Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
wenn die Rebellen mich in ihrer Gewalt hätten.«
William widersprach ihm nicht.
»Wir müssen uns also einen anderen Weg überlegen, um sie zurückzubekommen«, sagte der Prinz. »Stephen meint, sie wäre mit Glyndwrs Armee weiter nach Westen gezogen, als die Tudors sich abspalteten, um ihn nach Monmouth zu bringen.«
Am Ende kamen sie überein, dass Prinz Harry eine Nachricht an den Rebellenführer schicken würde, in der er ihm mitteilen sollte, dass König Heinrich nicht davon überzeugt werden könne, Gruffydd freizulassen. Der Prinz würde einen Brief von William beilegen, in dem dieser eine hohe Summe als Lösegeld anbot.
»In der Zwischenzeit müssen wir herausfinden, wo Catherine festgehalten wird«, sagte William. »Möglicherweise weigert sich Glyndwr, sie gegen eine Lösegeldzahlung freizulassen. Aber ich kann sie auch nicht befreien, wenn ich nicht weiß, wo sie sich aufhält.«
Prinz Harry äußerte den erstaunlichen Vorschlag, dass William mit der Äbtissin reden solle.
»Man weiß nie«, meinte Prinz Harry lächelnd, »welche Nachrichten ihren Weg zur Ehrwürdigsten Mutter finden.«
Wie die meisten Nordmänner war William mit der Hälfte der Edelleute beidseits der englisch-schottischen Grenze verwandt und kannte den Rest. Geiselnahme war in dieser Region so beliebt, dass es so etwas wie ein Zeitvertreib geworden war. Wenn seine Frau dort entführt worden wäre, hätte er innerhalb eines halben Tages herausfinden können, wo sie gefangen gehalten wurde.
Doch er hatte keine Ahnung, wie er sie in Wales finden sollte. Die Sprache war ihm fremd und die Menschen feindlich gesinnt. Geiseln, die tief in dieses Land verbracht wurden, tauchten erst wieder auf, nachdem das Lösegeld gezahlt worden war.
Er wusste zwar nicht, wie eine Nonne in einem einsam gelegenen Kloster ihm helfen sollte, Catherine zu finden, doch er hatte auch keine andere Idee, was er tun sollte. Gemeinsam mit Stephen machte er sich auf den Weg zum Kloster, sobald Prinz Harry zum Tor hinaus war.
Während ihres kurzen Rittes konnte William nicht umhin, an das letzte Mal zu denken, als er die kurze Strecke hinter sich gebracht hatte: an den Tag, an dem er seine Braut aus dem Kloster geholt hatte. Hatte er sie dazu getrieben, wieder vor ihm davonzulaufen?
»Bitte, Gott, schütze sie«, betete er. »Bitte bring sie zu mir zurück, ob sie nun freiwillig gegangen ist oder nicht.«
Dieses Mal betrat er den Klostergrund leise und wartete im Hof darauf, dass eine der Nonnen ihn und Stephen hinauf in die Privaträume der Äbtissin führte. Im Türrahmen ihres Salons angekommen, verschlug es ihm vor Erstaunen die Sprache.
Das konnte doch nicht sein! Freundschaftlich mit der Äbtissin plaudernd, die langen Beine ausgestreckt, saß da Catherines Troubadour.
»Guten Tag, Lord FitzAlan«, begrüßte ihn die Äbtissin.
William starrte den Barden an, während die Äbtissin Stephen begrüßte.
Auf den Barden deutend meinte sie dann: »Darf ich Euch Robert Fass vorstellen?«
»Wir kennen uns«, blaffte William.
»Gewissermaßen.« Ein amüsiertes Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben. Der Mann zählte offenbar auf Williams Nachsicht, solange sie sich im Kloster befanden.
Die Äbtissin bat sie, Platz zu nehmen, und bot ihnen ein Tablett mit Honigkuchen an. Zu William sagte sie hinter vorgehaltener Hand: »Ich habe das Backen einer anderen Schwester übertragen.«
Trotzdem wartete William, bis Stephen zwei davon ohne erkennbare Nebenwirkungen verschlungen hatte, bevor er selbst zugriff.
Da die Äbtissin keinerlei Anstalten machte, den Barden wegzuschicken, damit sie ohne Zeugen reden konnten, beschloss William, sein Anliegen vorzubringen. »Meine Frau ist von den Rebellen als Geisel genommen worden. Sie wurde auf ihrem Weg hierher entführt.«
Die Miene der Äbtissin verriet große Sorge, doch keine Überraschung. »Ich habe es gerade von Robert erfahren.«
»In Gottes Namen, woher weiß der denn etwas darüber?«
»Bedenkt, wo Ihr Euch befindet«, rügte die Äbtissin ihn. »Es spielt nun wirklich keine Rolle, wie Robert davon erfahren hat.«
»Wisst Ihr, wo sie ist?«, fragte William den Troubadour. Er war bereit, die Verfehlungen des Mannes zu vergessen, wenn er ihm nur erzählen würde, wo er Catherine finden konnte.
»Noch nicht«, antwortete die Äbtissin für ihn. Sie tätschelte dem Barden den Arm und sagte: »Aber mein Freund Robert ist unsere größte Hoffnung, es herauszufinden.«
Den Fluch hinunterschluckend, der ihm
Weitere Kostenlose Bücher