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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Carl bestimmt weiterhelfen.« Sie lächelte. Eine Hand ruhte leicht auf Carls Schulter.
    »Ich muss mit dir reden.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Das … na gut.« Sie trat um Carl herum. »Üben Sie schön weiter.«
    »In Ordnung«, antwortete Carl.
    »Er hat auf dich geschossen«, flüsterte ich. »Mitten ins Herz. «
    Lola schaute mich finster an. Wirklich bitterböse. Das hatte ich noch nie an ihr gesehen. Ihre Augenbrauen waren um dreißig Grad rotiert. »Glaubst du vielleicht, das weiß ich nicht?«
    »Aber wie kannst du dann …«
    »Weil er verletzt ist.«
    »Das …« Ein Stück weiter hinten im Korridor hustete ein Wachmann in die Hand. Ich zwang mich, die Stimme zu senken. »Das war kein Unfall.«
    Lolas Brauen hüpften. »Wie kommst du darauf?«
    »Nichts, was hier passiert, ist ein Unfall. Cassandra Cautery hat gesagt …«
    »Als du dein erstes Bein verloren hast, war es doch auch ein Unfall. Du hast dich in einer Zwinge verfangen.«
    »Das war was anderes. Darauf kommt es auch gar nicht an. Es kommt darauf an …«
    »Ja, worauf kommt es an?« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Raus damit.«
    Diese emotionalen Gesten brachten mich aus der Fassung. Ich war Diskussionen mit Wissenschaftlern gewohnt, die einem mit völlig unbewegter Miene erklärten, warum man dumm war und wo man einen Fehler gemacht hatte. »Es kommt darauf an, dass es meine Körperteile sind.«
    Lola erstarrte. Ihre Stimme war auf einmal ganz leise und gefährlich. »Das meinst du jetzt nicht im Ernst.«
    »Ich habe sie gebaut. Er hat sie genommen, ohne mich zu fragen. Oder irgendjemand hat sie genommen. Wie würdest du dich fühlen, wenn du jemanden triffst, der Teile von deinem Körper trägt?«
    Sie zog ein Gesicht. »Was?«
    »Er hat ein Stück von mir an seinem Körper.« Panik stieg in mir auf. »Ich glaube, ich erkläre das nicht besonders gut.«
    »Es ist eine Prothese. Eine Prothese, Charlie.«
    » Meine Prothese.«
    »Er hat beide Arme verloren!« Ihre Stimme hallte durch den Gang.
    Ich schielte über die Schulter. Die Wachleute mieden meinen Blick. Ich schluckte. »Ich kann … ich baue was. Nur für ihn.«
    Lola musterte mich. »Du überraschst mich.«
    »Sie werden ihm die großen Arme geben. Die ich für mich gemacht habe. Sie werden sie mir verweigern.« Ich wollte sie berühren, aber sie schüttelte mich ab. »Gehen wir in deine Suite. Du solltest nicht hier sein. Du hast gerade eine Herzoperation hinter dir.«
    »Das ist zwei Monate her.« Wahrscheinlich hatte sie recht, auch wenn ich es kaum glauben konnte. »Mir geht es gut. Aber dem Mann da drinnen nicht.« Sie deutete auf das Krankenzimmer.
    »Lola«, sagte ich. »Warte. Geh nicht rein.«
    Sie ließ mich stehen.
    »Ich weiß, es sind Ihre Körperteile.« Cassandra Cautery breitete die Arme aus. »Wozu die ganze Aufregung. Es sind Ihre Teile.«
    Ich nickte. »Meine Teile.«
    »Ich habe eine Schwester. Sie hat sich früher immer meine Kleider ausgeborgt. Überall habe ich nach diesem einen Gürtel gesucht, da spaziert sie herein und hat ihn um. Das hat mich in den Wahnsinn getrieben.« Sie stützte den Ellbogen auf die Sofalehne. Die Beine hatte sie eingezogen, als wollte sie sich gleich zu einem Nickerchen zusammenrollen. Das Sofa war nicht besonders fein. Es sah aus wie eins aus dem Foyer, das eigentlich weggeworfen werden sollte. »Und das waren nur Kleider.«
    »Genau.«
    »Ich hätte mir das besser überlegen sollen. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich einfach Ihre Gefühle außer Acht gelassen habe.«
    »Ich wollte mir nicht die Arme abhacken. Zumindest nicht heute.«
    »Natürlich nicht, klar. Natürlich nicht. Mich hat einfach wieder mal …« Ihre Hand tanzte durch die Luft. »Der Kontrollwahn gepackt. Sie müssen begreifen, dass ich bei diesem Projekt mehr als je zuvor gezwungen bin, über meinen Schatten zu springen. Ich genieße Herausforderungen, Charlie. Das habe ich auch dem Manager gesagt. Ich genieße sie. Aber es fällt mir verdammt schwer, mich zurückzulehnen und die Dinge geschehen zu lassen. Das kostet mich viel Überwindung. Und was heute passiert ist, Charlie … ich habe einfach instinktiv reagiert.« Sie amtete tief durch. »Ich werde daran arbeiten, Ihnen zu vertrauen. Das verspreche ich, Charlie. Können Sie mir dann im Gegenzug auch vertrauen?«
    Ich zögerte. Sie wirkte überzeugend. Andererseits war ich ein außerordentlich schlechter Menschenkenner.
    »Sie wollen die Arme, das weiß ich. Ich werde dafür kämpfen, dass Sie sie

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