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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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sie aus der alten Ente noch fast 20 km/h mehr rausholt, als hier erlaubt sind – genügen als Antwort. Ich bin offenbar sehr dicht dran.
    »Lena«, kommt Isas ängstliche Stimme von der Rückbank, »könnten wir das besprechen, wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben?«
    Sie hat recht. Und in den folgenden Minuten, während die Ente halsbrecherisch gen Heimat schlingert, ändere ich meine Meinung. Weil vor meinem inneren Auge meine letzten Geburtstage vorbeiziehen – die in den Studienjahren habe ich immer in eine Lernpause gequetscht, als ginge es bereits ums Examen – und die Feiereien des letzten Jahres, unsere Einzugsparty, das OP-Fest, die verrückte Weihnachtsfeier … Dies hier ist mein großartigstes Jahr, dies sind meine besten Freundinnen … und wer weiß, wohin es uns alle nach den Prüfungen verschlägt. Die Erinnerungen, an denen man sich morgen wärmen möchte, muss man heute pflanzen. Sagt Omi. Und schließlich ist mir das Lernen in den letzten Tagen so leicht gefallen: Wer sagt, dass ich es nicht auch noch fertigbringe, mir zwischen Tortenreste-Aufkratzen und Bad-Schrubben eine bomben- und prüfungsfeste Radiologie anzulernen.
    Diese Gedankenkette bringt mich auf eine perfekte Idee.
    »Wir feiern!«, sage ich entschieden, als wir uns aus der Ente winden. »Wer weiß, was nächstes Jahr ist. Und wir haben wirklich den ultimativen Geburtstag verdient.«
    Es dauert einen Moment, bis ich die Mädels davon überzeugt habe, dass ich (was Jenny lieber selbst tun würde) für uns eine Party organisiere (was Isa immer noch Sorgen macht). Aber schließlich erklären sie sich einverstanden.
    »Du kannst mir deine Gästeliste geben«, lächle ich Jenny an, »und dann geht ihr beide hübsch wieder lernen. Ihr werdet keinen Tag verlieren, das verspreche ich hoch und heilig. Also vertraut mir … ach, und vertraut mir euer Budget an.«
    Damit schwebe ich zur Haustür und lasse meine Freundinnen in Sprachlosigkeit vereint zurück. Denn eins steht fest: Ich werde nichts, nichts, nichts verraten.
    Isa hält sich einen Moment an der Haustür fest. Sie atmet mühsam und wirkt ein bisschen grün im Gesicht. Ach, du meine Güte, sie wird sich doch nicht übergeben? Schwach lächelt sie mich an. »Du musst wirklich einen stählernen Magen haben, Lena«, haucht sie. »Aber ICH würde echt gern mal wieder S-Bahn fahren.«
    Alex holt mich am Abend ab und findet meine Party-Idee großartig. Er verspricht, mir zu helfen und hat noch etwa hundert Einfälle, die mein Konzept vervollkommnen.
    Wir liegen in einem großen Park auf der Wiese und der Nachthimmel über uns strahlt die Stadtlichter zurück. »Richtige Sternbilder gibt’s hier nicht zu sehen«, sagt Alex, »aber dafür blinkt der Fernsehturm doch ganz beruhigend, oder?«
    Er hat recht, Sommer-Berlin ist nachts schöner als bei Tag. Es ist nicht still, aber die Geräusche sind gedämpft. Alles ist weicher, die Hitze einer angenehmen Wärme gewichen. Kein Abgas-Geruch mehr, man riecht sogar die Blumen. Irgendwann schlafe ich ein und mein letzter bewusster Gedanke ist die Frage, ob es noch normal ist, sich dermaßen glücklich zu fühlen.

D ie Konsultation bei Tobias fängt ganz harmlos an. Wirklich nett. Er empfängt uns in seinem Büro, sagt aber gleich, dass wir in den Schulungsraum umziehen, weil auch Patrick und Johanna dazukommen. Ich bin damit sehr zufrieden; vertraut mit ihm in seinem Büro sitzen möchte ich vielleicht doch erst wieder, wenn wir eines Tages diese sagenumwobenen Zukunfts-Freunde sind. Er hat eine Kanne Kaffee bringen lassen und weil ich im Arztraum nur vier angeschlagene Kaffeepötte finde, bietet er an, ich könnte seine Tasse benutzen. Seinen zerbeulten Nachtschicht-Thermobecher. Wenn das kein Freundschaftsbeweis ist. (Und zwar kein Zukunfts-, sondern ein Gegenwartsbeweis!) Oder will er nur sehen, ob ich das annehme? Nein, darüber denkt Prüfungs-Lena gar nicht nach. Sie denkt nur, dass es nett von ihm ist und dass sie zu der schweren Vorbereitungsstunde dringend einen Kaffee braucht und ihrer dann länger warmhält.
    Tobias siezt mich, aber er lächelt dabei – deshalb bin ich ganz sicher, dass das kein Zeichen sein soll, sondern er nur vor den anderen keine Vertraulichkeiten möchte. Es gibt überhaupt keine Zeichen. Wir sind Oberarzt und Prüflinge – und ich bin nur eine von ihnen. Eine, die ganz entspannt in der Bank sitzt, Kaffee aus einem Thermobecher trinkt und dabei gar keine einzige Kaffeebechererinnerung

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