Mein Ist Die Nacht
stehen zu bleiben.
»Wir wollen Sie
nicht länger als nötig aufhalten«, erwiderte Franka
freundlich. »Wir ermitteln im Fall der getöteten Frau.
Sicherlich haben Sie in der Presse davon
erfahren.«
»Ja, allerdings.
Schreckliche Sache.« Gespieltes Bedauern. Er war ein
grässlicher Schauspieler.
»Sagt Ihnen der
Name Mandy Klimmek etwas?«, kam Micha zum Punkt.
Wiesinger dachte
angestrengt nach, blickte ins Leere und schüttelte den Kopf.
»Nicht, dass ich wüsste«, murmelte er
schließlich.
»Sie war die
Lebensgefährtin Ihres Freundes Thomas
Belter.«
Die Augen des
Ladeninhabers verengten sich zu schmalen Schlitzen.
»Moment«, rief er. »Mandy war die Freundin von
Thomas?« Diesmal wirkte er wirklich
überrascht.
»Allerdings,
ja.«
»Das …
das ist ja ein Witz.« Wiesinger schüttelte den Kopf und
lachte amüsiert auf. »Ich wusste gar nicht, dass der
liebe Thomas … mit…«
»Sie kannten
Mandy Klimmek und wussten von ihrer Neigung«, unterbrach
Franka ihn. Sie hatte keine Lust auf Kasperletheater und
Lügengeschichten. »Sie wussten, dass Mandy nymphoman
veranlagt war.«
»Was heißt
denn nymphoman?« Wiesinger winkte irritiert ab. »Sie
war sehr offen und führte ein ausschweifendes Leben, wenn Sie
verstehen, was ich meine? Ja, um Ihre Frage zu beantworten, ich
kannte Mandy Klimmek. Aber ich wusste wirklich nicht, dass sie mit
Tom zusammen war. Die beiden sind so gegensätzlich.« Er
senkte kurz den Blick und murmelte eine Entschuldigung, bevor er
sich verbesserte. »Ich meine, sie waren so
gegensätzlich.«
»Läuft Ihr
Geschäft gut?«, erkundigte sich Franka, um das Thema zu
wechseln.
»Ich kann nicht
klagen. Warum wollen Sie das wissen?«
»Nur so. Sagen
Sie, Sie haben doch sicherlich auch einen
Onlineshop?«
»Ja,
natürlich.« Er nickte. »Das gehört in der
heutigen Zeit einfach dazu. Noch immer schämen sich viele
Menschen, in einen Sexshop zu gehen. Das ist wie mit Fastfood und
Boulevardpresse: Alle kennen es, alle konsumieren es, aber keiner
will es gewesen sein. Mit dem Onlineshop ist die Diskretion
sichergestellt. Wir versenden unsere Waren sogar in neutral
verpackten Paketen, damit Nachbarn, die aus Freundlichkeit mal eine
Sendung annehmen, nicht erfahren, was sich die Mitbewohner da
Böses bestellt haben. Dabei ist das wahrscheinlich nichts
anderes, als sie selber im Schrank haben.« Wiesinger war sehr
überzeugt von sich.
»Betreiben Sie
noch andere Geschäfte im Internet?« Franka fixierte
Wiesinger mit Blicken, während es sich Micha auf der Kante des
vollen Besprechungstisches gemütlich gemacht hatte. Mit einem
Seitenblick stellte er fest, dass es sich bei den Zeitschriften um
Erotikmagazine handelte. Allesamt Titel, die nur unter dem
Ladentisch gehandelt werden
durften.
»Worauf wollen
Sie hinaus?«
»Es gibt Foren,
in denen sich vermeintlich sexbegeisterte Frauen anbieten. Sie
stellen einen Text hinein, dazu ein paar Fotos von sich, bei denen
meist das Gesicht nicht zu erkennen ist. Die Frauen bezeichnen sich
selber als dauergeil, devot und sexsüchtig. In Wahrheit sind
sie aber keine unbefriedigten Hausfrauen, sondern Prostituierte,
denen es nicht um die Befriedigung, sondern vor allem um den
schnellen Verdienst geht. Die Aufnahme in ein derartiges Forum ist
mit Kosten verbunden. Und wir wissen, dass Sie ein solches Forum
betreiben.« Franka hatte sich in Rage geredet. »Und wir
haben in Erfahrung gebracht, dass Mandy Klimmek als so genannte
Hobbyhure auf Ihrer Domain registriert war. Sie war Ihre Kundin,
Herr Wiesinger!«
»Was werfen Sie
mir vor? Anstiftung zur Prostitution, wie es im Beamtendeutsch
heißt?« Er lachte gewinnend. »Leider können
wir Mandy Klimmek nicht mehr fragen, aber ich kann Ihnen
versichern, dass sie freiwillig bei mir registriert war«,
verteidigte er sich und schüttelte den Kopf. »Oder
wollen Sie mir ankreiden, dass ich die Website betreibe? Sind Sie
von der Sitte? Die Mädchen, die auf meiner Internetseite
aufgelistet sind, erhalten dafür ein stilvolles Umfeld. Sie
bekommen die Chance, sich gut in Szene zu setzen, sich angemessen
zu präsentieren. Dafür biete ich Ihnen eine anspruchsvoll
gestaltete Website und professionell gestaltete Fotos
an.«
»Mandy Klimmek
ist bei einem Fotoshooting ermordet worden«, rief
Franka.
»Wollen Sie
sagen, dass mein Fotograf der Mörder ist?«
»Mit wie vielen
Fotografen arbeiten Sie denn zusammen?«, mischte sich nun
auch Micha ein. Er rutschte von der Tischkante und
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