Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
dass er ein Talent dafür hat, in Schwierigkeiten zu geraten. Er ist bereits im Dorf gewesen, ohne jemandem davon zu erzählen.«
»Das kommt mir harmlos vor.«
»Die Krankheit, die wir im Frühsommer in der Burg hatten, hat sich auf das Dorf ausgebreitet«, erläuterte sie. »Ich dachte, wir hätten sie überstanden, aber letzte Woche sind zwei Dorfbewohner daran gestorben.«
»Stephen scheint ganz gesund zu sein.«
Sie nickte und nahm das vorherige Thema wieder auf. »Stephen hat vielleicht mehr Charme, als gut für ihn ist, aber er hat ein gutes Herz. Er ist sehr nett zu Jamie.« Sie lächelte William an. »Genau wie du.«
Und dann fügte sie hinzu: »Deine Mutter kann wirklich nicht so schlimm sein, wie du sagst, wenn sie zwei solche Söhne aufgezogen hat.«
»Wenn wir beide ein weiches Herz für Kinder haben«, sagte er und starrte stur geradeaus, »dann solltest du das nicht ihr zugutehalten.«
Seine Mutter ins Spiel zu bringen war ein Fehler gewesen. Sie bedauerte, dass sie sich von ihrem eigentlichen Vorhaben hatte abbringen lassen.
»Nun, William, was hast du mit deinem Bruder vor?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden, aber ich nehme an, du hast bereits eine Meinung dazu, meine Liebe?« Bevor sie antworten konnte, fragte er: »Sag mir, meinst du, dass die meisten Frauen ihren Ehemännern zu allen möglichen Dingen ihre Meinung sagen?«
»Aye, ganz gewiss – das gilt für beide Fragen«, antwortete sie so schnell, dass William lachen musste.
»Also gut«, sagte er gut gelaunt. »Sag mir, was du mir von Anfang an sagen wolltest.«
»Stephen sollte bei uns bleiben«, sagte sie, ohne zu zögern. »Es gibt niemanden, der ihm besser beibringen könnte, was es heißt, ein Ritter zu sein.« Es war eine plumpe Schmeichelei und trotzdem wahr. »Und Stephen wird einen gestandenen Mann wie dich brauchen, um ihm hin und wieder aus der Patsche zu helfen.«
»Ich war genau deshalb froh darüber, mich hier in den Marshes niederzulassen, weil es weit weg von den Percys, meiner Mutter und dem ganzen Rest ist. Ich will diese Verbindungen nicht wieder aufleben lassen. Außerdem, wenn ich meiner Mutter in diesem Punkt nachgebe, wird sie immer mehr verlangen.«
»Wenn sie so schrecklich ist«, entgegnete Catherine, »wie kannst du dann wollen, dass Stephen unter ihrer Fuchtel bleibt?«
»Schick den Jungen heim zu seiner Mutter«, ermahnte Edmund ihn, »bevor der König Wind davon bekommt, dass er hier ist.«
»Der König weiß, dass ich ihm treu ergeben bin«, antwortete William gelassen.
»Und du weißt, wie der König ist«, sagte Edmund. »Carletons Unterstützung der Rebellen im Norden macht jede Verbindung zu seinem Sohn zu riskant für dich.«
»Es ist nicht ganz ungefährlich«, stimmte William zu. Wegen der Rebellionen an beiden Grenzen tendierte Heinrich dazu, überall Bedrohungen zu sehen.
»Der König fürchtet, dass du beim nächsten Mal, wenn Northumberland dich ruft, zu ihm gehen könntest«, flüsterte Edmund. »Es braucht nicht viel, um seinen Argwohn zu erregen.«
»Dann bitte den König um Erlaubnis, Stephen hierzubehalten.«
Beide Männer wirbelten beim Klang von Catherines Stimme herum.
»Was fällt Euch ein, Euch an uns heranzuschleichen und zu belauschen?«, brüllte Edmund. Sein Gesicht war rot vor Wut.
»Vielleicht solltet Ihr Euer Gehör schärfen«, erwiderte Catherine ebenso wütend, »wenn Euch eine Frau am helllichten Tag mitten im Burghof überraschen kann.«
»Catherine …«, setzte William an, verstummte jedoch, als sie ihre Wut auf ihn richtete.
»Stephen ist gerade mal zwölf Jahre alt. Der König wird ihn nicht für den Verrat seines Vaters büßen lassen.« Sie schaute William an, eine Augenbraue hochgezogen. »Es ist bekannt, dass er die Schuld des Vaters von der des Sohnes zu trennen weiß.«
Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und ließ die beiden Männer stehen.
»Du musst etwas wegen dieser Frau unternehmen«, sagte Edmund mit angespannter Stimme. »Sie mischt sich in die Angelegenheiten von Männern. Sie macht, was sie will, und wird deinen Untergang bedeuten.«
»Ich weiß, dass du es gut meinst.« Die kalte Wut in Williams Stimme ließ Edmund aufhorchen. »Aber sie ist meine Frau, und du wirst nie wieder so mit ihr reden.«
»Schon gut, aber versicher mir, dass du nicht anfangen wirst, dich von ihr beraten zu lassen«, sagte Edmund. »Um Himmels willen, denk daran, was sie mit ihrem ersten Ehemann gemacht hat, und sieh dich
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