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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Foto. Das Ergebnis war gemein. Ihr liebes, wenn auch nicht besonders hübsches Gesicht war zu dem einer geistlosen Schlampe geworden. Volle, schmollende Lippen, habgierig glitzernde Augen, die Andeutung eines Doppelkinns, das anscheinend in die nackten Brüste auslief.
    »Du Scheißkerl! «, knurrte Richards und wollte nach vorn stürzen, aber er wurde von kräftigen Händen zurückgehalten.
    »Reg dich ab, Junge! Das ist doch bloß ein Bild.«
    Einen Augenblick später betrat er die Bühne, halb geführt, halb gezerrt.
    Das Publikum reagierte sofort. Kreischende Schreie füllten das Studio. »Buh! Du Penner!« – »Hau ab, du Widerling!« – »Bringt ihn um! Bringt den Scheißkerl um!« – »Du bekommst es besorgt!« – »Verpiss dich, verpiss dich!«
    Bobby Thompson streckte die Arme hoch und bat gut gelaunt um Ruhe. »Wir wollen hören, was er zu sagen hat.« Das Publikum beruhigte sich, aber nur zögernd.
    Richards stand wie ein Bulle im heißen Scheinwerferlicht, den Kopf aggressiv gesenkt. Er wusste, dass er genau die Aura von Hass und Verachtung ausstrahlte, die von ihm erwartet wurde, aber er konnte nichts dagegen tun.
    Er starrte Thompson mit harten, blutunterlaufenen Augen an. »Für das Bild meiner Frau wird jemand seine eigenen Eier fressen!«, sagte er.
    »Sprechen Sie lauter, Mr. Richards! Lauter!«, rief Thompson. In seiner Stimme lag genau das richtige Quantum Geringschätzung. »Niemand wird Ihnen etwas tun … jedenfalls jetzt noch nicht.«
    Weitere Schmähungen und hysterisches Gekreische aus dem Publikum.
    Richards fuhr plötzlich herum, um sie anzusehen. Die Leute verstummten, als wären sie geschlagen worden. Frauen starrten ihn mit einer Mischung aus Angst und erotischer Erregung an. Männer grinsten hasserfüllt zu ihm hoch.
    »Ihr Scheißkerle!«, schrie er. »Wenn ihr so gern jemanden sterben seht, warum bringt ihr euch dann nicht gegenseitig um?«
    Die letzten Worte gingen in neuerlichen Schreien unter. Einige Leute (die vielleicht dafür bezahlt wurden) versuchten die Bühne zu stürmen. Die Polizei hielt sie zurück. Richards musterte sie, wusste, wie er aussehen musste.
    »Danke, Mr. Richards, für diese weisen Worte.« Thompsons Verachtung war jetzt deutlich zu spüren, und die Menge, die wieder ruhiger geworden war, hing an seinen Lippen. »Würden Sie bitte den Zuschauern im Studio und denen zu Hause sagen, wie lange Sie Ihrer Meinung nach durchhalten werden?«
    »Ich möchte den Zuschauern hier im Studio und draußen vor den Bildschirmen sagen, dass das nicht meine Frau gewesen ist! Das war eine ganz billige Fälschung …«
    Die Meute erstickte ihn. Ihr hasserfülltes Geschrei steigerte sich bis zur Raserei. Thompson wartete fast eine ganze Minute, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatten, und wiederholte dann: »Wie lange werden Sie Ihrer Meinung nach durchhalten, Mister Richards?«
    »Ich werde die ganzen dreißig Tage durchhalten«, sagte Richards gelassen. »Ich glaube nicht, dass Sie jemanden haben, der mir gewachsen ist.«
    Noch mehr Geschrei. Drohend geballte Fäuste. Jemand warf eine Tomate.
    Bobby Thompson wandte sich wieder ans Publikum und rief: »Nach diesen letzten Worten billiger Angeberei wird Mr. Richards nun von unserer Bühne geführt. Morgen Mittag beginnt die Jagd. Merken Sie sich sein Gesicht! Es könnte plötzlich neben Ihnen auftauchen … in einem Pneumobus … in einem Flugzeug … in einem 3-D-Kino … in Ihrem Killer-Ball-Stadion. Heute Nacht wird er in Harding sein. Und morgen? In New York? Boise? Albuquerque? Columbus? Schleicht er vielleicht um Ihr Haus? Werden Sie ihn melden? «
    »Jaaa!!!«, schrien sie.
    Richards zeigte ihnen plötzlich den Mittelfinger – beide Mittelfinger. Diesmal war der Sturm auf die Bühne auf keinen Fall simuliert. Richards wurde schnell zum linken Bühnenausgang hinausgeführt, bevor sie ihn vor laufender Kamera in Stücke reißen und so das Network um all die lukrativen Berichterstattungen bringen konnten.

… Minus 080 Countdown läuft …
     
    Killian stand hinter den Kulissen und schüttelte sich vor Lachen. »Eine sehr gute Vorstellung, Mr. Richards, sehr gut! Gott, ich wünschte, ich könnte Ihnen einen Bonus geben. Diese Nummer mit den Mittelfingern … ausgezeichnet!«
    »Wir bemühen uns zu gefallen«, sagte Richards. »Geben Sie mir die beschissene Kamera und ficken Sie sich ins Knie.«
    »Das ist generell, anatomisch bedingt, nicht möglich«, sagte Killian, immer noch schmunzelnd, »aber hier ist die

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