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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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dich holen.«
    Crandall griff nach seinem Arm. »John … John, ich hab’ Angst.«
    »Reg dich nicht auf. Um Himmels willen, bleib ruhig.« Berry hielt das Steuerhorn mit beiden Händen fest. Er wußte, daß er an die Wasserung und ihre Überlebenschancen nach der Notwasserung hätte denken sollen. Aber er war in Gedanken noch immer bei den ausgefallenen Triebwerken. Die Treibstoffzufuhr ist unterbrochen gewesen. Aber jetzt funktioniert sie wieder. Was fehlt sonst noch?
    Ein grellweißer Blitzstrahl vor dem linken Fenster ließ ihn zusammenzucken. Aber noch während der Donner verhallte, setzte Berry sich ruckartig auf. Er hatte plötzlich ein Bild aus seiner Heimatstadt Dayton, Ohio, vor Augen: Er rollte mit seinem alten Buick, dessen schwache Batterie nicht mehr genügend Strom abgab, einen Hügel hinunter, schaltete die Zündung ein, ließ die Kupplung kommen und hörte den Motor anspringen. »Sharon! Die Zündschalter! Die Zündschalter! Schnell, steh auf!« Berry sah auf den Höhenmesser. Sie waren bei 2000 Fuß.
    Als Crandall sich losschnallte und aufstand, sank die Straton eben aus der Wolkendecke. Jetzt konnte Berry die Meeresoberfläche deutlich erkennen. Unter den Wolken war die Turbulenz geringer, so daß die Maschine verhältnismäßig ruhig flog. Aber selbst aus dieser Höhe waren die weißen Schaumkronen der sturmgepeitschten Wogen auszumachen.
    Sharon Crandalls Hand lag auf Berrys Arm. Als er ihrem Blick begegnete, war er sich darüber im klaren, daß sie ihm bedingungslos vertraute, denn sie mußte als Stewardess wissen, daß sie kaum Aussichten hatte, die Wasserung unangeschnallt zu überleben.
    »Hinten auf dem Schaltpult findest du vier Schalter, die als Zündschalter gekennzeichnet sind«, erklärte Berry ihr mit klarer, ruhiger Stimme. »Aber beeil dich!«
    Sie war mit zwei Schritten am Arbeitsplatz des Flugingenieurs und suchte das Schaltpult ab. »Wo denn? Wo? John …«
    Er schloß die Augen und versuchte, sich das Schaltpult vorzustellen. Dann drehte er sich danach um. »Unten links! Unten links! Vier Schalter mit gelben Leuchten. Gelb! Gelb! Alle vier einschalten!«
    Crandall fand die Schalter, bedeckte sie mit einer Hand und betätigte alle vier gleichzeitig. »Zündung ein!«
    Berry sah auf den Höhenmesser. 900 Fuß. Die Sinkgeschwindigkeit war leicht zurückgegangen, aber sie hatten auch etwas Geschwindigkeit verloren. In weniger als einer halben Minute würde die Straton ins Meer stürzen. »Bleib sitzen und schnall dich an!« rief er Sharon zu. Dann beobachtete er die Instrumente, um zu sehen, ob die Triebwerksanzeigen sich bewegten. Er überlegte angestrengt, was noch zu tun sein konnte, damit die Triebwerke gezündet wurden, aber ihm fiel nichts mehr ein. Berry konzentrierte sich auf die vier Fernthermometer, deren Zeiger sich langsam nach oben bewegten. »Zündung! Die Triebwerke arbeiten wieder!« Aber er wußte, daß es einige Zeit dauern würde, bis die Düsentriebwerke auf Touren kamen und genügend Schub lieferten – vielleicht mehr Zeit, als ihnen noch blieb.
    Er warf einen Blick auf den Höhenmesser. 250 Fuß. Die Fluggeschwindigkeit war auf 210 Knoten zurückgegangen, und sie sanken jetzt langsamer, aber Berry spürte, daß er die Maschine bald überziehen würde. Im nächsten Augenblick ertönte bereits wieder das Blöken der Überziehwarnanlage. Berry war sich darüber im klaren, daß er das Steuerhorn nach vorn hätte drücken müssen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, aber das konnte er sich so dicht über dem Meer nicht mehr leisten. Statt dessen zog er das Steuer leicht zu sich heran und sah, daß der Flugzeugbug sich hob. Die Straton begann heftig zu vibrieren; ihr ganzer Rumpf zitterte so stark, daß Berry die Instrumente fast nicht mehr ablesen konnte. Hier kämpften die Schwerkraft und der wachsende Triebwerkschub gegeneinander. Aber der Höhenmesser zeigte Berry, daß die Schwerkraft siegen würde. Nur mehr 100 Fuß.
    Berry sah aus dem Seitenfenster. In Wirklichkeit schien er sich viel tiefer über dem Meer zu befinden. Er hatte den Eindruck, die unter ihm vorbeirasenden schaumgekrönten Wogen griffen bereits nach den Tragflächen. Er sah nach vorn. Riesige Wellenberge wälzten sich heran, türmten sich auf und brachen gischtend zusammen. Schon die Berührung mit einem dieser Ungetüme mußte bewirken, daß die Straton so viel Geschwindigkeit verlor, daß ihr Absturz unvermeidlich wurde.
    John Berry überflog die Anzeigen. Die Triebwerksleistung war gestiegen,

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