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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stab umher und Gobbel folgte der Bewegung, dicht über dem Boden schwebend.
    »Das kannst du nicht machen!« schrie der Junge. »Ich werde Häuptling werden! Du bist doch bloß ein blödes Mädchen!«
    »Ich bin die Tochter von Häuptling Gichtig und seiner Frau Godiva«, erwiderte Gwenny. »Als solche bin ich die erste in der Reihenfolge für das Häuptlingsamt, und ich stehe auch in der Rangordnung um ein Elternteil über dir. Niemand sonst kann dich aufhalten, aber mich kann überhaupt niemand bremsen. Und du kommst jetzt mit mir mit, egal, was du willst.«
    »Nein, tu ich nicht! Nein, tu ich nicht!« kreischte er. »Wachen! Verhaftet diese Hochstaplerin! Sperrt sie in eine Zelle!«
    Doch die umherstehenden Kobolde rührten sich nicht. Sie wußten, daß Gwenny das legitime Kind von Gichtig war und daß sie sich nicht einmischen durften. Jedenfalls nicht offen. Zwar gefielen ihnen die Wörter, die er verwendete, gleichzeitig wußten sie aber auch, daß kein Kind sie aussprechen durfte, und so waren sie sich unschlüssig, wie sie vorgehen sollten.
    »####!« schrie Gobbel. »++++!« Doch wenn die Umstehenden auch erbleichten, waren sie immerhin alle Erwachsene, die sich dadurch nicht völlig aus der Fassung bringen ließen. Die verbliebenen Kekse verwandelten sich in einen dampfenden Brei, aber der Bengel blieb Gefangener des Zauberbanns. Und so atmete er tief durch und spie sein allerschlimmstes Wort hervor: »$$$$!«
    Ches jugendlicher Geist taumelte vor dem Ansturm dieser abscheulichen Wörter. Ihm war übel, doch es gelang ihm, seinen Magen zu beherrschen und keine Miene zu verziehen. Er sah, wie Jenny das gleiche tat, obwohl sie sich um die Kiemen herum in noch tieferem Grün verfärbte. Das war eigentlich ganz schön beachtlich für jemanden, der überhaupt keine Kiemen besaß.
    Gwenny behielt ihre Aufmerksamkeit auf den Zauberstab gerichtet und ließ Gobbel zur Höhlentür schweben. Er zitterte ein wenig, weil sie noch nicht die volle Beherrschung über das Instrument hatte, schwebte aber hindurch.
    »Hilfe, Hilfe!« schrie Gobbel. »Sie entführt mich! Ich bin euer zukünftiger Häuptling! Haltet sie auf!«
    »Beiseite!« befahl Gwenny, und die Kobolde gehorchten zögernd. Sie ließ Gobbel den Tunnel entlang weiterschweben. Che und Jenny folgten.
    Als sie am Kinderhort vorbeikamen, wo sich die Kinder für gewöhnlich aufhielten, gelang es Gobbel, ein weiteres Wort auszustoßen. » « «!« zeterte er.
    Doch es ertönten keine Schreie entsetzter Kinder. Offensichtlich hatte Godiva sie aus dem Weg geschafft. Gobbels schrecklicher Plan war gescheitert.
    Ein Stück den Tunnel entlang gesellte Godiva sich zu ihnen. »Hier sind eure Rucksäcke. Sie enthalten Verpflegung und Wasser für zwei Tage. Ich hoffe, daß ihr es in dieser Zeit schafft. Und wenn nicht, findet ihr unterwegs hoffentlich noch etwas zu essen.« Sie überreichte jedem von ihnen einen Rucksack und warf dem in der Luft schwebenden Gobbel ebenfalls einen zu.
    »Ich will diesen Fraß nicht!« nörgelte der Bengel.
    »Dann kannst du von mir aus hungern«, erwiderte Godiva. »Es ist keineswegs so, daß dich jemand vermissen würde, wenn du verhungern solltest.«
    Gobbel überlegte es sich noch einmal und zog dann lieber den Rucksack an.
     
    Gwenny und ihre Gruppe verließen den Koboldberg und marschierten an seiner Seite herum, bis sie eine Schlucht erreichten, die ihn vom Nachbarberg trennte. Am Ende der Schlucht befand sich ein von einem Felsbrocken versiegeltes Loch.
    »Ihr müßt Gobbel einen Augenblick festhalten«, sagte Gwenny. Sie ließ den Bengel zu Che hinüberschweben.
    Che packte ihn an einem Arm, Jenny am anderen. Keiner von beiden war ein Kobold, so daß Gobbel keine Gewalt über sie hatte. »****!« rief Gobbel zappelnd, doch das Wort wirkte nicht mehr so stark, weil er es schon einmal benutzt hatte. Anscheinend hatte er nur sechs der sieben verbotenen Wörter gelernt. Das siebte würden sie ihm bestimmt nicht auch noch mitteilen!
    Gwenny richtete ihren Stab auf den Felsbrocken. Es sah so aus, als sei er schon ungefähr vierhundert Jahre hier, doch nun kam er hervorgeschwebt und ging ein Stück weiter wieder auf den Boden nieder. Damit legte sie eine dunkle, furchterregende Höhle frei.
    »He, da hausen doch die Callicantzari!« schrie Gobbel mit Furcht in der Stimme. »Da könnt ihr mich doch nicht einfach abladen!«
    »Wir gehen alle dort hinein«, versetzte Gwenny.
    »Hilfe! Entführung!« schrie er verzweifelt. »In diesem Loch

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