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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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geschehen war. Sie sah kurz von einer Tasche zur anderen, blickte dann zurück auf die Karten, die sie im Moment ausgeteilt bekam, und erst dann, mit dem Selbstvertrauen – oder war es nur Schauspielerei? – von jemandem, der seine wahren Gefühle bereits sehr lange vor seinen Mitmenschen versteckte, hob sie ihren Kopf und sah Julia direkt in die Augen.

    » Meine Tasche?«, fragte sie. Sie hatte eine tiefe, sexy Stimme.
    Julia nickte.
    Eleonore wandte sich wieder dem Spiel zu. »Ich beneide Sie um die Chanel-Sonnenbrille«, sagte sie, mehr zu den Karten, als zu Julia. Sie studierte noch immer ihr Blatt und flüsterte ihr dann zu: »Einen Moment noch, bitte.« Daraufhin blickte sie wieder auf und lächelte den Croupier breit und herausfordernd an. »Karte!«
    Julia blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Na ja, sie könnte sich auf den Tisch werfen, die Karten und Jetons durcheinanderwirbeln und eine enorme Szene heraufbeschwören, doch sie verzichtete darauf. Sie blinzelte in Eleonores Blatt und sah, dass sie bereits eine Dame und eine Fünf in der Hand hielt. Machte fünfzehn.
    Der Croupier teilte ihr eine Karte zu.
    »Neun. Was für ein Pech, Mademoiselle Deschanel.« Er zog ihre Jetons ein, stapelte sie und teilte auch schon eine neue Runde aus, noch ehe Julia Luft holen konnte.
    Doch dann passierte plötzlich etwas Seltsames mit Eleonore. In dem Moment, als ihre Karte aufgedeckt und ihr Verlust verkündet wurde, war aus dieser vermeintlich selbstbewussten Frau ein Mädchen mit kalkweißer Gesichtsfarbe geworden, das wie festgefroren dasaß und wirkte, als würde sie jeden Moment umkippen.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Julia besorgt.
    »Spielen Sie weiter, Mademoiselle?«, erkundigte sich der Croupier.
    »Ich … ich kann nicht«, stotterte Eleonore.
    »Eleonore?« Julia ließ nicht locker. »Was ist los?«

    »Kommen Sie bitte mit, Mademoiselle Deschanel.«
    Aus dem Hintergrund war ein kleiner, tadellos gekleideter Mann an ihrer Seite aufgetaucht und griff nun mit seiner Hand unter Eleonores Ellbogen. Julia vermutete, dass er um die vierzig sein müsse, doch seine Haut war verdächtig glatt, und seine schmalen Augen schienen ständig wachsam und alles im Blick zu haben. In seinem Ohr konnte Julia einen kleinen Knopf mit einem Kabel sehen, das in seinem Hemdkragen verschwand. Weiß der Teufel, was für Überwachungsapparate er sonst noch unter seiner Kleidung trug …
    »Nein!«, protestierte Eleonore, allerdings mit einer eher schwachen Stimme, die vollkommen anders klang als noch vor einigen Minuten.
    Der Croupier und der Mann sprachen ein paar Worte miteinander, jedoch viel zu schnell und zu leise, als dass Julia sie hätte verstehen können.
    Der Typ mit dem Knopf im Ohr machte Julia Angst. Dem eifrigen Nicken und der anbiedernden Körpersprache des Croupiers nach zu urteilen, handelte es sich vermutlich um den Manager. Offenbar hatte sich Eleonore soeben ziemliche Probleme eingehandelt.
    »Mademoiselle«, sprach er nun wieder Eleonore an, wobei er nach wie vor ihren Ellbogen unauffällig, aber fest umfasste. »Ich bitte Sie, machen Sie die Situation nicht unangenehmer, als sie eh schon ist. Würden Sie mich also bitte ins Büro der Geschäftsführung begleiten.« Seine Stimme klang zwar nicht sonderlich bedrohlich, dennoch lief es Julia kalt den Rücken hinunter.
    Eleonore zuckte nur leicht mit den Schultern und rutschte
schließlich von ihrem Hocker. Ihr Blick war leer und kalt. Niedergeschlagen und mit hängendem Kopf lief sie nun neben dem Man her, wie eine Verurteilte auf dem Weg zur Hinrichtung. Sie war fast einen Kopf größer als er, doch gerade dieser Größenunterschied, sein kontrollierter Griff um ihren Arm und seine Entschlossenheit, sie nicht wieder gehen zu lassen, ließen den Mann noch bedrohlicher erscheinen.
    »Einen Moment!«, rief Julia ihnen hinterher, nachdem sie einige Sekunden fieberhaft überlegt und sich daran erinnert hatte, dass sie selbst überhaupt nichts zu befürchten hatte. »Ich komme mit!«, verkündete sie und folgte der kleinen Gruppe. Sie würde den Teufel tun und Eleonore einmal mehr entkommen lassen, jetzt, wo sie sie endlich gefunden hatte. Und überhaupt – ihre Ringe! Sie war nur einen halben Meter von ihren Trauringen entfernt gewesen.
    Der Mann hielt an, drehte sich langsam um und sah sie irritiert an. »Und Sie sind …?«
    Julia musste kurz überlegen, ehe sie antwortete: »Eine Frau mit persönlichem Interesse.«
    Der Mann erwiderte nichts darauf und

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