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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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schien sie nicht zu wissen.
    «Aber mir persönlich ist es egal, was Alex will und ob du seinen Willen akzeptierst», fuhr sie fort. «Ich mag nur nicht länger mit dir Katz und Maus spielen. Dass du heftig reagierst, kann ich verkraften. Da bin ich wirklich anderes gewohnt.»
    Ja, man sah es noch. Die Hämatome auf ihrer Brust waren seit Sonntag zu gelblich grünen Flecken verblasst, aber noch deutlich zu erkennen. In der rechten Hand hielt sie immer noch die Zigarette. Es war nur noch ein winziger Rest über dem Filterstück. Sie nahm noch einen Zug und drückte die Glut einfach auf der Fensterbank aus. Dann sprach sie weiter.
    «Das hier geht nur uns beide etwas an, Konni. Rex war verständlicherweise nicht begeistert, als er erfuhr, dass ich jemanden treffe, während er in der Gegend herumfährt. Aber er hat keine Ahnung, wer du bist und was du beruflich machst. Dass Alex noch einmal petzt, habe ich unterbunden, sonst sähe die Sache vielleicht anders aus. Und in dem Fall solltest du dir eher Gedanken um deine Haut machen als um meine.»
    Sie lachte – billig und verlegen, wie mir schien. «Ich kann ja verstehen, dass ich für Alex ein rotes Tuch bin. Aber er ist leicht einzuschüchtern. Und du müsstest doch theoretisch wissen, wie das ist in solchen Fällen. Man droht mit allen möglichen Schweinereien. Ich musste ihm nur begreiflich machen, dass es für seine Frau bekömmlicher ist, wenn er sich gut mit mir stellt. Aber um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der Doktor macht äußerlich nicht den besten Eindruck. Er darf auch nicht offiziell praktizieren. Nun hilft er eben Leuten, die nicht so ohne weiteres in ein Krankenhaus gebracht werden können.»
    «Mit anderen Worten, er ist Spezialist für Schussverletzungen.»
    «Von gebrochenen Knochen und Messerstichen versteht er auch eine Menge», ergänzte sie. «Schade, dass du nie die Gelegenheit bekommen wirst, dir sein Meisterwerk anzuschauen. Rex war letztes Jahr in einem Zustand, dass niemand mehr einen Pfennig für sein Leben gegeben hätte. Er hatte ein paar äußerst unangenehmen Zeitgenossen die Stirn geboten und mächtig was dafür einstecken müssen. Jetzt ist er wieder topfit, nur nicht mehr so schön wie vorher.»
    Wieder lachte sie so billig. «Von plastischer Chirurgie versteht der Doktor leider nichts. Aber Ella Godberg braucht ja kein neues Gesicht, sie ist bei ihm in den besten Händen.»
    «Natürlich», sagte ich. «Deshalb wurde sie ja auch im Kohlenkeller operiert, in eine Kiste gesteckt und irgendwo im Wald lebendig begraben.»
    Es gab keinen Grund mehr, Versteck zu spielen, fand ich. Ich durfte immerhin wissen, was ich von Alex erfahren hatte, erzählte ihr auch von meinem Alleingang nach dem Gespräch mit ihm, um festzustellen, ob sie wusste, wer ihrem Elternhaus nach mir noch einen Besuch abgestattet hatte.
    «Ella Godberg war nie in einer Kiste und auch nie im Keller», behauptete sie. «Was du da auf dem Boden gesehen hast, war mein Blut. Ich habe am Freitagabend zuerst einen Klaps auf die Nase bekommen, zum Glück hat er sie mir nicht gebrochen. Rex schlägt immer zuerst ins Gesicht. Wenn ihm dann bewusst wird, dass man die Ware nicht so offensichtlich beschädigen darf, konzentriert er sich auf andere Stellen.»
    «Da lagen auch Gipskrümel», sagte ich.
    Sie seufzte, als hätte sie ein begriffsstutziges Kind vor sich.
«Ja, Konni, weil er mir den Verband vor die Füße, beziehungsweise an den Kopf geworfen hat, ich lag ja auf dem Boden. Ich sollte aufräumen, den Gips, Handtücher und anderen Kram in die Heizung stecken. Sie haben da rumgesaut wie die Vandalen, und ich bin, verdammt nochmal, nicht ihre Putzfrau. Mich prügelt man auch immer nur einmal, dann gibt es die Rechnung. Wem ich das zu verdanken hatte, lag auf der Hand. Als ich wieder auf die Beine kam, habe ich den Gips mitgenommen. Der lag schon im Auto, als du am Samstag das Buch abgeholt hast. Ich wollte ihn Alex sofort zeigen, aber in der Nacht – mir war speiübel. Ich brauchte beide Hände, um mich selbst ins Haus zu bringen.»
In Erinnerung an den halb offenen Torflügel der Garage, der es mir erlaubt hatte, einen Blick auf den Omega zu werfen, schien es, dass sie die Wahrheit sagte. Schmitz hatte es ja auch so gesehen.
«Es wird keinem etwas passieren, wenn alles nach Plan läuft, Konni», versicherte sie.
«Es läuft nie alles nach Plan», sagte ich, rieb mit dem linken Daumen vorsichtig über die rote Stelle neben meinem Nabel und betrachtete meine

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