Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
hat.
Das mit dem ganz entspannt hat sich bald erledigt. Und zum Kaffeetrinken komme ich auch nicht. Tobias bespricht die verschiedenenFachgebiete und stellt zwischendurch immer wieder Fragen. An mich.
Nein, er fragt nicht mich allein, er fragt gerecht reihum. Aber gerecht verteilt ist nur die Anzahl der Fragen. Die Schwierigkeit ist maximal ungerecht verteilt.
»Wozu führt man eine Colokoskopie durch?«, fragt er Isa und »Was ist ein akutes Abdomen?« Patrick – und dann wendet er sich mir zu und fragt: »Was sind Ursachen und Pathogenese einer Perikardtamponade?«
Beim ersten Mal halte ich es für Zufall und ärgere mich nur, dass ich ausgerechnet DAS nicht weiß – wo ich doch alle Fragen vorher leicht hätte beantworten können. Beim zweiten Mal bin ich irritiert, beim vierten Mal sauer. Beim sechsten Mal frage ich mich, warum die anderen nicht merken, was hier läuft.
WAS LÄUFT DENN HIER?!
Es ist, als frage Tobias reihum, was zwei mal sieben ist und wie man eigentlich eine Apfelsaftschorle zubereitet – und dann mich, wie ein Computer funktioniert.
Selbstverständlich mache ich einen miserablen Eindruck. Zwar scheinen die anderen nicht zu merken, dass meine Fragen schwerer sind – dass ich allerdings immer unbeholfener stottere, entgeht niemandem. Schon sehen sie mich ängstlich und mitleidig an, wenn Tobias wieder das Wort an mich richtet. ICH KANN DOCH NICHTS DAFÜR! Ich möchte euch mal auf so was antworten hören! »Warum wird der HbA1c-Wert nicht für Screening-Tests benutzt?« Das gehört in eine Facharztprüfung. Aber nicht in Lernwoche neun!
Wieder wenden sich alle Gesichter mir zu. Patricks Blick ist regelrecht arrogant. Klar, ER lag ja bisher mit allen Antworten richtig. Dabei hat ER nur richtige Püppi-Fragen bekommen!
»Weißt du es vielleicht?!«, fahre ich ihn an. Aber bevor er ins Grübeln kommen und merken kann, dass er es bisher tausendmal einfacher hatte als ich, sagt Tobias: »Ich schätze, Herr Winkler hat sein Diabetes-Kapitel schon gelesen.« Und damit gibt er wie nebenbei den nötigen Hinweis, dass es um Blutzuckerwerte undderen Messung geht – der mir gefehlt hat! – und der dazu führt, dass Patrick die Frage beantworten kann. Und nicht mal das fällt irgendjemandem auf.
Zu allem Überfluss sagt Tobias, bevor er uns in die Pause entlässt: »Ich fürchte, einigen von Ihnen wird jetzt erst klar, wie viel Arbeit Sie noch vor sich haben. Und dass man in der Examensvorbereitung keine Stunde zu verschenken hat.«
Er sieht mich dabei an. Alle anderen sehen auch zu mir. Na klasse. Ja, hier sitzt Leichtsinns-Lena, die nur ihr Vergnügen im Kopf und noch keinen einzigen Tag ernsthaft gelernt hat. Ich würde sie auch gern von außen anstarren – dann würde ich ihr aber dermaßen die Meinung geigen! Was fällt ihr ein, meine Zeit so zu verschwenden!
»Was ist denn los, Lena?!«, fragt Isa besorgt, sobald wir allein sind. »Hat es dich jetzt auch erwischt?«
»Falls es dich tröstet«, lächelt Jenny beruhigend, »ich hätte auch nicht eine einzige deiner Fragen beantworten können.«
Genau das wollte ich hören. Wenn Jenny vielleicht auch nicht GANZ der Maßstab ist. »Und du?«, frage ich Isa wütend. »Hättest du das gekonnt?«
Isa überlegt kurz, dann schüttelt sie den Kopf. »Nein … aber ich lerne momentan ja auch so schlecht.«
»Du lernst den ganzen Tag«, widerspreche ich. »Und deine Fragen konntest du beantworten.«
Meine Freundinnen nicken, schweigen, denken … und verstehen. »Ehrlich gesagt dachte ich jedes Mal, wenn du drankamst: Ein Glück, dass er MICH das nicht gefragt hat«, gesteht Isa.
»Du glaubst, das ist kein Zufall, sondern Methode?«, fragt Jenny.
Na endlich!
Isa öffnet ihren Block; sie hat alle Fragen und Antworten mitgeschrieben. Und dort wird es sichtbar. Der Beweis, in Isas runder Schönschrift. Isa tippt auf die Fragen. »Leicht, okay, leicht«, kommentiert sie, »machbar, leicht, schwer. Lösbar, lösbar, hammerschwer. Du hast recht, deine Fragen waren viel schwieriger.«
»Na bitte!« Angesichts dieses unleugbaren Beweises fühle ich mich schon viel besser.
»Was glaubst du, warum er das macht?«, fragt Isa irritiert.
Jenny hat sofort eine Erklärung parat. »Wegen Alex«, sagt sie entschieden. »Er ist eifersüchtig und nun rächt er sich.«
Aber mir scheint das ein wenig zu einfach. Und es klingt überhaupt nicht nach Tobias.
»Vielleicht ist es doch nur Zufall?«, schlägt Isa vor, die auch nicht glauben will, dass
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