Mein verruchter Marquess
sie ihr Schicksal akzeptierte - und hoffen, dass sein Verlangen nach ihr ihn in der Zwischenzeit nicht in den Wahnsinn treiben würde. Schon jetzt fühlte er sich nahe daran.
Max bemerkte, dass es in der Kutsche still geworden war. Die heitere Fassade war verschwunden, und geblieben waren drei verlorene Jungen aus dem Orden, die jetzt Männer waren, und jeder von ihnen kämpfte mit seinen eigenen Dämonen.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde", meinte Rohan und nahm Max die Flasche ab. „Aber ich beginne den Krieg zu vermissen."
„Ich weiß genau, was du meinst", murmelte Max.
Jordans einzige Antwort war ein bitteres Lächeln.
Max seufzte tief. „Prost, Jungs", sagte er spöttisch und entkorkte eine weitere Flasche.
Unglücklicherweise wusste er schon, dass der Alkohol kein so probates Betäubungsmittel war wie die Droge, von der er gestern gekostet hatte, der Nektar ihres jungfräulichen Körpers. Sie hatte ihn beinahe verzaubert, süchtig gemacht. Er wünschte, er könnte sich auch in dieser Nacht mit diesem seltenen, köstlichen Wein betrinken. Sie schien außerdem eine medizinische Wirkung auf ihn zu haben. Aber da er sie zweifellos weit genug gedrängt hatte, musste er wohl warten. Bis zu ihrer Hochzeitsnacht.
Eine Brise, so weich wie Kaschmir, wehte vom Fluss herüber und schuf die perfekten Bedingungen für den letzten Ball des Sommers. Musik war im Garten zu hören, die bunten Laternen, die überall aufgehängt waren, waren bereits entzündet, in Erwartung der Dunkelheit in dieser Nacht der Tagundnachtgleiche.
In wenigen Stunden würde der Sommer in den Herbst übergehen, aber jetzt schlenderten die zahlreichen Gästen in ihren Ballkleidern noch durch die Gärten, plauderten mit Freunden oder saßen an den Tischen und Stühlen, die unter einem offenen Zelt aufgebaut waren. Dort floss der Wein in Strömen, und allerlei Köstlichkeiten waren aufgefahren worden, um den Gaumen zu verwöhnen.
Im Haus der Gastgeber standen alle Türen offen, die Gäste strömten allmählich in den von Kerzen erleuchteten Ballsaal und warteten, dass der Tanz begann. Die Orchestermusiker stimmten ihre Instrumente ein letztes Mal.
Gespannte Erwartung erfüllte die Luft.
Es sollte ein großes Fest werden mit Hunderten von Gästen. Daphne hatte gehört, dass der Prinzregent persönlich möglicherweise vorbeikommen würde, aber ihre Gedanken drehten sich ständig um einen bestimmten Gast, der noch nicht eingetroffen war.
Sie rechnete damit, Lord Rotherstone jeden Augenblick zu sehen, und die Aussicht auf ihre schwierige Aufgabe an diesem Abend verursachte ihr ein angespanntes Gefühl. Ihr heutiges Vorhaben war um einiges schwieriger als ihr Plan vor einigen Wochen, sich mit Albert Carew auseinanderzusetzen.
Max hatte ihr Haus am Vortag verlassen mit dem Gefühl, alles zwischen ihnen geklärt und ihren Rückzug verhindert zu haben mit dem, was er getan hatte. Aber bald würde er herausfinden, wie sehr er sich täuschte.
Nach ihrer Begegnung im Salon spürte sie bereits jetzt, wie er sie zu kontrollieren begann. Das steigerte nur ihr verzweifeltes Bemühen, aus dieser Sache herauszukommen, solange sie es noch vermochte.
Seine Größe, seine Kraft und Intelligenz, sein Reichtum, der Titel, seine Fähigkeit, ihren Vater und die ganze Gesellschaft mit seinem berechnenden Charme zu beeinflussen - und vor allem sein Geschick im Küssen, mit dem er ihren Protest durch überwältigendes Vergnügen erstickte -, all das machte den Marquess zu einem mächtigen Feind.
Sie fühlte sich schon in seinem unnachgiebigen Griff gefangen, aber noch besaß sie genügend Kampfgeist, um ihr eigenes Schicksal bestimmen zu wollen. Schließlich konnten schreckliche Dinge geschehen, wenn ein Mensch die Kontrolle über sein eigenes Leben verlor.
Lady Thurloe hatte gesagt: Mein Bruder vergibt nicht leicht. Darauf zählte Daphne bei ihrem Plan, Max ein für alle Mal gegen sich einzunehmen. Wenn sie seine unvermeidliche Bitte um einen Tanz an diesem Abend ablehnte, dann würde er die Botschaft ein für alle Mal verstehen und sie in Ruhe lassen.
Sie wollte ihm nicht wehtun, sondern ihm nur signalisieren, dass es klüger für ihn wäre, sie aufzugeben. Er sollte jemanden finden, der damit zufrieden war, ihn um seines Goldes und seines Titels willen zu heiraten.
Daphne wollte mehr - sie wollte ihn, den Menschen -, aber er hörte ihr nicht zu. Klug wie er war, konnte es nur Verstellung von ihm sein, so zu tun, als würde er sie
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