Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
blinzelte und wandte den Blick ab. Es war immer noch Tag, also konnte Ford kein Vampir sein – aber ich nahm an, er war nahe daran. Er packte mich am Arm und zog mich mit viel weniger Anstrengung vom Stuhl, als er hätte brauchen sollen. Ich war an große, kräftige Männer gewöhnt. Samuel war über sechs Fuß groß, aber neben diesem Mann fühlte ich mich klein. Er wusste allerdings nicht, wie man kämpfte, denn ich hatte keine Probleme, seinen Griff abzuschütteln.
Ich machte zwei Schritte zurück, und Naomi stellte sich zwischen uns.
»Daniel ist nicht mehr«, sagte ich ihm. »Ich habe seinen Geist selbst gesehen. Warren, einer der Werwölfe, der bei Stefan war, wurde schwer verletzt und zu einer Stelle gebracht, an der ihn das Rudel finden würde. Ich weiß nicht, wo unser anderer Wolf ist, und auch nicht, wo Stefan steckt. Aber ich habe vor, es herauszufinden.«
Naomi kam näher und tätschelte Fords Brust. »Schon gut. Es ist alles in Ordnung.« Der beruhigende Klang ihrer Stimme lag sehr nahe an dem Tonfall, den Adam bei neuen Wölfen anwandte, wenn sie sich übermäßig aufregten. »Sie sollten jetzt vielleicht gehen, Mercedes«, sagte sie in dem gleichen besänftigenden Tonfall zu mir. »Ford ist einer der Gebundenen.«
Und das bedeutete mehr, als dass er in der Lage war, zum Vampir zu werden, wenn er starb. Das Licht in seinen Augen war kein genetischer Zufall, sondern eine Vorform jener glühenden Edelsteinaugen, die ich schon bei wütenden oder gierigen Vampiren gesehen hatte.
Er packte Naomi ungeduldig, ich denke, um sie zur Seite zu stoßen, damit er zu mir gelangen konnte. Aber sie legte den Kopf schief und entblößte die Seite ihres Halses, und er zögerte, eindeutig gebannt vom Anblick ihres Pulsschlags.
Wenn sie nur Angst gehabt hätte, wäre ich dageblieben und hätte versucht, ihr zu helfen – aber ihr Verlangen nach ihm war ebenfalls unbehaglich stark. Ich drehte mich um und ging, als er sich ihrem Hals näherte.
Ich war schon eine halbe Meile von Stefans Haus entfernt, als ich zum ersten Mal wirklich tief Luft holte. Ich hatte eine Menge erfahren, mehr, als ich erwartet hatte – und nichts davon würde mir helfen, Littleton zu finden. Ich hatte keine Ahnung, wo sich die Menagerien der anderen Vampire befanden,
und selbst, wenn das der Fall gewesen wäre, bezweifelte ich, dass der Zauberer bei seinem Herrn leben würde – immer vorausgesetzt, Littletons Schöpfer war einer von Marsilias Vampiren.
Es gab offenbar mehrere Vampire, die den Zauberer geschaffen haben konnten, um Marsilia Ärger zu machen. Oder es war ein Vampir aus einer anderen Siedhe, dem aufgefallen war, welche Schwierigkeiten sie hatte, und der den Zauberer geschickt hatte, um die Siedhe für eine feindliche Übernahme vorzubereiten.
Aber all das war Marsilias Problem und nicht meins. Ich musste herausfinden, wo sich der Zauberer befand.
Ich war vollkommen in fruchtlose Spekulationen versunken, und mir wurde erst klar, dass ich mich auf halbem Weg nach Hause befand, als ich den Golf auf die gewundene Straße von East Kennewick lenkte.
Vielleicht wusste Warren, was ausgelöst hatte, dass Adam und Samuel hinter Littleton hergehetzt waren. Ich fuhr also zu Adams Haus. Es war nur ein paar Stunden her, seit ich Warren zum letzten Mal gesehen hatte, aber Werwölfe heilen schnell.
Der Werwolf, mit dem ich mich am Vorabend gestritten hatte, war wieder im Dienst, aber diesmal senkte er den Blick und öffnete die Haustür, ohne Einspruch zu erheben. Einige aus dem Rudel saßen im Wohnzimmer, aber es war keiner meiner Freunde darunter.
»Mercy?«
Jesse stand in der Küche und hatte die Hände um einen Becher heiße Schokolade gelegt.
»Hat dein Vater sich gemeldet oder Samuel?«, fragte ich, obwohl ihr die Antwort bereits anzusehen war.
Sie schüttelte den Kopf. »Darryl sagte, du würdest sie suchen.
« Ihr Ton stellte mir eine ganze Reihe von Fragen. In welcher Gefahr befand ihr Vater sich? Warum suchte nur ich nach ihm und nicht das gesamte Rudel?
»Wie geht es Warren?«, fragte ich, denn ich hatte keine Antworten, die ich Adams Tochter geben wollte.
»Immer noch schlecht«, sagte sie. »Darryl macht sich Sorgen, dass er es nicht schaffen wird, weil er nicht heilt, wie er heilen sollte. Und er will nichts essen.«
»Ich muss sehen, ob ich mit ihm reden kann.«
Ich überließ Jesse ihrem Kakao und ihren Sorgen.
Die Tür zum Tiefparterre war geschlossen, aber ich öffnete sie, ohne anzuklopfen. Alle, die sich
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