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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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sofort in die Garage, zumindest in die Einfahrt.
    Als wir ankamen, wirkte der Streifenwagen vor dem Grundstück wie ein überaus störender Fremdkörper. Hinter der Gardine eines Fensters am gegenüberliegenden Haus waren zwei Gesichter auszumachen. Die Nachbarn schauten sich aufmerksam an, wie die Polizei ihre Arbeit tat. Nur eine Zugehfrau war da, sie hatte die Kollegen alarmiert. Wir hatten Zeit genug, uns gründlich umzuschauen. Vor dem Haus gepflegter Rasen mit einigen Ziersträuchern. Am kniehohen Gartenzaun entlang war ein Streifen frisch geharkter Erde mit Stecklingen bepflanzt. Darin war deutlich ein Fußabdruck auszumachen. Glatte, spitz zulaufende Sohle, für einen Männerschuh auffallend hohe Absätze, schätzungsweise Schuhgröße zweiundvierzig. Eine Art Cowboystiefel, meinte Jochen.
    Auf der Rückseite befand sich neben der Terrasse ein Kellerfenster mit einem Lichtschacht, der ursprünglich mit einem Gitter abgedeckt gewesen war. Nun lag das Gitter auf dem Rasen, am offenen Kellerfenster war eine Scheibe zerbrochen. Dieses Fenster gehörte zu einem Vorratsraum. Auf dem Boden dort verteilten sich einige Glasscherben, eine war mit etwas Blut verschmiert. Nach routinierten Einbrechern sah es nicht aus. Jochen tippte auf einen Amateur, der eine günstige Gelegenheit genutzt und Muffensausen bekommen hatte.
    Dann wurde mir ziemlich mulmig. Ich hatte mich noch nie genau danach erkundigt, was der Papa von Sven beruflich machte. Hanne hatte mal erwähnt, Alex sei Kaufmann, das war ein dehnbarer Begriff. Auf Antiquitäten hatte sie getippt, weil davon in den Wohnräumen einige herumstanden und Alex einmal versucht hatte, ihr eine wurmstichige Kommode zu einem Freundschaftspreis anzudrehen. Nur dreihundert Euro.
    «Dafür kriege ich ja zwei neue», hatte Hanne gesagt. Sie hielt nichts von alten Möbeln.
Der Raum neben dem Vorratskeller war voll gestopft damit. Und nicht nur damit. Links neben der Tür standen zwei Regale gefüllt mit einem Sammelsurium von Kostbarkeiten. Besteckkästen, deren Inhalt größtenteils aus massivem Silber mit und ohne Goldauflage bestand. Kristallgläser, Pokale, Holzskulpturen, Porzellan, das Otto Normalverbraucher sich niemals auf den Tisch gestellt hätte, es hätte ja was zerbrechen können. Dazwischen verteilten sich unauffällig ein gutes Dutzend Nippesfiguren, die meisten kamen aus der Meißner Manufaktur.
Und ich wusste noch in etwa, was Hannes Haftpflicht für das von Olli zerbrochene Figürchen gezahlt hatte. Aber dass Alex Godberg den Rest seiner Sammlung nur im Keller untergebracht hatte, um weitere Schäden dieser Art zu vermeiden, konnte ich mir nicht vorstellen.
Der Fußboden in dem Kellerraum war dreifach belegt. Weitere wertvolle Teppiche standen zusammengerollt aufrecht in einer Ecke. Achtzehn zählten wir insgesamt, des Weiteren fünfzehn gerahmte und mit Filzdecken geschützte Kunstwerke, Ölgemälde, Lithographien, auch einige Kohlezeichnungen hinter Glas, die man nicht unbedingt als Altertümer bezeichnen konnte. An einer Kleiderstange hingen etliche Pelzmäntel und Jacken, in der Hauptsache Nerz, aber auch ein Gepard und ein Zobel. Und die waren bestimmt nicht antik.
Der Kellerraum hatte kein Fenster und eine feuerfeste Tür, wie man sie gemeinhin bei Heizungskellern einsetzt. Sie war offen, der Schlüssel steckte außen zum Gang hin. Auch alle anderen Türen im Haus waren offen. Im Arbeitszimmer stand unangetastet der Computer des Hausherrn, an einer Wand hing ein Bild schief, dahinter befand sich ein Wandsafe – unversehrt.
Bei den Schränken in den Wohnräumen war nicht mal ein Schubfach aufgezogen. Im großen Wohnzimmer hingen etliche Bilder an den Wänden. Der Parkettboden war mit drei Teppichen geschützt. Fernseher, DVDPlayer, Videorecorder, eine Hifi-Anlage vom Feinsten und einige Kostbarkeiten standen auf ihren Plätzen. Darunter eine Uhr auf einem Schrank, wie ich noch nie eine gesehen hatte.
Über einem goldenen Sockel erhob sich ein vergoldetes Zifferblatt. Darüber gestülpt war eine Glaskuppel mit Goldrand, unter der sich eine Sonne drehte, um die herum Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und die anderen Planeten unseres Systems mit ihren Monden an hauchdünnen Goldfäden rotierten. Ein einmalig schönes Stück. Ich gestand mir ein, dass ich Schweißausbrüche bekommen hätte, wäre Olli in die Nähe dieser Uhr gekommen.
Im Schlafzimmer entdeckte Jochen eine lederbezogene Schmuckkassette mit aufgestecktem Schlüsselchen und beachtlichem

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