Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
da schon halb verrückt. Wir haben einander.«
»Aber falls wir einander verlieren, Lewis? Falls
einer von uns in diesem Krieg umkommt und der andere halb wahnsinnig zurückbleibt? Was dann?«
»Du bist viel zu optimistisch«, entgegnete Lewis
trocken. »Die Chancen stehen eher dafür, dass wir
alle in dieser Rebellion umkommen und uns nie mehr
solche Sorgen machen müssen.«
»Oh, ho ho ho!«, sagte Jesamine. »TodtsteltzerHumor.«
Gar nicht so weit entfernt, wenn man in Begriffen
der Hyperraumfahrt dachte, näherte sich die Flotte
des Imperators Finn der geschätzten Position der Rebellenflotte. Die imperiale Flotte war riesengroß, bestand aus sämtlichen Kampfschiffen, die Finn entbehren konnte, bemannt mit erfahrenen Flottenoffizieren, denen der harte Kern von Fanatikern der Reinen Menschheit und der Militanten Kirche zur Seite
stand. Finn hätte gern mehr seiner eigenen Leute mit
Kommandopositionen bedacht, aber diese Schlacht
war zu wichtig, um sie zwar loyalen, aber beschränkten Eiferern zu überlassen, wie er sie in die Befehlsstruktur der Flotte eingeschleust hatte. Die Befehle
der imperialen Flotte waren einfacher Natur: Haltet
die Rebellenflotte ungeachtet aller Verluste auf, ehe
sie auch nur in die Nähe von Logres gelangt, und
zerschmettert die Rebellion, ehe sie richtig in Gang
kommt. Keine Kapitulation, keine Gefangenen, keine
Gnade. Nur tote Schiffe, die brennend durch die lange Nacht trudelten, und ein Sieg von solch entsetzlichen Dimensionen, dass er den Willen aller brach,
die auch nur überlegten, sich vielleicht gegen Imperator Finn zu erheben.
Die Rebellenflotte war leicht genug zu orten gewesen. Finn wusste, dass Lewis nach Virimonde zurückkehren würde; der Todtsteltzer war schon immer
von der sentimentalen Sorte gewesen. Und so lauerte
die imperiale Flotte einfach im Hyperraum, versteckt
hinter den modernsten Tarnschirmen, bis die Signale
der Materiewandler über Virimonde verstummten.
Jetzt näherte sich die riesige Ansammlung imperialer
Sternenkreuzer ihren ahnungslosen Opfern und bereitete sich dabei zur Schlacht vor. Die Kapitäne
waren entschlossen, die Crews gut trainiert und motiviert. Finn hatte die größte Konzentration von Feuerkraft seit Löwensteins Zeiten gebildet.
Sämtliche Schiffe wahrten Funkstille. Angeblich,
um das Überraschungsmoment nicht zu gefährden
und Rebellenspione daran zu hindern, dass sie Informationen weitergaben, vor allem jedoch, damit
die imperialen Besatzungen keine Einzelheiten von
Owen Todtsteltzers wundersamer Rückkehr erfuhren. Natürlich kursierten Gerüchte, denn niemand
konnte Gerüchte aufhalten, aber Finn ging keinerlei
Risiko ein. Die Kapitäne durften auf einem stark abgeschirmten Kanal miteinander reden, aber damit
hatte es sich. Das reichte auch.
Die Erbe, die sich immer noch von der Begegnung
mit dem Schrecken bei Usher II erholte, gehörte jetzt
zu dieser imperialen Flotte. Sowohl Schiff als auch
Besatzung brauchten dringend Erholung und Reparatur, aber ... die Pflicht rief. Kapitän Ariadne Vardalos
saß müde auf ihrem Kommandostuhl und betrachtete
die Aufstellung der Flotte auf dem Bildschirm. Als
eines der letzten Schiffe, das sich der Flotte anschloss, mussten sie immer noch aufholen. Vardalos
freute sich nicht übermäßig über das, was sie da zu
sehen bekam. Es sah entschieden nach Improvisation
aus. Andererseits lag es jedoch lange zurück, dass
zuletzt jemand eine große Raumschlacht geschlagen
hatte. Sie schaltete auf eine Wiedergabe der Rebellenflotte und ihrer Aufstellung um, die auf den neuesten Informationen beruhte, und schüttelte langsam
den Kopf.
»Ich kenne die meisten dieser Schiffe«, sagte sie zu
ihrer Stellvertreterin Marcella Fortuna. »Ich habe mit
einigen ihrer Kapitäne auf der Akademie studiert! Wie
konnten so viele gute Leute zu Verrätern werden?«
Fortuna zuckte unbehaglich die Achseln. »Schwer
zu sagen, Kapitän. Niemand hält sich jemals selbst
für einen Verräter. Wir alle sind die Helden unserer
eigenen Geschichten.« Sie dachte eine Zeit lang nach
und wog die Lage in ihrem bedächtigen, methodischen Verstand ab. »Muss etwas mit Owens Rückkehr zu tun haben. Falls das ein Trick von Shub war,
wie es der Imperator hartnäckig behauptet, dann haben die KIs vielleicht den ganzen Leuten dort eine
Gehirnwäsche verpasst.«
Kapitän Vardalos sah finster drein. »Ich kenne diese Leute ... falls ich nur mit ihnen reden könnte, dann
würde es mir
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