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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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Menschen zu beschützen. Erinnerst du dich?«
»Ja«, sagte Stuart. »Ich erinnere mich. Ich war mir
nicht sicher, ob du es noch tust.«
    Einige Stunden später traf ihre Ablösung ein, und
Douglas und Stuart gingen ins Haus, um ihre einzige
Tagesmahlzeit einzunehmen. Die Ablösung bestand
aus schlichten Söldnern vom örtlichen Söldnerhaus.
Nichts Besonderes; dort schickte man jeweils los,
wer verfügbar war. Die beiden Schläger nickten
Douglas und Stuart respektvoll zu, als die beiden
Desperados sich ins Haus zurückzogen. Die Eingangshalle machte nicht viel her - die Farbe blätterte
von den Wänden ab, Sägemehl lag auf dem Fußboden, und Stühle suchte man vergeblich. Nichts, was
irgendjemanden verlockt hätte, sich hier aufzuhalten.
Nur eine ramponierte alte Rezeption, wo sich das
Personal durch ein schweres Metallgitter vor den Gästen schützte. Ein Fahrstuhl wartete an der Rückwand, aber er funktionierte nur sporadisch und erweckte beim potenziellen Benutzer kein Vertrauen.
Douglas und Stuart stiegen über fünf Etagen die
Treppe zu ihrem gemeinsamen Zimmer hinauf und
kümmerten sich dabei nicht um die Hand voll zerlumpter Gestalten, die dafür zahlten, dass sie im
Treppenhaus schlafen durften.
    Nina Malapert war schon zu
Hause und deckte gerade den Tisch, was ein schlechtes Zeichen war. Sie
kehrte immer nur dann so früh zurück, wenn die Arbeit des Tages besonders schlecht gelaufen war. Die
Art, wie sie das Geschirr hinknallte, bot dafür schon
Beleg genug, auch ohne ihr finsteres Gesicht. Sie
nickte kurz, als sich die beiden Männer müde an den
Tisch setzten. Das Zimmer war nicht groß, und allein
der Tisch beanspruchte den größten Teil des verfügbaren Platzes, wenn er komplett ausgeklappt war.
Das Abendessen brodelte auf einer Heizplatte in gefährlicher Nähe zum einzigen Bett. (Douglas und
Stuart teilten sich dieses Bett. Nina hatte sich aus
Decken in einer Ecke ein Nest gebaut.) Das Zimmer
hatte nur ein Fenster, verschmiert mit dem Dreck von
Jahren.
    Douglas und Stuart setzten die Ledermasken ab
und legten sie neben ihre Teller auf den Tisch. Die
Gesichter fühlten sich noch heiß und verschwitzt an
von dem Leder, obwohl sich die Kälte des frühen
Abends schon einen Weg ins Zimmer gebahnt hatte.
Douglas Feldglöck war mit seiner edlen Stirn und der
gewaltigen blonden Mähne immer noch ein gut aussehender Mann, aber mehr denn je erinnerte er an
einen verletzten Löwen, den Schakale niedergerungen hatten; ein großer Mann, gestürzt von zu
vielen Verlusten und dem unerträglichen Gewicht
einer Verantwortung, von der er sich nicht zu befreien vermochte. Stuart Lennox sah viel älter aus, als er
an Jahren war - ein strenger junger Mann mit einem
abgespannten, fast hageren Gesicht, der Blick immer
ein bisschen abwesend. Er lächelte nur noch selten.
Und sogar Nina Malapert war nicht mehr der glückliche, sprudelnde freie Geist von früher. Die tollkühne Reporterin, die der Gefahr ins Gesicht lachte und
alles für eine Story tat, war im Grunde nicht verschwunden, wurde nur unterdrückt von der Last des
Lebens im Slum; es hatte jedoch wirklich den Anschein, dass sie nicht mehr so viel lächelte wie früher. Ihr hoher, rosa Irokesenschnitt hüpfte ärgerlich,
als sie das Essen austeilte.
    Douglas sah sich an, wie Nina herumfuhrwerkte,
und bemühte sich angestrengt darum, etwas zu fühlen ... irgendetwas! Und genau das fiel ihm inzwischen richtig schwer. Seine Familie war tot, seine
Freunde fort, seine Aufgaben waren ihm geraubt
worden. Er kam sich ohne all das verloren vor. Er
war nicht mehr König und nicht mehr Paragon, verstand sich aber auch nicht darauf, irgendetwas anderes zu sein. Also absolvierte er einfach seine Routine
und brachte die Tage hinter sich, bis er endlich zu
Bett gehen und im Schlaf Vergessen finden konnte.
Er betrachtete die abgelegte Ledermaske des Desperados neben seinem Teller. Manchmal glaubte er, in
ihr inzwischen sein echtes Gesicht zu erblicken. Er
spürte, wie Stuart ihn ansah, und starrte auf das Zeug
auf seinem Teller, damit er Stuarts Blick nicht zu erwidern brauchte. Er wusste, dass ihm der ernste junge Mann nur helfen wollte, aber Douglas wollte
nicht, dass man ihm half. Er wollte taub sein, damit
er nicht nachdenken oder fühlen oder sich erinnern
musste.
    Wenn man den Nachrichten-Websites der offiziellen Medien Glauben schenkte, war Anne Barclay tot.
Bei Douglas wagemutiger Flucht aus dem Gerichtssaal von

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