Mein Weg - Ein politisches Bekenntnis
geblieben, aber dahinter stand etwas anderes.«
Am 22. April gaben die Chefs von Yukos und Sibneft im Hotel Hyatt in Moskau eine gemeinsame Pressekonferenz und verkündeten offiziell die Fusion der beiden Unternehmen. Der so entstandene Konzern YukosSibneft verfügte über Ölreserven von 19,4 Milliarden Barrel Öl/Gas-Äquivalent – mit diesem Wert lag YukosSibneft nunmehr vor der größten russischen Erdölgesellschaft Lukoil (15 Milliarden Barrel) und vor ExxonMobil (12 Milliarden Barrel). Bei der Erdölförderung kam der Konzern auf Platz 4 der Weltrangliste. Der Börsenwert von YukosSibneft wurde von Experten zum damaligen Zeitpunkt mit 35 Milliarden Dollar beziffert, und lag damit weit über Gazprom und UES of Russia. Im Rahmen des Deals veräußerten die Hauptaktionäre von Sibneft 20 Prozent ihrer Unternehmensaktien für drei Milliarden Dollar an Yukos und tauschten die noch verbliebenen Aktien zu einem Verhältnis von 0,36125 Aktien der YukosSibneft für eine Aktie von Sibneft ein. YukosSibneft bot auch den Minderheitsaktionären von Sibneft einen Aktientausch an, der sich an dem Bewertungsgutachten einer allgemein anerkannten internationalen Investment-Bank orientieren sollte. Die Führung des zusammengeschlossenen Unternehmens übernahm der Vorstandsvorsitzende von Yukos, Michail Chodorkowski, während der damalige Präsident von Sibneft, Jewgeni Schwidler, den Vorsitz im Direktorium erhielt. Ein möglicher Verkauf von YukosSibneft-Aktien an ein großes westliches Unternehmen war praktisch sofort im Gespräch. Analysten wiesen zudem darauf hin, dass die Sibneft-Aktionäre schon seit Langem eine Lobby in den Machtstrukturen hatten und eine Bündelung der Ressourcen von Chodorkowski und Abramowitsch ihre Möglichkeiten und ihren politischen Einfluss in Russland ausweiten könnte.
Nach der Pressekonferenz im Hyatt trafen sich die Oligarchen zum Essen im Restaurant Capri am Sacharow-Prospekt. Das Restaurant hatte Abramowitsch gewählt. Unter den geladenen Gästen waren jeweils mehrere Vertreter der größten Unternehmen des Landes, einschließlich der Chefs, unter anderem Wagit Alekperow, Michail Fridman, Wladimir Potanin und Michail Prochorow. Es wurden Toasts ausgebracht, man trank auf das neue Unternehmen. Besondere Freude soll dabei nicht aufgekommen sein, wie mir einer der Teilnehmer des Essens berichtete, aber auch keine deutliche Abneigung gegen die Sieger.
Tricksereien
Die Vereinbarung war vorab von Putin gebilligt worden, bei einem Treffen, das höchstwahrscheinlich vor der Bekanntgabe der Fusion oder am selben Tag stattgefunden hat – an das genaue Datum kann sich aus unerfindlichen Gründen keiner meiner Gesprächspartner erinnern. Bei diesem Treffen kamen vor allem drei Punkte zur Sprache: Putin billigte die Fusion von Yukos und Sibneft, Putin billigte die geplante Fusion mit einem großen westlichen Unternehmen, allerdings unter der Bedingung, dass man den westlichen Partnern nicht die Hälfte der Aktien und auch keine Kontrollmehrheit überlassen würde. Außerdem bestand Putin im Vieraugengespräch mit Chodorkowski darauf, dass dieser seine Finanzierung der Kommunistischen Partei einstellte.
Wassili Schachnowski: »Als Mischa von diesem Treffen zurückkehrte, sagte er mir, dass wir die Kommunisten nicht mehr finanzieren würden. Also stellten wir die Finanzierung ein. Sie war ja bis dahin von der Präsidialadministration genehmigt gewesen, jedenfalls behauptete Surkow das. Ich weiß nicht, ob Putin darüber informiert wurde, dass wir die Finanzierung eingestellt hatten. Bei meinen weiteren Begegnungen mit Surkow kam diese Frage niemals zur Sprache.«
Übrigens war das erste, was Walentin Jumaschew nach der Verhaftung von Platon Lebedew fragte, ob Yukos die Finanzierung der Kommunisten eingestellt hätte.
Die Gesellschafter steckten ihr privates Geld in die Politik. Das betraf sowohl Jabloko als auch die Union der rechten Kräfte ( SPS ), die Kommunisten und Einiges Russland. Einiges Russland erhielt dauerhaft finanzielle Zuwendungen. Das Geld wurde überwiesen: Der vereinbarte Betrag ging auf ein vereinbartes Konto (an irgendeinen Fonds), für das ein bestimmter Beamter zuständig war. Ich nehme an, so oder ähnlich lief die Finanzierung auch seitens aller anderen Oligarchengruppen.
Die Yukos-Leute hatten unterschiedliche politische Vorlieben. Schachnowski zum Beispiel fand, dass man Jabloko nicht unterstützen sollte, unterstützte aber, wie auch Newslin, die SPS . Kondaurow und
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