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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Haube fest, während sie den Hof überquerte und zum Schuppen ging, in dem sich Luke und Pearl eingerichtet hatten. DuPree tappte im Staub herum und versuchte, ein paar faule Tauben zu fangen. Er trug immer noch das lange Hemd, in dem Pearl ihn gefunden hatte, aber jetzt hatte das Kleidungsstück eine Kochwäsche hinter sich und war mit Stücken aus dem Saum von Pearls neuem Kleid geflickt.
    »Da bin ich wieder«, sagte Marianne.
    Pearl stellte die Erbsen beiseite, die sie auspulte. »Er wird gleich müde, Miss Marianne. Wenn Sie ihn jetzt hinlegen, haben Sie ein bisschen Ruhe.«
    »Wir kommen schon zurecht, mach nur weiter.« Marianne setzte sich auf den niedrigen dreibeinigen Hocker und sah DuPree zu, wie er hinter den Tauben herwatschelte, ohne sich daran zu stören, dass er nie eine von ihnen erwischte. Es ging ihm offenbar um die Jagd. Als die Tauben des Spiels müde waren und zu ihrem baufälligen Schlag hinaufflatterten, erinnerte er sich an Mariannes Schoß.
    Wenn er müde war, weinte er manchmal nach seiner Mama, aber dann streichelte ihm Pearl den Rücken und sang ihm etwas vor. Allmählich verlor er die schmerzliche, aber so kostbare Erinnerung an seine Mutter, dachte Marianne. Nun, Gott hatte ihm Pearl gesandt.
    Sie hielt ihn auf dem Schoß und schaukelte auf ihrem Hocker, während er ruhiger wurde. Einen seiner wunderbaren kleinen Füße in der Hand, die so braun und staubig waren, fragte sie sich, ob Luke dieses Kind wohl jemals annehmen würde. Pearl wünschte sich das so sehr, sie wünschte sich, dass Luke bei ihr blieb und mit ihr eine Familie gründete; das war deutlich zu sehen. Aber Marianne fürchtete, dass er schon wieder Fluchtpläne schmiedete.
    Sie dachte daran, wie er die Sklavenjäger ausgetrickst hatte, was für einen Hunger er gehabt haben musste, an die Gefahren, die von Schlangen, Hunden und sogar Bären drohten. Wenn er Papiere vorweisen könnte, dass er freigelassen worden war, wäre das Risiko viel geringer. Aber ihr Vater hatte inzwischen schon zwei Mal für Luke bezahlt, und sie selbst besaß nicht das Geld, um ihrem Vater das Geld zu erstatten, das Yves vorgestreckt hatte. Es graute ihr davor, wenn ihr Vater jemals herausfinden sollte, welche Rolle sie bei Lukes erster Flucht gespielt hatte, ganz zu schweigen von einer möglichen zweiten.
    Andererseits, wenn man die Sache im Ganzen betrachtete, war Geld einfach nicht so wichtig wie ein Menschenleben. Vielleicht … vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit.
    DuPree war inzwischen auf ihrem Schoß eingeschlafen. Sie könnte ihn mit ins Haus nehmen und auf eine Steppdecke legen, aber hier im Schatten war es angenehm kühl, und die Freude, ein schlafendes Kind im Arm zu halten, war neu für sie.
    Auf der anderen Seite der Lichtung tauchte Luke aus dem Wald auf. Ginny sah neben ihm geradezu aus wie eine Zwergin, aber sie ging voran. Sie trug eine Räucherbüchse, er einen Eimer, der mit einem Tuch bedeckt war. Als sie näher kamen, fragte Marianne: »Na, gibt es heute Abend Honigbrot?«
    Luke lächelte. »Ja, Madam, wir haben drei oder vier Waben geholt.«
    Ginny stellte die Räucherbüchse neben Marianne ab. »Gib mir mal das Baby, Mädchen, ich habe schon seit Jahren kein Baby mehr im Arm gehabt.«
    »Setzen Sie sich auf den Hocker, Miss Ginny.« Marianne stand auf, und als die alte Frau saß, reichte sie ihr DuPree.
    Mit einem Blick auf das Kind sagte Luke leise: »Miss Marianne?«
    Marianne verstand, warum er so besorgt schaute. Wie viel Vertrauen konnte man zu einer Verrückten haben, die mit der Axt auf den Fuß eines Mannes losgegangen war? »Ist schon in Ordnung«, sagte sie zu ihm. »Ich bleibe in der Nähe.«
    Er atmete einmal tief durch. »Gut.« Dann stellte er seinen Eimer neben Ginny ab. »Ich gehe dann mal und helfe Pearl auf dem Feld.«
    Marianne beobachtete die alte Frau, die DuPree schaukelte. »Sie sind sehr gut zu uns, dass Sie uns alle hier durchfüttern, Miss Ginny«, sagte sie. »Und nun sind es leider noch einmal drei Personen mehr.«
    Ginny zeigte nicht das geringste Interesse an den Neuankömmlingen. »Solange ihr nicht alle meine Hühner aufesst.«
    »Nein, Madam, das tun wir sicher nicht.«
    Die Hühner, das Schwein und der struppige Garten waren Miss Ginnys ganzer Besitz. Marianne sah sich um. Das Scheunendach hatte klaffende Löcher, beim Haus waren einige Bretter lose, wo die Nägel herausgefallen waren. Der Taubenschlag, der Schuppen, die Zäune, der Obstgarten, der Gemüsegarten … Miss Ginny konnte

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