Melodie des Südens
noch einmal, und dann zogen sie sich in den Salon zurück, wo durch die Türen und Fenster ein frischer Wind hereinkam.
Am nächsten Tag nahm Mr Johnston seinen Kaffee mit in sein Arbeitszimmer und begann damit, die Korrespondenz durchzusehen. Mr McNaught würde ihm am Nachmittag Bericht erstatten, und Marianne fand es angebracht, ihre Beichte loszuwerden, bevor der Aufseher alle schlechten Nachrichten auf einmal auf den Tisch des Hauses legte.
Also erzählte sie ihrem Vater von McNaughts Hunden, von Peter und John Man und Luke, die weggelaufen waren, und vom Tod der kleinen Sylvie.
Mr Johnston schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht weggefahren, damit meine Tochter die Plantage allein betreiben muss. Ich muss mit Adam darüber sprechen.«
»Aber da war Adam hier, und auch die Chamard-Brüder.« Sie atmete tief durch. »Und ich muss dir noch mehr erzählen.«
Sie ließ aus, was möglich war. Ihr Vater musste nichts von Eleanor und Ebenezer und den drei Flüchtlingen von einer anderen Plantage wissen. Aber sie berichtete ihm, dass sie die Plantage mit dem Spinnrad für Martha Madison verlassen hatte, mit Joseph und Pearl als Begleitung. Sie erzählte ihm, wie sie Yves getroffen hatte, der sich auf die Spur seines Bruders gesetzt hatte, und dass sie ihn begleitet hatte, als sie erfahren hatte, dass Gabriel krank und verletzt war. Und dass sie Joseph mit dem Wagen zurück nach Hause geschickt hatte. Von da an hielt sie sich streng an die Wahrheit.
Sie berichtete, wie sie Luke gefunden hatten, wie sie Gabriel gefunden hatten, dass sie Luke, Pearl und das Baby bei Miss Ginny gelassen hatten, und von der Vereinbarung mit William Tadman.
Ihr Vater unterbrach sie kein einziges Mal. Er beobachtete sie, während sie berichtete, und er wusste genau, ab wann ihr Bericht der vollständigen Wahrheit entsprach. Er wusste natürlich auch von ihrer Einstellung zum Thema Sklaverei. Schon vor vier Jahren, als sie aus New York zurückgekommen war, hatte sie jede Menge Gerede über die Abschaffung der Sklaverei mitgebracht. Er hätte wissen müssen, dass sie den Unsinn nicht vergessen hatte. Sie war so dickköpfig, so eigenwillig! Ein Wunder, dass sie ihn bisher noch nicht in Schwierigkeiten gebracht hatte. Anderereseits … er wünschte, Adam hätte ihre Willenskraft und ihren Biss.
Als Marianne fertig war, legte sie die Hände in den Schoß. Sie saß mit geradem Rücken da, aber wenigstens, dachte Mr Johnston, strahlte sie keinen Starrsinn aus. Nein, wie sie da saß und den Blick gesenkt hielt, war sie das Musterbild einer braven jungen Dame.
Er schenkte ihr einen kleinen Brandy und sich selbst einen großen ein. »Du bist also durch die Gegend gereist wie eine Landstreicherin, hast den guten Ruf unserer Familie und dein eigenes Leben riskiert, und du hast zwei meiner Sklaven verschenkt. War das so in etwa der Inhalt deines Berichts?«
»Ja, Vater.«
»Trink das«, sagte er und ging mit seinem Glas zum Fenster, um auf den Rasen und den Garten dahinter zu blicken. Was sollte er mit ihr nur anfangen? Sie war zu alt, dass er sie zur Strafe auf ihr Zimmer schicken konnte. Zu alt, dass er ihr mit dem Finger drohen konnte. Heiraten müsste sie, das wäre das Richtige für sie. Ein Ehemann und ein Haus voller Kinder, damit sie beschäftigt war. Sie hatte einfach zu viel Zeit und zu wenig zu tun.
»Was Pearl und Luke dich kosten, Vater, kann ich dir zurückerstatten. Es dauert vielleicht zwei Jahre, aber ich kann meine Schneiderkosten erheblich reduzieren. Und ich kann sicher auch an anderen Stellen sparen.«
»Sehr nobel von dir, meine Liebe.« Mr Johnston kam zurück zum Tisch und setzte sich. »Aber ich glaube, ich habe da eine andere Idee. Ich möchte, dass du in der kommenden Saison nicht mehr alle jungen Männer wegschickst. Manchmal bist du sehr unnahbar, weißt du, das ist mir durchaus aufgefallen. Du bist mindestens so hübsch wie alle anderen Mädchen hier am Fluss, und mehr Geld als die meisten hast du auch. Aber sobald sich ein Verehrer blicken lässt, verschreckst du ihn. Ich finde, du solltest allmählich daran denken, zu heiraten. Wenn du das in dieser Saison in die Wege leitest, werde ich alles andere vergeben und vergessen, dein ganzes Abenteuer und die Sache mit den Sklaven. Ich werde sogar die Papiere an Mr Tadman schicken, damit die ganze Angelegenheit mit Luke und Pearl wirklich ihre Ordnung hat. Ist das ein guter Handel?«
Marianne spürte die Tränen auf ihren Wimpern und lächelte ihren Vater an. »Ich
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