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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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sie
wieder einmal entsetzen. Langsam öffnete sie den Umschlag und las:
    Miss van Alen,
    ich möchte,
daß Sie heute abend mit mir bei Delomonico's zu Abend essen. Lorenzo
Delmonico wird Ihnen meinen Tisch zeigen. Seien Sie um j sechs Uhr abends dort.
Wir haben viel zu besprechen.
    Trevor
Sheridan
    PS: Tragen
Sie meinen Ring.
    Voller Zorn schloß sie die Augen. So
bekomme ich jetzt also meinen Marschbefehl, dachte sie wütend, während sie
den Brief zerknüllte. Schon das Postskriptum machte sie wütend genug, daß sie
das Papier in winzige Fetzen riß und sie unter ihrem Schuh zertrat. Natürlich
meinte er den Verlobungsdiamanten, der reizenderweise durch den letzten Boten
geliefert worden war. Wie eiskalt logisch konnte er denken; sie sollte den
Ring in der Öffentlichkeit tragen, damit sie ganz deutlich als Sheridans
Eigentum gekennzeichnet war.
    Ihr
Entschluß, ihn zu heiraten, geriet ins Wanken. Caroline Astor war nicht mehr
da, um Alana aufzustacheln, und nun erschien ihr der Gedanke, sich an den
Iren zu binden, schlichtweg schwachsinnig. Die Geschwindigkeit und die Art, mit
der er sie zu mani pulieren versuchte, war beängstigend. Mochte sie auch kurz vorher
noch mit der Idee geliebäugelt haben, so ließ sie dieser Nachsatz im Brief
nur noch rotsehen.
    »Pumphrey«,
sagte sie, als sie die mit Paketen angefüllte Eingangshalle durchquerte.
»Lassen Sie das Coupé gegen halb sechs draußen warten. Ich muß heute
abend weg.«
    »Jawohl,
Madam.« Pumphrey verbeugte sich mit seiner professionellen,
ausdruckslosen Miene.
    Alana entließ
ihn mit einem Nicken und ging die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Sie
wollte nicht zu spät zum Dinner erscheinen... zumal sie diesen protzigen Ring
garantiert nicht tragen würde.
    ***
    Das
braune van-Alan-Coupé
bewältigte die kurze Strecke über die Fifth Avenue in ruhiger
Knickerbocker-Manier. In ihrem Wagen verborgen, sah Alana die
gußeisernen Geschäftsfronten und die Marmorpaläste an sich vorbeigleiten, die
im kühlen Zwielicht des Frühlingsabends in hellem Violett Ieuchteten. Es
war ein angenehmer Anblick, denn die Fifth Avenue war bisher von dem
enervierenden Netz der Telegraphendrähte verschont geblieben, die den Broadway
verunstalteten. Doch Alana bemerkte kaum, als die Kutsche an der Vierzehnten Straße rechts in Richtung Union Square einbog. Ihre Gedanken waren bereits
bei dem Iren.
    Das Coupé
hielt vor dem alten Grinnell-Anwesen, wo einst der frühere Besitzer des
berühmten Clippers Flying
Cloud gelebt hatte. Nun residierte hier Delmonico's mit seinen
klaren, weißrot gestreiften Markisen
konkurrenzlos als das Restaurant in New York. Das Etablissement
war zur besten Adresse der Gesellschaft geworden, wo Familientreffen, Versammlungen
und Feste, ja, sogar Ward McAlisters Erfindung, der Patriarchenball, abgehalten
wurden. Ein steter Strom von Berühmtheiten ging durch diese Türen, und Alana
hatte dort schon oft gesessen, war jedoch immer in Begleitung eingetreten.
Dieses Mal mußte sie allein hinein, und sie konnte einen Schauder des
Unwohlseins nicht unterdrücken, als der Fahrer ihr aus der Kutsche half.
    Der
Besitzer und Empfangschef, Lorenzo, erkannte sie natürlich auf .der Stelle. Er
war ein freundlicher Mann mit dünnen Koteletten und schütterem Haar. Nun sagte
er mit einer höflichen Verbeugung: »Wie schön, daß Sie uns heute abend beehren,
Miss van Alen. Erlauben Sie mir, Ihnen Ihr Cape abzunehmen, dann führe ich Sie
an Ihren Tisch.«
    Alana
lächelte und nickte. Sie hätte den Mann gerne persönlicher begrüßt, aber aus einem unerfindlichen Grund traute sie ihrer Stimme nicht mehr, seit
sie eingetreten war, Lorenzo
nahm ihr ohne weitere Formalitäten ihr kaffeefarbenes Abendcape ab und reichte
es einem bereitstehenden
Diener. »Bitte erlauben Sie, daß ich Sie begleite, Miss van Alen. Mr. Sheridan
wartet im privaten Salon.«
    »Ein
privater Salon?« Alanas Herz setzte fast aus. Damit hatte sie nicht gerechnet!
Sie hatte an einen öffentlich
sichtbaren Tisch gedacht, wo er den Ring zur Schau stellen konnte, den er an
ihrem Finger erwartete.
    Schon
wieder hatte er ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Vielleicht war es
nur logisch, daß er einen abgeschlossenen Raum gewählt hatte. Ohne Zweifel war
er auf ihre Ablehnung vorbereitet. Sie hatten tatsächlich viel zu
besprechen, und dies in aller
Öffentlichkeit zu tun, würde schwierig sein. Aber Alana mußte sich eingestehen,
daß ihre Versuche, Sheridans Verhalten zu erklären, selbst in

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