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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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Sie entsprach nicht im Entferntesten den Benimmregeln für eine Dame. Es mangelte ihr an jenem schicklichen Touch der auf dem Kontinent so geschätzten »britischen Reserviertheit«, aber ausnahmsweise gab Miss Pettigrew keinen Pfifferling auf damenhafte Zurückhaltung.
    Miss Dubarry stürzte sich auf sie und erdrückte sie fast.
    »Ach, Sie liebes, gutes Schätzchen! Wie kann ich Ihnen jemals danken!« Wieder glitzerten Tränen in ihren Augen.
    »Ach Guinevere«, rief Miss LaFosse, gleichermaßen bewegt, »was hätten wir nur ohne Sie angefangen?«
    »Das kann ich Ihnen niemals vergelten«, sagte Miss Dubarry, zittrig vor Glück. »Wann immer Sie irgendetwas brauchen, kommen Sie zu mir. Egal worum es geht. Eine lästige Falte beseitigen. Eine andere Frisur. Ein neues Gesicht.«
    »Was zum Teufel redet ihr da eigentlich?«, wollte Tony wissen.
    »Nichts«, erwiderten Miss LaFosse und Miss Dubarry im Chor.
    »Nichts, was für männliche Ohren bestimmt wäre«, sagte Miss LaFosse liebenswürdig. »Reine Frauensache.«
    Miss Dubarry griff nach ihrem Pelz.
    »Bis heute Abend«, sagte Miss LaFosse.
    »Wir kommen«, sagte Miss Dubarry.
    Die Tür schloss sich hinter ihnen.
    »Eine ausgesprochen reizende junge Dame«, sagte Miss Pettigrew, »wenn ich ihr auch nicht immer ganz folgen kann.«
    »Ziehen wir Leine«, sagte Miss LaFosse, »bevor der große Schwung aufbricht.«
    Sie traten aus dem Haus. Miss LaFosse winkte einem vorbeifahrenden Taxi und verfrachtete Miss Pettigrew hinein. Bei einem Blumenladen ließ sie anhalten und stieg aus.

    »So«, sagte sie fröhlich, als sie zurückkam. »Ich habe die Ansteckblume für Sie bestellt. Da sage noch einer, ich hätte ein Gedächtnis wie ein Sieb!«
    »Oh, wie lieb von Ihnen!«, hauchte Miss Pettigrew mit Tränen in den Augen.
    »Nach dem, was Sie für Edythe getan haben!«, sagte Miss LaFosse. »Was ist da schon eine Ansteckblume?«
    »Aber«, versuchte die arme Miss Pettigrew es erneut, »ich versichere Ihnen, ich habe gar nichts …«
    »Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel«, sagte Miss LaFosse. »Ich will nichts davon hören.«
    Sie erreichten Onslow Mansions, gingen hinein, fuhren mit dem Lift nach oben zu Miss LaFosses Wohnung. Miss LaFosse steckte den Schlüssel in die Tür.
    Miss Pettigrew hatte das eigenartige Gefühl, als käme sie nach Hause. Die Nachmittagseinladung war ein aufregendes Erlebnis gewesen und hatte ihr Stoff zum Nachdenken für viele Tage beschert, aber dies war nichts im Vergleich zu der wohligen Zufriedenheit, die sie empfand, sobald sie erneut über die Schwelle von Miss LaFosses Wohnung schritt. Es war ein Gefühl wie nach einem guten Essen. Die schlichte Freude, die sie überkam, war fast schon schmerzhaft. Nein, sie wollte nicht an morgen denken, wenn all dies nur noch ein Traum sein würde. Jetzt war heute.
    Miss Pettigrew eilte geschäftig ins Wohnzimmer, schaltete das Licht und den elektrischen Kamin an, schüttelte Kissen auf und knuffte sie einladend zurecht. Alle Lampenschirme waren in einem dunklen Scharlachrot gehalten, was dem Raum eine behagliche, rötlich leuchtende Wärme verlieh.
    Miss LaFosse riss sich ihren Pelzmantel vom Leib.
    »Gottlob, endlich ein Moment Ruhe.«
    Sie ließ sich auf einen bequemen Stuhl vor dem Kamin sinken.

    Miss Pettigrew zog ihren Pelzmantel aus und legte ihn sehr viel behutsamer beiseite. Das geborgte Kleid schenkte ihr ein Gefühl von Bedeutsamkeit. Unwillkürlich bewegte sie sich mit einem neuen Anstrich von Würde. Der reiche schwarze Samt zwang förmlich zu majestätischem Auftreten.
    »Setzen Sie sich doch, Guinevere«, sagte Miss LaFosse. »Langes Stehen macht müde.«
    »Ich bin kein bisschen müde«, sagte Miss Pettigrew vergnügt. »Ich bin viel zu aufgeregt, um müde zu sein.«
    »Beine okay?«
    »Meinen Beinen«, sagte Miss Pettigrew mit erhobenem Haupt, »hat nie etwas gefehlt. Mir war nur ein bisschen schwummrig wegen der Hitze, das ist alles.«
    »Wie Sie meinen«, sagte Miss LaFosse schmunzelnd.
    Miss Pettigrew setzte sich glücklich und zufrieden neben sie auf einen Stuhl. Draußen auf den dunklen Straßen herrschte eisige Novemberkälte, drinnen glühte warm der elektrische Kamin. Miss LaFosse und sie genossen das traute Beisammensein in dem behaglichen Raum. Die Vorhänge waren zugezogen, die Türen geschlossen, die Stühle um den Kamin gruppiert. Nach Miss Pettigrews Gefühl war es so ziemlich der glücklichste Moment an diesem ganz und gar fantastischen Tag. Aber es sollte nur

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