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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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Rebekka«, sagt
Radspieler ruhig und schiebt sie mit den gefesselten Händen nach
vorne.
    »Die übernächste Tür!«
Zeller lacht, als sie schnell an ihm vorbeihuscht.
    Sobald sie außer Hörweite
ist, sagt Radspieler: »Merkst du, wie das Mädchen atmet? Innerhalb
der nächsten Stunden kommt der nächste Asthmaanfall. Der wird
schlimmer als der erste. Sie braucht ein Taschenspray. Ich weiß,
welches. Ich habe es in meiner Praxis. Wir müssen es holen.«
    Rebekka kommt zurück. Sie
macht den größtmöglichen Bogen um Frank Zeller, schlüpft ins
Zimmer und bleibt hinter Radspieler stehen.
    »Ist das ein Trick?«
    »Nein, kein Trick. Es könnte
schlimm ausgehen.«
    »Ich muss mit meinem Bruder
reden.«
    Er schlägt die Tür zu und
sperrt sie ab.
    Radspieler setzt sich wieder auf den Boden und
lehnt den Kopf gegen die Wand. Rebekka drückt sich an ihn.
    »Rebekka, jetzt pass gut auf!«
Es fällt ihm schwer, Rebekka zu sagen, dass er möglicherweise
ohne sie weggehen wird.
    »Vielleicht fahre ich mit dem
einen kurz weg.«
    »Nein!« schreit sie entsetzt.
»Geh nicht weg!« Sie krabbelt auf seinen Schoß. Erschöpft
lehnt er seine Stirn gegen ihren Kopf. »Man wird dir nichts tun.
Bleib ganz ruhig. Ich bin auch schnell wieder zurück!«
    Die U-Bahn in Rebekkas
Atemwegen gerät völlig außer Takt. Rebekka ist zu aufgeregt,
um noch irgendwelche Signale zu geben.
    »Ich bringe dir auch dein
Simsalabim-Spray mit.«
    Rebekka weint und umklammert
seine Brust.
    »Leg dich aufs Sofa. Es
passiert nichts. Hab Vertrauen zu mir.«
    »Auf das Sofa lege ich mich
auf keinen Fall. Das stinkt ganz fürchterlich!«
    Frank und Claus kommen zurück. »Ich
fahre dich«, sagt Claus Zeller. »Wasch dir vorher das
Gesicht!« Er zieht ihn am Pullover hoch. Rebekka klammert sich
an Radspieler fest.
    »Rebekka, tu, was ich dir
sage. Es ist wichtig. Mach es mir nicht so schwer!«
    Rebekka gibt auf und lässt
los. Nicht zuletzt deshalb, weil Zeller eine eindeutige Drohgebärde
in ihre Richtung macht.
    »Bringt ihr eine Decke, damit
sie sich hinlegen kann«, sagt Radspieler und handelt sich für
diese Forderung einen Stoß von Frank gegen den Türrahmen ein. »Das
ist hier kein Hotel, wo du die Leute hin und her schicken kannst. Wir
sind nicht dein Zimmerservice!«
    Auf der Toilette schneidet
Claus Zeller die Kabelbinder mit dem Taschenmesser durch. »Ich warne
dich! Wenn du hier irgendeinen Dreh versuchst, wird der Kleinen das
Lachen gründlich vergehen.«
    Radspieler steckt das rote
Nickituch in den Ärmel und lockert erst einmal seine steifen
Schultern. Dann betrachtet er sein Aussehen im fast blinden
Spiegel. Er spritzt sich Wasser in das Gesicht. Zeller deutet auf ein
Handtuch am Haken, in das offensichtlich schon die Arbeiter dieser
Fabrik ihre Hände abgetrocknet haben und das seitdem nicht
gewechselt wurde. Radspieler zieht seinen Pullover nach oben und
trocknet an der Vorderseite sein Gesicht ab. Dann steckt er das
T-Shirt, das er darunter trägt, sorgfältig in den Hosenbund.
    »Bring der Kleinen eine Decke,
dann schläft sie!« appelliert er nochmals. »Schikaniert sie doch
nicht unnötig. Und lass mich nochmals mit ihr reden. Ich werde
sie beruhigen. Je mehr sie sich aufregt, desto kritischer wird ihre
Atemnot.«
    Statt einer Antwort bindet ihm
Zeller wieder die Hände hinter dem Rücken zusammen. Radspieler
verzieht das Gesicht, als das dünne Plastik erneut in die Haut
einschneidet.
    In der Zwischenzeit hat Frank
Zeller tatsächlich eine Decke geholt. Allerdings weigert sich
Rebekka weiterhin, sich auf das Sofa zu legen. Sie breitet die Decke
auf dem Boden aus. Radspieler hätte ihr gerne beim Bau ihres Lagers
geholfen. »Nimm die Decke doppelt, dann liegst du besser!«
    Sie lässt sich auf der Decke
nieder. Er geht vor ihr in die Hocke.
    »Und du kommst bestimmt
wieder?« fragt sie leise.
    »Ganz bestimmt.« Er stößt
sie mit der Nasenspitze an der Stirn an.
    »Jetzt aber mal vorwärts!«
ruft Frank Zeller ungeduldig.
    »Magst du dich mit meiner
Jacke zudecken?«
    »Ja.« Sie angelt die Jacke zu
sich her. »Die riecht aber gut!«
    »Bis gleich, Rebekka.«
    Claus Zeller stellt den Motor ab und trennt die
Kabelbinder durch. »Du kennst die Regeln. Keine Tricks!« Er holt
aus der Jackentasche eine kleine Pistole
hervor.
    »Ich kenne die Regeln.«
Radspieler steigt aus. Ihm ist übel von der Autofahrt. Zu übel, um
darüber nachzudenken, ob der Mann die Pistole benützen würde.
    Zeller holt den Hausschlüssel
hervor und schließt

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