Mond der Unsterblichkeit
durch das Tor in unsere Welt zurückzukehren?“
Hermit lehnte sich zurück und atmete tief durch. „Weil der Bann es verhi n dert.“
Amber starrte in die Flammen des Kamins, die kurz aufloderten und sich gierig in das Holzscheit fraßen. Sie dachte an Hall o ween und ihre Begegnung mit Sally.
„Ich bin einem Werwolf schon mal begegnet. Einer jungen Frau. Ich hatte mich im Moor verirrt. Sie folgte mir. Ich konnte sehen, wie sie sich in einen Wolf ve r wandelte. Wie ist es möglich, dass sie in unserer Welt sein kann, bevor das Tor g e öffnet wurde?“, fragte Amber.
„Ein Werwolf?“ Es blitzte in Hermits trüben Augen auf.
„Ich bin mir sicher.“
„Es muss ihr irgendwie gelungen sein vor der Verwandlung nicht in die Scha t te n welt gezogen zu werden.“
„Heißt das, es gibt Ausnahmen?“
„Ja, es ist möglich. Wie konnten Sie eigentlich der Werwölfin entkommen, Amber?“ Hermit fuhr sich mit der Zunge über seine spr ö den Lippen, während er nicht für einen Wimpernschlag den Blick von A m ber abwandte.
„Als ich im Morast versank, ist sie einfach fortgerannt. Vielleicht glaubte sie, ich würde es eh nicht mehr schaffen, und riskierte keinen Angriff.“ Bei der Eri n nerung an den Moment schüttelte sie sich. Schon war die durchlebte Todesangst wieder gegenwärtig.
„Das Feuer erlischt.“ Hermit stand auf, um einen Scheit nachzulegen. Amber beobachtete unter geschwollenen Lidern seine Bewegungen. Dann forderte die Erschö p fung ihren Tribut.
24.
A ls Amber erwachte, war bereits heller Tag. Sonnenstrahlen moge l ten sich durch einen Spalt zwischen den Vorhängen und malten Muster auf den Dielenboden. Hermit schnarchte im Sessel neben ihr, während Kevin wie ein zusammengerol l ter Igel auf dem Sofa schlief.
Heiß durchfuhr es Amber. Sie musste zum Schloss zurück, um Aidan zu wa r nen. Fast halb elf Uhr vormittags. Heute war Sonntag. Amber schlug die Decke zurück und sprang auf. Dann rüttelte sie Kevin wach, und weckte schließlich den Eremiten.
„Hermit? Kevin und ich müssen zum Schloss zurück. Wir brechen jetzt auf“, sagte sie und zog ihren Pullover zurecht.
Verschlafen öffnete Hermit die Augen und fuhr mit den Händen durch sein lichtes Haar. „Ist was geschehen?“, fragte er, und gähnte.
„Nein, aber ich habe Aidan gestern nicht erreichen können. Ich muss ihn wa r nen, und vom Tod seines Vaters berichten.“
„Erst müssen Sie was frühstücken.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, aber wir müssen ablehnen.“ Amber zog Kevin am Ärmel, der ihr nur widerwillig folgen wollte.
„Sie müssen sich stärken für die Tage, die noch auf uns zukommen werden. Und glauben Sie mir, die werden hart! Wenigstens ein Kaffee und etwas Hafe r brei.“
Wenig später saßen Kevin und Amber in der kleinen Küche von Hermit, und erst als ihr der leckere Duft in die Nase stieg, b e merkte sie, wie hungrig sie war. Dennoch rutschte sie unruhig auf dem Stuhl hin und her. Sie fragte sich, ob Aidan schon vom Tod seines Vaters erfahren hatte, und wie er auf diese schrec k liche Nachricht reagiert haben mochte. Sie dachte an Vater, und wie tief sie die Nac h richt von seinem Tod erschüttert hatte. Erneut befiel sie diese unendliche Trauri g keit.
Der Kaffee war heiß und bitter, aber er belebte ihre Sinne. Sie tup f te mit dem Finger die Tränen aus den Augenwinkeln und hoffte, die and e ren mochten es nicht bemerkt haben.
„Werden heute Nacht noch mehr sterben?“, fragte Kevin plötzlich.
Hermit sah nicht von seiner Tasse auf, die er mit beiden Händen hielt. „Vie l leicht.“
„Hermit, wollen Sie nicht doch was gegen Revenant unternehmen?“, fragte Amber, in der Hoffnung, der Alte möge es sich anders übe r legt haben. Aber er schüttelte nur den Kopf. Sie las aus seiner Miene, dass er nicht dazu bereit war, noch einmal ü ber dieses Thema zu sprechen.
„Sie alle sollten besser Gealach und das verfluchte Schloss verla s sen“, schlug er stattdessen vor. „Ist hier zu gefährlich“, schob er nach.
„Ja, aber was bringt es uns, wenn Revenant und sein Gefolge sich weiter au s breiten? Dann stehen wir irgendwann vor dem gleichen Problem. Es nützt nichts, davonzulaufen“, antwortete Amber und setzte ihre Tasse so schwungvoll auf dem Tisch ab, dass der Kaffee übe r schwappte und einen braunen Fleck auf dem weißen Tischtuch hinte r ließ.
„Und was ist mit Aidan? Würde er das auch so sehen? Sein Vater ist gestern Nacht von Revenant ermordet worden.“
Der
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