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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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deine Seele würdig? Triff Vorbereitungen für die Reinigung! »Was geht hier vor?«, fragt El Capitán.
    Der Junge schaut zu ihm hoch. Eine Metallschiene bewahrt die eine Hälfte seines Gesichts vorm Abrutschen. »Das Kapitol ist wahr und weise.«
    »Nein. Das Kapitol jagt Leute in die Luft. Das hast du doch mitbekommen.«
    Der Junge zuckt mit den Schultern und verteilt die Zettel weiter an Passanten.
    »Was willst du eigentlich?«, fragt El Capitán. »Bist du so scharf drauf, nur noch die paar Wörter sagen zu können, die sie dir in den Schädel programmieren? Bist du so scharf drauf, mit Reinigungsmittel vollgepumpt zu werden, bis es dich bei lebendigem Leib auffrisst?«
    »Die Reinheit hat ihren Preis«, erwidert der Junge. »In den Augen der Beobachter sind sie Märtyrer!«
    »Dir haben sie aber gründlich das Gehirn gewaschen.«
    Der Junge strahlt vor Zuversicht. »Früher haben sie nur Kinder geholt, aber jetzt nicht mehr! Auch du kannst hoffen!«
    »Was soll das heißen, jetzt nicht mehr ?«
    »Sie erlösen Mutter und Tochter, Vater und Sohn. Immer aus derselben Familie. Bisher waren es drei Paare. Alle wurden bei helllichtem Sonnenlicht geholt.«
    »Also am helllichten Tag?«
    »Wir entzünden die Scheiterhaufen und beten darum, erwählt zu werden.«
    »Im Ernst? Ihr stellt euch brav in einer Reihe auf und wartet darauf, dass die Spezialkräfte euch mitnehmen? Wie blöd kann man sein, zum Teufel?«, knurrt El Capitán.
    »Teufel!«, ruft Helmud.
    El Capitán reißt dem Jungen die Zettel aus der Hand. »Woher hast du die?«
    »Das Kapitol hatte einen Sohn«, erzählt der Junge. »Er ist auf die Erde getreten. Er war unser Erlöser. Das Kapitol forderte ihn zurück. Wir wurden in Geiselhaft genommen, doch als wir ihn dem Kapitol übergaben – dort sitzt er nun zur Rechten seines redlichen Vaters –, wurde uns Gnade gewährt. Wir wurden erlöst.«
    »Ja, ja, ich hab’s kapiert. Wirklich sehr altertümlich.« El Capitán hat noch genug Ahnung von der Bibel, um die Parallelen zu registrieren. »Die Kinder reichen ihnen also nicht mehr? Jetzt wollen sie ganze Familien? Haben sie schon welche zurückgeschickt?«
    »Nur ein einziges Paar«, erwidert der Junge mit glänzenden Augen. »Die anderen bleiben im Paradies!«
    »Und wie geht’s dem einzigen Paar? Sind sie auch darauf programmiert, Kapitolpropaganda abzusondern?«
    »Sie sind tot. Sie waren unwürdig. Wir schreiben ein neues Evangelium. Wir erweitern das Wort Gottes. Wir haben ganz neue Propheten!«
    »Wie schön. Und wo sind die Leichen?«
    »Auf dem Scheiterhaufen. Wir haben sie geopfert. Sie sind mit den Aschewinden gegangen.«
    »Wie sind sie umgekommen?«
    »Wir haben sie eines Morgens beim Feuer gefunden. Sie waren perfekt, wie Gott sie schuf. Bis auf den Narbenring um ihren Kopf – wie eine Dornenkrone.«
    »Narbenring? Was für Narben?«
    »Saubere Narben«, sagt der Junge. »Ordentliche Stiche. Weißt du, im Paradies hat Gott Adam und Eva angekleidet. Gottes Näherin!«
    »Aha, Gottes Näherin wohnt im Kapitol. Das ist einleuchtend.«
    »Einleuchtend!«, wiederholt Helmud.
    »Wo sind Margit und ihre blinde Freundin? Leben sie noch?«
    Der Junge nickt.
    »Hat Margit immer noch die Spinne im Arm?«
    »Ja. Ein Geschenk Gottes.«
    »Du kannst ihr ausrichten, dass sich das Geschenk Gottes bald entzünden wird.« El Capitán geht.
    Als er sich durch die Menschenmenge drängelt, hört er noch den Schrei des Jungen: »Ich werde bereit sein, wenn sie mich holen! Ich reinige mein Inneres! Und du? Das ist die Frage! Und du ?«
    Eilig kehrt El Capitán zum Zelt zurück, reißt die flatternde Plane zurück und schließt sie hinter sich. »Für heute reicht’s. Den Rest kannst du nach Hause schicken«, sagt er zu dem Soldaten, der gerade putzt, und nimmt sich die Tasche mit den Betäubungsspritzen. »Packen wir zusammen.« Sein Blick fällt auf den Berg aus toten Roboterspinnen. Manche sind noch ganz, die meisten zerlegt. Er hebt eine auf – ein schwerer, fester Klumpen, wie eine Granate. »Das Zeug kannst du auch einsammeln und eintüten.«
    Der Soldat richtet sich auf. »Wozu, Sir?«
    »Metall und Sprengstoff. Könnte man doch ein nettes Geschenk draus machen, oder?«

PARTRIDGE
Seele
    Partridge schreckt auf. Er liegt immer noch in dem großen Eichenbett irgendwo im Kapitol. Mondlicht fällt durchs Fenster. Er ist nicht allein.
    Als er sich umsieht, schneidet ihm das Halsband in die Kehle. Neben dem Bett steht eine schmale Gestalt. Er erkennt den

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