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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Colgate, wenn man drauftritt – direkt in der besten Sendezeit, live über drei Sender des amerikanischen Fernsehens.«
    »Ich bin froh, dass du das nicht getan hast«, sagte Baedecker.
    »Ja«, sagte Dave und fuhr eine Minute in nachdenklichem Schweigen weiter. »Ich hatte mir überlegt, wenn uns nichts anderes einfällt, um die acht Minuten zu überbrücken, würde ich so ziemlich dasselbe aufsagen und dann dein Ventil öffnen.«
    »Scott?«
    »Dad, bist du das?«
    »Ja«, sagt Baedecker. »Mein Gott, es ist schwer, dich zu erwischen. Ich habe fünfmal angerufen, musste in der Leitung bleiben und wurde dann einfach unterbrochen. Wie geht es dir, Scott?«
    »Mir geht ’ s gut, Dad«, sagt Scott. »Wo bist du?«
    »Im Augenblick auf dem Luftwaffenstützpunkt McChord in Tacoma«, sagt Baedecker, »aber eigentlich bin ich für ein paar Tage in Salem. Scott, Dave Muldorff ist letzte Woche gestorben.«
    »Dave?«, sagt Scott. »Oh, Scheiße, Dad, das tut mir echt leid. Was ist passiert?«
    »Flugzeugabsturz«, sagt Baedecker. »Hör mal, deshalb ruf ich aber nicht an. Ich hab gehört, du warst krank, sogar eine Weile im Krankenhaus. Wie geht es dir jetzt?«
    »Mir geht es gut, Dad«, sagt Scott, aber Baedecker kann sein Zögern hören. »Noch ein bisschen müde. Hör mal, Dad, woher weißt du, dass ich hier bin?«
    »Maggie Brown hat es mir gesagt«, sagt Baedecker.
    »Maggie? Ach, ja. Wahrscheinlich hat Bruce mit ihr gesprochen. Dad, das mit deinem Besuch letzten Sommer in Poona tut mir leid.«
    Das Münztelefon rasselt, und einen Augenblick kann Baedecker nichts hören. »Scott?«
    »Ja, Dad.«
    »Was ist los? Ist dein Asthma wieder schlimmer geworden?«
    Mehrere Sekunden vergehen schweigend. »Ja. Ich dachte, der Meister hätte es letzten Sommer geheilt, aber ich hatte nachts einige Probleme. Das, und ein paar andere Sachen, die ich mir in Indien geholt habe.«
    »Hast du deine Medikamente und den Inhalator?«, fragt Baedecker.
    »Nein, das hab ich letztes Jahr alles in der Schule gelassen.«
    »Warst du bei einem Arzt?«
    »Gewissermaßen«, sagt Scott. »Hey, Dad, bist du nur wegen Dave hier, oder was?«
    »Im Augenblick«, sagt Baedecker. »Ich hab gekündigt … «
    »Bitte werfen Sie fünfundsiebzig Cent für die letzten beiden Minuten ein«, sagt eine mechanische Stimme.
    Baedecker kramt nach Kleingeld und wirft die Vierteldollarstücke nach. »Scott?«
    »Was hast du gesagt, Dad?«
    »Ich sagte, ich habe letzten Sommer gekündigt. Seither reise ich herum.«
    »Himmel«, sagt Scott. »Du arbeitest nicht? Wo bist du gewesen?«
    »Hier und da«, sagt Baedecker. »Thanksgiving habe ich in Arkansas verbracht und an Dads Blockhütte gearbeitet. Hör zu, Scott, ich werde morgen in deiner Gegend sein, und ich möchte gerne vorbeikommen und mit dir reden.«
    Eine Interferenz, dann gedämpftes Murmeln von Stimmen in der Leitung.
    »Was, Scott?«
    »Ich sagte … ich sagte, ich weiß nicht, Dad.«
    »Warum nicht?«
    »Na ja, es hat einigen Ärger hier im Ashram gegeben … «
    »Was für Ärger?«
    »Nicht genau hier«, sagt Scott hastig. »Aber in der Gegend. Einige der Rancher und Einheimischen sind völlig aus dem Häuschen. Es wurden ein paar Schüsse abgefeuert. Der Meister überlegt, ob er das Gelände für Außenstehende sperren soll.« Man hört eine andere Stimme, die mit Scott spricht. »Ah … Dad, ich muss jetzt Schluss machen … «
    »Einen Augenblick noch, Scott«, sagt Baedecker. Er spürt eine unerklärliche Panik in sich aufsteigen. »Hör zu, ich werde morgen vorbeischauen. Scott, ich könnte Hilfe beim Ausbau der Blockhütte brauchen. Es wird richtig schön dort, wenn ich bis Frühling fertig werde. Würdest du darüber nachdenken, ob du dir ein paar Wochen freinimmst und mit mir daran arbeitest?«
    »Dad, ich kann nicht … «
    »Denk nur drüber nach, bitte«, sagt Baedecker. »Wir unterhalten uns morgen.«
    »Dad, ich fürchte … «
    Die Verbindung wird unterbrochen. Baedecker versucht mehrmals zurückzurufen, gibt aber schließlich auf.
    Er geht ins andere Zimmer, wo Kitt Toliver sitzt. Toliver ist Mitte dreißig, groß und kräftig gebaut. Mit seinem Bürstenschnitt und dem stechenden Blick erinnert er Baedecker ein wenig an Deke Slayton. »Danke, dass Sie gewartet haben, Sergeant«, sagt Baedecker.
    »Kein Problem, Oberst.«
    »Sie wissen, dass ich nichts mit der amtlichen Untersuchung zu tun habe«, sagt er. »Ich besitze keinen offiziellen Status. Ich versuche nur, ein paar Antworten zu

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