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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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als auch mit dem Gewehr. Er und Evelyn, seine Frau, hatten das Fleisch zerlegt, während ich es zum Einfrieren einpackte. Aber ich hatte nie einen Kadaver selbst zerlegen müssen.
    Zees Messer schnitt mit einem feuchten, schlürfenden Geräusch in Littletons Hals.
    Ich hatte Littleton für tot gehalten – zumindest toter als vorher, meine ich. Aber als das Messer in ihn eindrang, krümmte sich sein Körper.

    Die Bewegung erregte Andres Aufmerksamkeit, und er setzte sich hin. »Was? Nein, warte!«
    Er schloss die Hand fest genug um meine, dass es blaue Flecken verursachen würde, und riss meine Hand zurück. Littletons Kopf fiel zur Seite. Die Wirkung war irgendwie noch grausiger, als wenn der Kopf vollkommen abgetrennt gewesen wäre.
    »Lassen Sie los«, sagte ich und erkannte das Krächzen beinahe nicht als meine Stimme. Ich versuchte, die Hand loszureißen, aber er löste seinen Griff nicht.
    »Marsilia braucht ihn. Sie kann ihn beherrschen.«
    Man hörte Metall scheppern: die Macht des Zauberers ließ nach, was seinen Gefangenen erlaubte, auszubrechen. Adam war nur einen Sekundenbruchteil schneller neben mir als Samuel an meiner anderen Seite erschien. Beide Werwölfe fletschten die Zähne beinahe lautlos, und ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass ihre menschlichen Anteile gerade Pause machten und nur die Raubtiere zurückgelassen hatten.
    Dass mir das keine Todesangst einjagte, zeigt nur, wie traumatisiert ich war.
    »Lassen Sie mich los«, sagte ich noch einmal, diesmal leise, um die Werwölfe nicht zu alarmieren, die vor Jagdfieber bebten und nach frischem Blut rochen. Ich war nicht sicher, warum sie nicht einfach angegriffen hatten.
    Andre starrte erst Adam, dann Samuel an. Ich weiß nicht, ob er versuchte, sie zu beherrschen, aber falls er das tat, funktionierte es nicht. Adam knurrte, und Samuel winselte eifrig und kam einen halben Schritt näher.
    Andre ließ mein Handgelenk los. Ich wartete nicht länger und drückte das Messer durch Fleisch, Knorpel und Knochen, bis Littletons Kopf sich löste und wegrollte und das Messer ins Linoleum drang.

    Ich hatte mich geirrt: Es war doch schlimmer, wenn der Kopf vollkommen abgetrennt war.
    Du kannst dich später übergeben, dachte ich. Vernichte ihn erst.
    Der Rucksack war nicht mehr als zwei Schritte von mir entfernt, aber ich konnte die Kraft nicht aufbringen, ihn zu holen.
    »Was brauchst du?«, fragte Stefan, der sich auf der anderen Seite von Littleton niedergelassen hatte, neben Andre. Mir war entgangen, dass er seinen Käfig ebenfalls verlassen hatte. Er hockte einfach plötzlich vor mir.
    »Den Rucksack«, sagte ich.
    Er stand auf, und bewegte sich dabei, als habe er Schmerzen, aber er brachte mir den Rucksack. Beide Wölfe erstarrten, als er ihn mir über Littletons Körper hinweg reichte. Stefan bewegte sich langsam, weil er in schlechter Verfassung war – aber das erwies sich als gut für ihn. Plötzliche Bewegungen in der Nähe der Werwölfe hätten ein schlimmes Ende nehmen können, obwohl sie sich ein bisschen entspannt hatten, nachdem der Kopf des Zauberers abgetrennt war.
    Als ich die Hand ausstreckte, um den Rucksack zu nehmen, sagte Andre: »Marsilia braucht ihn, Stefan. Wenn sie einen Zauberer hat, der tut, was sie ihm sagt, werden sich die anderen ihr beugen müssen.«
    »Marsilia kann das auch so erreichen«, erwiderte Stefan müde. »Ein Zauberer ist kein gutes Haustier. Marsilia hat bereits zugelassen, dass ihre Gier stärker war als ihre Vernunft.«
    Das Medaillon war kein sehr großer Gegenstand, und es versteckte sich vor meinen suchenden Fingern. Aber es war schwer, also fand ich es schließlich ganz unten im Rucksack. Ich holte es heraus und legte es auf Littletons Brust.

    »Was ist das?«, fragte Stefan.
    Statt ihm zu antworten, beugte ich mich über Littletons Brust und flüsterte: »Drache.« Brenne, du Mistkerl!
    Die Metallscheibe fing an, kirschrot zu glühen. Einen Augenblick dachte ich, das wäre alles, was sie tun würde. Aber dann flackerten Flammen über die Leiche hinweg, die beinahe unsichtbaren bläulichen Flammen eines Bunsenbrenners mit perfekt eingestellter Gaszufuhr. Ich hielt einen Moment inne, um zu bestaunen, wie plötzlich sie aufgetaucht waren, dann sprang Stefan auch schon über die Leiche, packte mich unter den Armen und zog mich zurück, bevor ich ebenfalls von den gierigen Flammen erfasst wurde.
    Sein Griff erinnerte mich daran, dass meine Schulter verletzt war. Der plötzliche Schmerz war so heftig,

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