Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
gebraucht.
Die Kutsche hielt.
Ferguson und seine Frau erwarteten sie an der Treppe, andere vertraute Gesichter tauchten im Licht der Kutschenlampen auf. Das Gepäck wurde abgeladen. Ferguson hatte das Haus gut vorbereitet. Große Feuer flackerten in den Kaminen, selbst in dem in der Halle, denn Wärme war jetzt sehr willkommen.
Als sie endlich in ihrem Zimmer waren, von dem aus man auf das Meer blicken konnte, bat Catherine um ein heißes Bad. »Ich möchte alles abwaschen«, sagte sie.
Ozzard kam mit vielen Kannen voll heißem Wasser.
Sie rief durch die Badezimmertür: »Wie wird Thomas von Dulcies Tod erfahren?«
Bolitho trat ans Fenster: bedeckter Himmel, keine Sterne. Draußen sah er ein winziges Licht. Ein kleines Boot, das noch rechtzeitig zum Weihnachtsabend den Hafen erreichen wollte. Er dachte daran, wie Herrick ihm damals die Nachricht von Cheneys Tod gebracht hatte. »Admiral Godschale schickt ihm eine Depesche«, antwortete er, »mit dem ersten Kurierschiff, das zu Thomas’ Geschwader ausläuft. Ich habe ihm einen Brief beigelegt – von uns beiden.« Er hörte ihre Zustimmung. »Du bist wirklich sehr mutig gewesen. Wie leicht hättest du selber sterben können!«
Sie trat ins Zimmer, in einen Bademantel gehüllt. Ihr Gesicht glühte. »Dulcie hat im Fieber immer wieder Thomas’ Namen gerufen. Sie wußte, daß sie sterben mußte.«
Bolitho hielt sie so, daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Ich muß bald auf die
Black Prince
zurück, Kate. Vielleicht schon in zwei Wochen, vielleicht noch früher.«
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Ich weiß. Aber denk nicht daran. Nicht jetzt.«
Er blickte ins Feuer, in dem ein Schwarm Funken aufstieg. »Noch etwas, Kate. Es war soviel zu tun nach Olivers und dann noch Dulcies Tod, deshalb kam ich nicht dazu, es dir zu sagen. Verstehst du?«
Sie bog sich in seinen Armen zurück, als suche sie die Gedanken hinter seiner Stirn. »Du siehst aus wie ein kleiner Junge, der ein Geheimnis hat«, flüsterte sie.
»Die Ärzte können nichts mehr für mein Auge tun«, berichtete er sachlich. Und atmete erleichtert auf, weil es nun endlich gesagt war.
Sie löste sich aus seinen Armen, führte ihn zum Fenster und stieß es auf. »Kirchenglocken, Liebling, hörst du? Die Weihnachtsglocken!«
Sie hielten einander fest, während die Glocken der Kirche von Charles the Martyr ihr fröhliches Geläut über Stadt und Hügel ertönen ließen. »Küß mich«, sagte sie, »es ist Mitternacht. Weihnachtsmorgen!«
Danach schloß sie leise das Fenster und sagte: »Sieh mich an, Richard. Wenn mein Auge verletzt wäre, was würdest du tun? Es würde dich genausowenig stören wie mich deines. Wir leben weiter und geben die Hoffnung nicht auf. Kein Arzt ist unfehlbar.«
Es klopfte an der Tür, Ozzard stand vor ihnen mit einer Flasche und zwei Gläsern. Verlegen sah er sie an. »Ich dachte, das wäre jetzt das Richtige für Sie, Mylady.« Es war Champagner, gekühlt mit dem Eis des Flusses.
Bolitho dankte Ozzard, der schnell den Raum verließ, und öffnete die Flasche selber.
»Das einzig Gute, das aus Frankreich kommt!« Catherine warf den Kopf zurück und lachte wie damals im Lustgarten.
Bolitho sagte: »Weißt du, daß dies seit meiner Kadettenzeit das erste Weihnachten ist, das ich zu Hause verlebe?«
Sie schlug die Bettdecke zurück, das halbvolle Glas noch in der Hand. Dann stellte sie es ab, ließ den Mantel fallen und sah ihn aus ihren dunklen Augen an. »Komm, das wollen wir feiern.«
Bolitho küßte ihre Brüste, benetzte sie mit Champagner, küßte sie wieder.
»Komm!« flüsterte sie. »Bin ich denn ein Stein, daß du mich so lange warten läßt?«
Ferguson und Allday überquerten den Hof, um noch ein Glas zu trinken, ehe im Haus die Festlichkeiten losbrachen. Allday sah oben Kerzenlicht hinter einem Fenster brennen und seufzte. Ferguson, sein Freund seit den Tagen auf der
Phalarope,
ahnte, was in ihm vorging. Dem Bootssteurer fehlte eine Frau, in deren Arme er Liebe gefunden hätte.
»Erzähle, John«, lenkte er ihn ab. »Was ist geschehen? Wir haben nur Gerüchte gehört.«
Allday berichtete. »Und dann ist Herricks Frau gestorben. Von unserer Lady bis zuletzt gepflegt. Soll man’s glauben?«
Ferguson zog ihn durch eine Tür. Seine Frau Grace war schon zu Bett gegangen. »Hier, das ist unser bester Rum.«
Allday trank und hustete. »Der bringt aber Wind in die Segel!
Woher hast du den?«
»Von einem Schiffer, der ihn aus Port Royal
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