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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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kratzte, und sie wanden sich hin und her, damit wir auch ja den richtigen Fleck erwischten.
    Schweine sind genauso intelligent wie Hunde. Ihr Geruchsvermögen ist verblüffend. Es verwundert nicht, daß die Franzosen sie zum Trüffelsuchen verwenden. Vor etlichen Jahren hatte ich einmal über einen alten exzentrischen Edelmann gelesen, der einmal ein Ferkel mit einem Wurf junger Vorstehhunde aufzog, so daß es sich selbst für einen Hund hielt. Als es dann später Wild ausmachen sollte, war das Schwein den Hunden überlegen. Der Eigentümer setzte oft das Schwein bei Wetten mit seinen Freunden gegen deren phantastische Hunde — und kassierte leicht verdientes Geld.
    Es fiel mir nicht schwer, diese Geschichte zu glauben, wenn wir die Schweine in Aktion sahen. Ständig waren sie auf der Suche nach Eßbarem: ob Fleisch oder Gemüse, alles war Wasser auf ihre Mühle. Sie peilten sich ein auf Abfälle und Unrat wie in einem Science Fiction-Roman.
    Noch vor Ablauf von zwei Wochen seit ihrer Ankunft bei uns wußten sie bereits genau, wohin sie gehen mußten, um ihre Rationen aufzubessern. Ein bevorzugter Leckerbissen waren junge Nesseln. Als erstes fraßen sie die zarten Schößlinge, dann wühlten sie mit den Schnauzen die Wurzeln heraus und putzten sie ebenfalls weg. Wo vorher ganze Büschel an Nesseln gestanden hatten, blieb nur eine Fläche aufgewühlten Erdbodens zurück.
    Dorfies privater Jagdgrund war die Feuerstelle, wo wir Abfälle verbrannten. Sie lag in der Nähe des Teichs auf einem freien Platz. Dort gab es eine Menge verschiedener Delikatessen für Dorfie, aber auch einige zusätzliche Schocks. Einmal ließ mich ein starker Aufschrei mit Gequietsche und Gegrunze aus dem Melkstall rennen. Der Feuerplatz war durch Rauch und herumfliegende Asche fast völlig verdunkelt. Ein Huhn war am Vortag gestorben, und wir hatten den Kadaver mitsamt Federn auf das Feuer geworfen. Die Federn waren zwar verbrannt, aber der Rest, oder das meiste davon, war bis zur Perfektion für unsere Schweinefeinschmeckerin gebraten übriggeblieben. Aber sie war in eine Falle gelaufen. Die Asche glühte noch, und der Vogel war so lange gebraten worden, daß er auseinanderfiel, als Dorfie ihn herausholen wollte. So eilte sie mehrmals in das zerstreute Feuer, um sich einen Bissen zu holen; dabei schrie sie, wenn Nase und Pfoten ansengten, und schüttelte den Kopf hin und her, um sich den Schmerz zu erleichtern. Dennoch mußte das Fleisch genau ihrem Geschmack entsprochen haben, denn sie hörte nicht eher auf, bis nicht alles, einschließlich Knochen und Federkiele, verschwunden war. Dann lief sie davon, um ihre Schnauze in dem feuchten Schlamm beim Teich zu kühlen. Dieses Erlebnis war wahrscheinlich der Höhepunkt ihrer Karriere als Aasgeier.
    Shirley stand ständig mit den Schweinen auf Kriegsfuß. Aufgrund des besser werdenden Wetters entfernten sich die Hühner weiter vom Haus und legten ihre Eier in Hecken, Grasbüschel oder wohin sie gerade Lust hatten. Und Schweine, wie wir feststellen, lieben Eier. Durch ihren guten Geruchssinn konnten sie streunende Hühner auf deren versteckten Brutstellen ausfindig machen, und mit großem Wohlbehagen verschlangen sie die Eier mitsamt der Schale. Sobald sie in der Nähe des Hühnerstalls oder im >Hühnergebiet< auftauchten, raste Shirley nach draußen, schwang wütend einen Stock und drohte ihnen Ausrottung an, wenn nicht noch mehr. Sie eilten davon wie im Obstgarten ertappte Kinder, und zwar so schnell, daß Shirley nicht einmal in ihre Nähe gelangen konnte.
    Doch sie kamen immer wieder, besonders nachdem Dorfie herausgefunden hatte, daß sie die Tür zum Hühnerstall aufbekommen konnten durch Rütteln, falls jemand vergessen haben sollte, den Riegel vorzuschieben. Es war wie Ostern und Weihnachten auf einen Tag, wenn sie in den Stall gelangen konnten. Dort gab es herrliche Leckerbissen: Eier und Essensreste, die die Hühner übersehen hatten. In ihrer Begeisterung verursachten sie ein Chaos bei den Bruthennen; und Lärm war meistens ihr Verderben.
    Der Garten war eine weitere >verbotene< Zone. Wenn es ihnen gelang, dort einzubrechen, wühlten sie Blumenzwiebeln aus der Erde und fraßen sie. Wenn die Gartenpforte offenstand, versuchten sie ständig, sich hineinzuschleichen, aber dabei mußten sie das Küchenfenster passieren, und ein Klopfen gegen die Scheibe genügte, sie fortzuscheuchen.
    Natürlich hatten wir dieses Paar weder angeschafft, um das Sozialverhalten der Schweine zu studieren oder

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