Mein Weg - Ein politisches Bekenntnis
Präsidenten besprach, ehe er zu mir kam und mir den Ablauf der Veranstaltung bestätigte.
Ob er mich damals ins offene Messer laufen ließ? Ich weiß es nicht. Allerdings war mir auch unabhängig davon klar, dass das Thema heikel und der Konflikt schwerwiegend war und dass die Sache schlecht ausgehen konnte. Gleichwohl schien es mir notwendig, den Staat zu einer anderen Haltung gegenüber der Wirtschaft zu bringen, die Praxis der »Protektion« hinter uns zu lassen und zu normalen, zivilisierten Beziehungen zu kommen. Ich fand, dass die Phase der »ursprünglichen Akkumulation« ihrem Ende entgegenging und die Zeit reif war für einen neuen Ansatz. Dass es viele »hungrige« Beamte gab, war mir wohl bewusst, doch es gab ja auch immer noch unendlich viele Möglichkeiten. Man denke nur an Gazprom.
Um es noch einmal zu sagen: Dass Staatsbeamte unter Duldung des Staatsoberhaupts persönlich gewichtigen Wirtschaftsinteressen Russlands direkt und unverhohlen zuwiderhandeln würden, konnte ich mir nicht vorstellen. Halten Sie mich für einen Idioten, aber das überstieg meine Vorstellungskraft. Und zugleich »spielte« ich bewusst gegen eine Tendenz in der Politik, die Setschin verkörperte.
Natürlich, Geld, Aktien – all das ist wichtig. Aber wir waren seit fünfzehn Jahren auf einem Weg zu demokratischen Werten, dafür hatten wir alles riskiert, sogar unser Leben. Wir hatten geirrt, waren gestrauchelt, hatten gestritten – und doch waren wir einig in unserer Auffassung davon, in welche Richtung unser Weg führte: zu einem modernen, demokratischen Staat, zu europäischen Werten. Und nun trat eine Kraft auf den Plan, die ganz offen versuchte, eine rückständige »asiatische« Mentalität, einen Polizeistaat und »sowjetische« Gepflogenheiten durchzusetzen. Damit konnte ich mich nicht einverstanden erklären. Für kein Geld der Welt.
Überhaupt war das Geld mir egal! Es ging um viel mehr, nämlich die Frage, ob man das Land verlassen musste. Damals jedenfalls sah es so aus, als wäre das schon die Maximalfrage.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Aus meiner Sicht hat auch der »asiatische« Blick auf die Dinge seine Daseinsberechtigung, und seine Anhänger haben das Recht, ihren Standpunkt zu vertreten. Aber es ist ein wesentlicher Unterschied, ob man einen zivilisierten Streit führt oder einem Widersacher gewaltsam »das Maul stopft«.
Zu Roman Abramowitsch: Ich weiß, dass Leonid Newslin seine eigene Auffassung von Romans Rolle in dieser ganzen Situation hat. Er sieht diese Rolle negativ. Ich habe keine Informationen dieser Art. Ob Roman ein zuverlässiger Partner ist? Er ist genauso zuverlässig wie alle, nicht mehr und nicht weniger. Er ist zuverlässig in einem bestimmten Rahmen. Wenn das Leben aus diesem Rahmen fällt, denkt er in erster Linie an sich und seine eigenen Interessen. Aber auch das nicht mehr und nicht weniger als alle anderen auch.
Wenn alles normal gelaufen wäre, hätten wir gut zusammenarbeiten können, denke ich. Obwohl es einige Probleme gab, weil wir charakterlich so verschieden sind. Wäre Roman nach meiner Verhaftung an die Spitze des Unternehmens gegangen, hätte er vielleicht sogar etwas ändern können – nicht an meinem persönlichen Schicksal, aber an dem des Unternehmens. Obwohl ich meine Zweifel habe. Wahrscheinlich hätte er nur den Sibneft-Aktionären das Leben leichter gemacht, oder sein eigenes schwerer, je nachdem, wie sich die Situation entwickelt hätte.
Die Opposition
Das Geld für Jabloko und die SPS kam tatsächlich aus meinen persönlichen, ausgewiesenen Dividenden, nachdem ich zuvor alle damals fälligen Steuern gezahlt hatte. Der Beweis dafür ist, dass mir selbst in unserem pervertierten Rechtssystem nichts Diesbezügliches zur Last gelegt wurde. Zahlen möchte ich vorerst nicht nennen. Das ist ein heißes Eisen (nicht für mich, sondern für die Empfänger). Andere Parteien erhielten Spenden von verschiedenen meiner Kollegen.
Zu der Frage, ob mir die Parteien, die ich finanziell unterstützte, zusagten oder nicht: Ich bin nicht ihr Richter. Da ich mich selbst nicht mit Parteigründungen beschäftigte, unterstützte ich eben die Kräfte, die mir am nächsten standen. Natürlich war das nicht die LDPR ! 188 Die LDPR verdiente Geld mit ihrem Abstimmungsverhalten, ganz offen und zynisch. Und doch hatte diese Partei auch unter meinen Bekannten Anhänger.
Von entscheidender Bedeutung war aus meiner Sicht, dass es eine einflussreiche und von der Staatsmacht
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