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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sich in den weiten, leeren Räumen ihres Hirns herumtrieben, und Lucy Straik liebte es nicht, unterbrochen zu werden. Auch Colonel Jim hatte es nicht gern, wenn Lucy unterbrochen wurde.
    Sie legte eine Hand auf den Unterarm ihres Mannes und sagte: «Poppa, ich habe
nachgedacht
.» Ihre Stimme hatte den schweren Akzent des amerikanischen Südens.
    Colonel Jim nickte liebevoll. «Gutes Mädchen. Worüber hast du nachgedacht, Momma?»
    Sie schürzte den Mund mit den dicken Lippen und strich geistesabwesend den weißen Pullover über ihrem üppigen Busen glatt. Ihre hellbraunen Augen, deren leichtes Vorquellen auf Schilddrüsenüberfunktion und sexuelle Begierde hindeutete, blickten nachdenklich.
    «Jaaaa, nun, ich hab mir gedacht, wir wissen nicht, ob der Mann irgendwas über diese Schlucht gesehen hat. Aber wir sollten ihn finden und das herauskriegen.»
    «Sicher, Momma. Aber es ist unproduktiv, sich lange Gedanken zu machen, ob er etwas gesehen hat. Man verschwendet nur Zeit. Am wirksamsten ist es, ihn einfach zu finden und aus dem Verkehr zu ziehen.»
    «Ich habe noch nicht
ausgeredet
, Poppa.»
    «Oh, entschuldige, Liebling.» Er lachte leise und streichelte ihre Wange. «Rede nur weiter.»
    «Jaaa, wenn diese Frau, die Mr. Sexton erwähnt hat, diese dummen Männer erledigt und diesen Mann mitgenommen hat, den von der Schlucht, der nicht umgebracht werden konnte, dann wird sie ihn doch todsicher zu einem Arzt oder einem Krankenhaus bringen, nicht wahr? Es kann hier ja nicht so viele Ärzte und Krankenhäuser geben, oder? Warum ziehen also Clare und Angel nicht die Nonnentracht an und schauen nach?»
    Mellish blinzelte einmal und sah dann weg, mit völlig ausdruckslosem Gesicht. Clare lächelte und nickte, und nur Angel kannte sie gut genug, um die Verachtung in ihren Augen zu bemerken. Da Cruz trank ein wenig Wein. Mr. Sexton, der nur Früchte, Nüsse und Honig aß und Wasser trank, war der einzige, der seine Reaktion nicht verbarg. Er sagte offen belustigt: «Aber Mrs. Straik, gerade das haben die lieben Mädchen gestern von Mittag bis Mitternacht getan. Colonel Jim hat sie sofort ausgeschickt, nachdem Bourget telefoniert und sein jämmerliches Versagen gemeldet hatte.»
    Lucy Straiks Augenbrauen hoben sich. «Ah, wirklich? Stimmt das, Poppa?»
    «Natürlich, Momma, du warst dabei, als ich sie weggeschickt habe.»
    «Wirklich? Ich muß da gerade an etwas anderes gedacht haben.»
    Er lehnte sich mit einem breiten Grinsen zu ihr hinüber und legte seine große Hand auf ihren Schenkel.
    «Ich weiß, an was für Sachen Momma meistens denkt.»
    «Poppa! Du machst mich ganz
verlegen
.» Sie rutschte abwehrend auf ihrem Sitz umher.
    «Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf über die Geschäfte, Liebling. Darum kümmere ich mich.» Er wandte sich, noch immer lächelnd, an Mr. Sexton, aber es war ein anderes Lächeln, eine Million Meilen entfernt von der sentimentalen Zärtlichkeit, die er noch einen Augenblick vorher gezeigt hatte. «Kennen Sie diese Blaise, Mr. Sexton?»
    «Ich kenne ihren Ruf. Sie muß es gewesen sein. Wir wissen, daß Tarrant sie in der Auberge du Tarn treffen sollte. Reilly hat uns das erzählt, und Bourgets Beschreibung trifft auf sie zu. Ich kenne keine andere Frau, die Bourget und seine Kollegen auf diese Weise überwältigen könnte. Nicht einmal Clare und Angel gemeinsam.»
    «Kennt diese Blaise Sie vom Hörensagen?»
    «Ich glaube nicht. Ich bin erst seit ein paar Jahren im Geschäft, wie Sie wissen.»
    «Ich glaube, wir müssen uns ein bißchen absichern, Mr. Sexton.»
    «Ich werde es noch heute abend veranlassen.»
    Mr. Sexton machte eine Pause und setzte dann höflich hinzu: «Wie lange wollen Sie Tarrant schwitzen lassen, bevor wir uns mit ihm beschäftigen?»
    «Ich gebe ihm noch 24 Stunden. Dann ein allgemeines Gespräch, in dem ich ihm die Situation erkläre. Dann richten Sie ihn ein wenig zu. Dann kommt Mellish mit dem Pentothal …» Colonel Jim streifte das Band von einer Zigarre. «Clare behandelt ihn freundlich, redet aber von Dingen, die Angst machen. Angel schläft mit ihm, damit er sich entspannt. Noch ein höfliches Gespräch …» Er zuckte die Achseln. «Vielleicht ändern wir die Reihenfolge ein wenig. Ich mache solche Unternehmen gern nach Gefühl.» Er blickte lächelnd von seiner Zigarre auf, aber seine Augen waren Schlitze von grauem Granit. «Übertreiben Sie die harte Behandlung nicht, Mr. Sexton. Er ist kein Feigling, und mit einer Leiche kann ich nichts

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