmigung kriegt.«
    »Das habe ich schon geregelt. Ich muss nicht … behalten Sie einfach die Ruhe. Bleiben Sie sitzen und machen Sie nichts, okay?«
    »Was soll das heißen, Sie haben es schon geregelt?«
    »Spielt keine Rolle. Ich …« Aus dem Hörer kam das Geräusch schnippender Finger. Sie machte jemandem Zeichen. »Rühren Sie sich nicht von der Stelle.«
    »Wie haben Sie das geregelt?«
    »Los«, zischte Cassandra Cautery, aber der Befehl galt nicht mir. Ich legte auf. Als ich mich umdrehte, war ich mit einem Dutzend katzenartiger Augenpaare konfrontiert.
    Jason räusperte sich. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich schwieg. Ich musste nachdenken. Die Wachleute waren unterwegs. Ich wusste nicht, was sie tun würden, wenn sie eintrafen. Vielleicht nichts. Aber vielleicht bot sich mir noch ein schmales Zeitfenster, um ungehindert zu handeln. »Gehen Sie wieder an die Arbeit«, wies ich die Katzen an. Dann plonk-plonkte ich aus der Glashalle und hinunter ins Labor 5. Dort wurden die Arme aufbewahrt, die die jüngste Inkarnation der Technologie mit Servoantrieb und sensorischer Rückmeldung in sich trugen. Sie hingen an Plastikschnüren, beschienen von Scheinwerfern. Natürlich. Ich verstand gar nicht, warum es mich gedrängt hatte nachzusehen. Ich strebte ins Labor 1. Diesen Raum nannten wir seit einiger Zeit das Archiv, weil wir dort die Körperteile deponierten, die nicht richtig funktionierten, nie beendet worden oder nur so lange aufregend gewesen waren, bis wir etwas Neues erfanden. Unter anderem gab es ganze Finger, Milzen und Mägen. Mit dem metallenen Ringfinger berührte ich das Sicherheitsdisplay. Es glühte rot auf. Ich starrte es an. Dieses Schloss hatte mir noch nie Rot gezeigt. Noch nie. Es gab keinen Grund dafür. Das war mein Raum. Hier bewahrte ich meine Körperteile auf.
    Aus meinem Mund drang ein Ächzen. Erneut probierte ich den Finger. Rot. Vielleicht stimmt was mit dem Finger nicht. Doch der Finger war in Ordnung. Es lag am Schloss. Cassandra Cautery hatte meine Zugangsberechtigung deaktiviert. Bei Better Future würde sich keine Tür mehr für mich öffnen. Schwindel stieg in mir hoch. Ich tastete nach der Wand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, was natürlich unsinnig war, weil ich in den Contours saß, die mich aufrecht hielten, egal, ob ich bei Bewusstsein war oder nicht, im Gegensatz zu verräterischen Fleischbeinen. Und dann schwanden mir tatsächlich die Sinne, und ich knallte mit dem Kopf an die Wand. »Aua«, entfuhr es mir. Die Contours machten einen stotternden Schritt. Ich hatte sie nicht dazu aufgefordert. Ich drehte durch, die Nervenschnittstelle wurde geflutet. Das war schlecht. Das konnte zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen. Auf jeden Fall musste ich unbedingt ins Archiv, um mich zu überzeugen, dass mit meinen Körperteilen alles in Ordnung war.
    Ich trat gegen die Tür. Sie platzte nach innen und prallte von einem Metallregal an der hinteren Wand ab. Meine eigene Gewalttätigkeit ließ mich zusammenzucken. Knisternd sprangen die Lichter an. Ich marschierte hinein. Wir bemühten uns zwar immer um Ordnung, aber hier sah es aus, als wäre ein Heer von Robotern explodiert. Ich ließ den Blick über die Regale gleiten, um das Inventar zu erfassen. Ich konnte mich nicht mehr an alles erinnern, was wir gebaut hatten, doch anscheinend fehlte nichts. Ich merkte, wie ich mich beruhigte. Ich hatte mich albern benommen. Hatte mich hinreißen lassen. Natürlich waren alle meine Körperteile da. Die kaputte Tür zu erklären war bestimmt nicht einfach.
    Dann erspähte ich plötzlich eine Lücke. Ein freier Platz auf einem Regalbrett, der dort nicht hätte sein dürfen. Mir fehlten zwei Arme. Kein angenehmes

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