MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Gespräch aus dem Weg zu gehen, dachte ich bei mir. Aber wenn Calum mit mir reden wollte, dann würde ich dies tun. Ich hatte mich bereit erklärt, mit Peter diese selbstmörderische Mission in Angriff zu nehmen. Das konnte man von mir verlangen, aber nicht Calum abzuweisen.
Um das Thema zu wechseln, stellte ich Amia eine Frage, die mich schon länger beschäftigte.
»Als Calum und ich uns kennengelernt haben, war es unglaublich wichtig, dass kein Außenstehender den Vollmondtanz beobachtet. Darauf stand die Todesstrafe. Der Rat hat meine Mutter deshalb verurteilt. Und jetzt machst du daraus ein Happening. Weshalb? Ich versteh das nicht.«
»Weißt du, Emma, es hat sich viel verändert in den letzten Monaten. Unsere Vorstellungen von dem, was richtig und falsch ist, wurden auf den Kopf gestellt. Ehrlich gesagt finde ich, viele dieser Regeln sind mittlerweile überholt. Weshalb sollten unsere Freunde diesen Moment nicht mit uns teilen, sehen, was uns wichtig ist, und sich mit uns freuen? Außerdem sind wir hier alle Teil der magischen Welt. Ich glaube, dieses Verbot bezog sich eher auf die Menschen. Wenn es ein Fehler von uns ist, unsere Freunde beim Vollmondtanz zusehen zu lassen, kann der Rat, wenn das hier vorbei ist, über uns richten. Ich glaube allerdings, dass dann sowieso alles anders sein wird.«
»Das kommt mir trotzdem mutig vor.«
»Das hat mit Mut nichts zu tun, eher mit Angst«, flüsterte sie.
Ich sah zu ihr und leckte dabei meine Finger ab. Das gewürzte Seegras schmeckte wirklich außerordentlich gut.
»Was meinst du?«
»Je näher der Tag kommt, an dem ich euch verlassen muss, umso mehr fürchte ich mich davor. Heute Nacht möchte ich, dass alle, die ich liebe und die mir zur Seite stehen, dabei sind. Wir werden feiern und glücklich sein. Das wird mir Kraft geben, für das, was danach kommt.«
Schweigend arbeiteten wir weiter. Goldenes Sonnenlicht schien in den kleinen Garten, der hinter dem Haus lag. Friedlicher hätte ein Tag nicht sein können. Von der Straße drang gedämpftes Kinderlachen zu uns. Ansonsten wurde die Stille nur durch das brodelnde Wasser gestört, in das Amia die fertigen Teigtaschen warf. Am frühen Nachmittag waren wir mit den Vorbereitungen fertig und setzten uns mit einer Tasse Tee in den Garten.
»Was machst du noch bis heute Abend?«, fragte ich Amia.
»Ich werde mich etwas hinlegen. Das lange Stehen fällt mir nicht mehr so leicht. Mein Rücken schmerzt furchtbar. Wie Menschenfrauen eine Schwangerschaft vierzig Wochen durchhalten, ist mir schleierhaft. Im Wasser würde ich davon nichts spüren.« Ihre Stimme klang wehmütig.
»Deine nächste Schwangerschaft kannst du sicher komplett im Wasser verbringen«, versuchte ich sie aufzumuntern.
»Hoffentlich.«
Bevor ich ging, drückte ich Amia an mich. »Ich wünschte, du könntest das Baby in Leylin bekommen. Hier wärt ihr in Sicherheit.«
Amia seufzte: »Das wünschte ich auch.«
Ich wandte mich zum Gehen.
»Emma, warte. Jetzt hätte ich es beinahe vergessen. Raven würde dich gern sehen. Du sollst zum Schloss kommen.«
Ein mulmiges Gefühl beschlich mich.
»Weshalb kommt sie nicht zu uns?«
Amia zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Sie hat gestern Miro gebeten, es dir auszurichten.«
Da ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum Schloss. Ich konnte mir denken, weshalb sie mit mir sprechen wollte. Sicher hatte auch sie schon erfahren, dass Calum bei uns ausgezogen war.
Die Schlosswachen brachten mich in einen kleinen Raum und baten mich, dort auf Raven zu warten. Mir sollte es recht sein. Ich nahm ein Glas Saft von dem Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Dann ging ich zum Fenster. Von hier aus hatte man einen erstklassigen Blick auf die Stadt.
Ich war so in den Anblick versunken, dass ich nicht bemerkte, wie Raven in den Raum kam und neben mich trat.
»Es ist wunderschön, oder?«
Ich wandte mich ihr zu.
»Das ist es. Weshalb wolltest du mich sprechen?«
»Was ist mit dir und Calum?«, fragte sie zurück. »Ich habe gehört, er wohnt jetzt bei Miro und Amia.«
Im Grunde hatte ich keine Lust, die Geschichte vor Raven auszubreiten, trotzdem fühlte ich mich bemüßigt, es zu tun.
»Wir haben uns gestritten«, fing ich an.
»Scheint ein ziemlich großer Streit gewesen zu sein, wenn er gleich auszieht. Oder habt ihr schon genug voneinander?«
»Hat Peter dir nichts erzählt?«, fragte ich, ohne auf ihre Provokation einzugehen.
»Nein,
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