MeIster der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
regte sie sich auf, aber sie bemühte sich, nett zu klingen: »Das Messer, bitte, gib es mir.«
»Dann schlägt er mich.« Mit der Klinge zeigte er auf Milow, die Lippen fest aufeinandergepresst.
»Ganz bestimmt nicht. Dafür sorge ich.« Sie legte ihrem Freund ihre Hand auf die Schulter. »Wartest du bitte in der Küche?«, worauf er sich zuerst beschwerte, sich dann aber doch zurückzog.
»Er braucht dich nicht vor mir zu beschützen. Ich würde dir nie wehtun«, sagte Amos und verwirrte Kate durch seine nächsten Worte: »Wir sind doch so was wie zusammen … irgendwie … fast.«
Er musste ihre Freundlichkeit missdeutet haben. »Nein, das sind wir nicht.«
»Du warst in meiner Wohnung.« Die Hand mit der Stichwaffe zitterte.
Kate behielt sie genau im Blick. Sollte er sie attackieren, würde sie zur Seite springen, den Spiegel im Korridor von der Wand reißen und ihm auf den Schädel hauen. Zumindest plante sie das. Ob es ihr gelingen würde, stand auf einem anderen Blatt. »Ich habe nur einen Tee bei dir getrunken.«
»Es war noch nie eine Frau bei mir zu Hause.«
»Ich habe dich nur besucht, das heißt doch nichts«, redete sie auf ihn ein, zweifelte aber, ob ihre Worte zu ihm durchdrangen. Womöglich machte sie ihn durch die Wahrheit erst recht sauer.
»Es bedeutet sehr viel.« Das erste Mal an diesem Tag entspannte sich sein Gesichtsausdruck. »Du lächelst mich immer an. Du bist die Einzige, die das tut.«
Behutsam, aber ehrlich sagte sie: »Es tut mir leid, Amos, aber ich liebe dich nicht.«
»Sondern diesen anderen.« Er knirschte mit den Zähnen.
»Das hat nichts mit ihm zutun. Selbst bevor ich ihn kennen lernte, habe ich nichts für dich empfunden. Das ist einfach so. Ich kann es nicht ändern.« Auch eine Klinge nicht.
»Dann ist es aus?« Er machte ein langes Gesicht.
Die Messerspitze zeigte gen Boden, aber Kate traute sich nicht, Amos anzugreifen. Hatte er nicht verstanden und war in seinem eigenen kleinen Kosmos gefangen? Was er von sich gab, entbehrte jeder Logik, und er hörte ihr nicht zu. Jedoch glaubte sie keineswegs, dass er psychisch verwirrt war. Amos war nur ein Mann, der schon sehr lange alleine lebte, vielleicht sogar noch nie eine Freundin gehabt hatte und sich an jeden Strohhalm klammerte.
»Amos ist scharf auf Sie«, hatte Nigel einmal fallen lassen, herzhaft gelacht, dass es im Treppenhaus schallte, und sich auf den Oberschenkel geklopft, aber Kate hatte nur den Kopf über ihn geschüttelt. »Er hat noch nie gefickt. Noch nie. Was für ein armes Würstchen!« Damals hatte sie den Hausmeister nicht ernst genommen, hatte gedacht, er wollte sie nur in Verlegenheit bringen. Heute wusste sie, dass er nicht ganz unrecht gehabt hatte.
Zerknirscht änderte sie ihre Taktik und ließ sich auf Amos’ Welt ein: »Ja, es ist aus.«
Tränen rannen seine Wangen hinab, aber er schluchzte nicht, sondern stand einfach nur da wie ein kleiner Junge, der geschockt war, weil man ihm sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. »Ich hätte dich niemals verletzt.« Er ließ das Messer und den Schlüssel ins Waschbecken fallen und schlurfte an ihr vorüber zum Ausgang, ohne sie noch einmal anzublicken.
Alarmiert trat Milow aus der Küche und streckte seine Arme aus, um ihn aufzuhalten, aber Kate schüttelte den Kopf.
Beim Verlassen der Wohnung murmelte Amos: »Ich werde dich nie vergessen, Kate.«
Sie ihn gewiss auch nicht, aber aus einem ganz anderen Grund als er. Ob sie ihn bei der Metropolitan Police anzeigen würde, wusste sie noch nicht, darüber musste sie eine Nacht schlafen. Vermutlich nicht, denn Amos war nicht gewalttätig, nur verzweifelt, weil er keine Frau jemals für sich gewinnen konnte. Er tat ihr leid. Aber gleich morgen früh wollte sie die Hausverwaltung anrufen und sie über diesen Fiesling von Nigel aufklären!
Unerwartet hielt Milow Kate ihr Mobiltelefon hin und zwinkerte. »Ich schätze, du musst dringend jemanden anrufen und einiges klarstellen.«
»Ronan wird sich gar nicht erst melden, sondern mich ignorieren.« Ihr Herz wurde schwer. »Und ich kann das sehr gut nachvollziehen.«
»Dann war es das? Du gibst ihn kampflos auf?«
»Gib schon her.« Sie zauderte nicht länger, nahm das Handy und zog sich ins Schlafzimmer zurück, denn es nicht wenigstens versucht zu haben, würde sie sich niemals verzeihen.
16
»Was willst du noch?«
Als Kate Ronans Stimme hörte, bebte sie mit einem Mal so sehr, dass sie sich auf ihr Bett setzen musste. Vorher streifte sie noch
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