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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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essen. Es war nicht etwa so, daß er dem Trinken abgeneigt war, ganz im Gegenteil, er wußte einen guten Schluck sehr zu schätzen, aber er ließ sich von nichts und niemandem vorschreiben, wann, was und wieviel er zu trinken hatte. Wenn er seinen Organismus mit einem edlen Cognac oder ein paar Gläschen eisgekühltem Wodka erfreuen wollte, brauchte er dazu keine Trinkkumpane, er stieß niemals mit anderen an, und es war ihm zutiefst gleichgültig, ob seine Tischgenossen mittranken oder währenddessen die Fliegen an der Decke zählten.
    »Ich bin ganz Ohr, Vitalij Wassiljewitsch«, sagte er. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Sajnes zuckte zusammen, so als hätte er nicht mit dem Beginn des Gesprächs gerechnet, obwohl er ja deswegen hergekommen war.
    »Mich interessiert eine bestimmte Person, diejenige, von der regelmäßig einmal pro Woche in Presse und Fernsehen die Rede ist.«
    »Was für eine Person?« Kabanow hob überrascht die Augenbrauen.
    »Diejenige, die regelmäßig Leichen in der Umgebung der Stadt hinterläßt. Wissen Sie, wen ich meine?«
    »Nein.«
    Kabanow legte behutsam die Gabel aus der Hand und lehnte sich im Sofa zurück. Schlimmer konnte es nicht kommen. Er hatte von Trofims Gesandtem jede nur erdenkliche Bitte erwartet, nur nicht diese. Der Mann verlangte von ihm, daß er sein eigenes Todesurteil unterschrieb. Ob er die Bitte annahm oder zurückwies – in beiden Fällen war das Resultat dasselbe. Er konnte in dieser Situation nur eines tun. Er mußte verhindern, daß der Gast seine Bitte aussprach. Unter keinen Umständen durfte er zulassen, daß dieser große schlanke Mann, den Trofim ihm geschickt hatte, irgendwann würde sagen können, daß er Kabanow, die Lokomotive, gebeten hatte, ihm einen Auftragsmörder zu besorgen, und daß er, Kabanow, diesem Wunsch nachgekommen war. Dem Gast war ganz offensichtlich nicht sehr wohl in seiner Haut, offenbar hoffte er darauf, daß Kabanow das Unausgesprochene selbst aufgreifen würde. Aber er durfte ihm nicht helfen, auf keinen Fall, vielleicht würde er, so Gott wollte, einen Rückzieher machen, vielleicht würde er davor zurückschrecken, seine schaurige Bitte direkt auszusprechen.
    Nachdem Kabanow sein gleichgültiges Nein in den Raum gestellt hatte, heftete er seinen Blick auf den Teller des Gastes, auf dem zwei einsame Stückchen Hühnerbrust mit Nüssen, Knoblauch und Grünzeug lagen.
    »Ich meine den Mann, der so virtuose Genickschüsse aus zwanzig Metern Entfernung abgibt. Es muß nicht unbedingt dieser Mann sein, ein beliebiger anderer mit denselben Qualitäten tut es auch.«
    »Warum sind Sie so an ihm interessiert?« fragte Kabanow gleichmütig. »Wollen Sie seine Biographie schreiben oder einen Dokumentarfilm für das Fernsehen über ihn drehen?«
    »Ich möchte ihm eine Arbeit in seinem Beruf anbieten«, erwiderte Sajnes mit ruhiger Stimme. »Eine gutbezahlte Arbeit.«
    »Ich besitze kein Büro für Arbeitsvermittlung. Ich handle mit Druckereimaschinen. Um die Arbeitskraft anzuheuern, um die es Ihnen geht, bedürfen Sie nicht meiner Vermittlung.«
    »Im Gegenteil, Vitalij Nikolajewitsch, ganz im Gegenteil«, widersprach Sajnes, »ohne Ihre Vermittlung geht es nicht. Ich bin nicht in der Lage, so einen Mann zu finden, aber Sie sind es zweifellos.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das hat mir der gesagt, der mir Ihre Telefonnummer gegeben hat. Er hat mir die Garantie gegeben, daß Sie mir helfen werden.«
    »Aber dieser Mann wird doch bereits seit mehr als einem Monat von der Miliz gesucht. Sie verstehen selbst, daß meine Möglichkeiten unverhältnismäßig geringer sind. Wenn die Miliz ihn bisher nicht gefunden hat, wie sollte dann ich . . .«
    »Aber ich bestehe doch nicht darauf, daß es unbedingt dieser Mann sein muß. Ich akzeptiere jeden anderen, der über dieselben Qualitäten verfügt. Finden Sie ihn, Vitalij Nikolajewitsch, und Sie werden die entsprechende Vermittlungsgebühr bekommen.«
    Kabanow zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin keineswegs sicher, ob mir das möglich ist. Und ich gebe nie ein Versprechen, wenn ich nicht überzeugt davon bin, daß ich es auch halten kann. Sie sollten sich an jemand anderen wenden, der bessere Möglichkeiten hat als ich.«
    »Aber ich wende mich an Sie, weil Trofim von Ihren Möglichkeiten überzeugt ist. Er weiß, daß Sie helfen können, und zwar besser als jeder andere.«
    »Trofim kann das nicht wissen«, widersprach Kabanow. »Er kann es deshalb nicht wissen, weil eine Bitte dieser Art noch

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