Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
Vom Netzwerk:
vor dem Kleinen nicht »Magen auspumpen« zu sagen.
    Als ich Jannick auf einer Trage über den Flur schiebe, entdecke ich seine Mutter am Ende des Ganges. Sie telefoniert immer noch und in enormer Lautstärke.
    Eigentlich kann sie aufhören, die Gastgebermutter zu terrorisieren. Aber ich sage es ihr nicht. Weil sie so wenigstens beschäftigt ist. Und weil Jannick noch früh genug beichten muss. Außerdem hat eine Gastgebermutter, die 13-Jährige nicht beaufsichtigt, mindestens diese kleine Strafe verdient.
    Eine Magenspülung ist unglaublich unangenehm, doch Jannick ist tapfer. Er würgt, als der Schlauch eingeführt wird, er erbricht sich noch einmal. Aber er weint nicht mehr. Erst, als wir endlich den Schlauch entfernen.
    »Es tut mir so leid«, flüstert Jannick, als Dr. Feinmann ihm erklärt, dass er zur Kontrolle noch einen Tag hierbleiben wird.
    »Schon gut, du alter Säufer«, sage ich. »Du machst es garantiert nie wieder.«
    »Und meine Mutter?«, fragt er. »Müssen Sie …«
    Leider – das können wir ihm nicht ersparen. Dr. Feinmann seufzt. »Schon gut, Kleiner, wir gehen nicht raus und sagen: Ihr Sohn hat sich besoffen. Wir umschreiben es erst mal sensibel – und du beichtest dann alles andere, wenn sie sich beruhigt hat.«
    Jannick nickt dankbar. Dr. Feinmann sieht mich nachdenklich an. »Fällt Ihnen was ein?«
    »Alkoholintoxikation?«, schlage ich vor. Klingt das medizinisch genug? Er lächelt. »Wir nennen es ganz korrekt C2-Intoxikation.«
    Das tun wir. Jannicks Mama flippt trotzdem aus. Weswegen ich mich bemüßigt fühle, ihr zu erklären, dass Jannick dem Gruppenzwang erlegen und die Vergiftung schon Strafe genug ist. Und dass man 13-Jährige besser beaufsichtigt. Und sie das der Geburtstagsmama bitte nachdrücklich ausrichten soll.
    Ich habe es begriffen, Dr. Al-Sayed – ich kann die Patienten nicht nach Hause begleiten. Aber hier, solange sie meiner Obhut unterstehen, kann ich für sie so viel tun wie möglich. Und wenn es nur das ist: Dass ich ein gerechtes bisschen mütterliche Wut von Jannick weg auf die Gastgebermutti umlenke.
    Als ich drei Stunden später in die Sommernacht stolpere, wartet Alex’ Wagen bereits auf dem Parkplatz. Aber da ist noch jemand.
    Tobias.
    Er betritt eben den Vorraum, vielleicht fängt er jetzt erst seine Schicht an, vielleicht hat er nur etwas aus dem Auto geholt. Aber ich stehe ihm direkt gegenüber.
    »Hallo«, sage ich. Er auch. Dann sieht er meine Tasche, aus der die weiße Klinikhose ein bisschen herausguckt. Er schaut zu Alex’ Auto, aus dem Musik zu hören ist, und wieder zu mir. Ja, ich bin schon für mein Vergnügungsprogramm umgezogen. Und habe eben im Umkleideraum ein bisschen Make-up aufgelegt.
    »Was ist das denn?«, fragt er und deutet knapp auf mein Kleid. Weil es kurz ist? Weil es nicht nach Klinikkleidung aussieht? Soll es ja auch nicht.
    Das, lieber ewig-ernster Herr Oberarzt, ist ein ausgewogenes Lernen-UND-Spaß-Konzept! Weil ich beides kann. In der Nachtschicht sicher und hellwach Entscheidungen treffen und Mägen auspumpen. Und danach entspannt – aber ebenso hellwach – mit meinem Freund Partys besuchen.
    »Wir gehen noch aus«, sage ich und bemühe mich, dass es nur nach Informationsübermittlung und gar nicht beleidigt klingt.
    »Warum?«, fragt er.
    Wäre es nicht an mir, warum zu fragen? Warum will er das wissen? Warum glaubt er, dass ich es ihm sage?
    »Weil meine Schicht vorbei ist«, antworte ich, »aber die Nacht noch jung.«
    »Du solltest dich mal hören.«
    Wie bitte?!
    Noch ein bis vier weitere Warums drängen sich auf. Warum sagt er so etwas Gemeines, beinahe Abfälliges? Warum ist er so wütend?
    Er wendet sich ab und geht in den Aufnahmebereich.
    So nicht! Drei schnelle Schritte, dann habe ich ihn eingeholt.
    »Ich höre mich«, sage ich wütend. »Ich höre mich den ganzen Tag und finde nicht alles, was ich sage, notwendig, aber den allergrößten Teil doch inhaltlich vertretbar. Also WAS sollte ich hören, das dich so stört?!«
    Er sieht mich an, fast als müsse er ungewollt lächeln. Na klar, ich hab mal wieder zu viel geredet. Aber ja, ich habe alles, was ich sagte, gehört – und meine es so.
    Tobias lächelt nicht. Er sieht müde aus.
    »Ich versteh einfach nicht, warum du dich dazu verleiten lässt«, sagt er leise. »Warum du deine Energie aufteilst. Gerade jetzt.«
    »Ich teile sie nicht auf«, widerspreche ich. »Ich hab einfach momentan mehr Energie. Ist es wirklich so schlimm, dass ich mich nach

Weitere Kostenlose Bücher