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Monrepos oder die Kaelte der Macht

Monrepos oder die Kaelte der Macht

Titel: Monrepos oder die Kaelte der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Zach
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und donnert im besten Sonntagsenglisch: Listen, my dear, I – am – a – very important person!! Ich hör’s noch wie heut. – Was macht der Zöllner? Er steht stramm, salutiert und sagt: Yes, Sir, indeed, Sir. But you have to wait there, Sir!
    Breisingers Persönlicher Referent Gärtner rief in den Jubel hinein: Ich lege Wert auf die Feststellung, daß ich damals nicht PR gewesen bin! Und, kühn geworden, schob er nach: Aber was mir der Spitzer, unser Cheffahrer, neulich erzählt hat, das schlägt dem Faß wirklich den Boden aus! Vor Jahren setzte sich der Chef mal an einem Wochenende selbst ans Steuer seines VW, um mit der Familie einen Ausflug ins Grüne zu machen. Nach zwei Stunden hatte er sich so granatenmäßig verfahren, daß er nicht mehr aus noch ein wußte. Doch wozu hat man schließlich sein Personal? Breisinger steuerte also das nächste Dorf an, hielt vor einer Telefonzelle, wählte Spitzers Privatnummer und sagte würdevoll: Herr Spitzer, ich stehe hier an einer Telefonzelle und kenne mich nicht recht aus. Bitte holen Sie mich ab … Sprach’s und legte auf! Könnt ihr euch vorstellen, wie lange der gewartet hat?
    So ging es fort und fort – Der Schein der Kerzen beglänzte gerötete Gesichter. Schwarz stand der Park vor den Fenstern der Baracke, die wie ein lustiges Narrenschifflein auf den Wogen der Dunkelheit tanzte.
    Singen! Jetzt wollte man singen. Bertsch bedauerte, seine Gitarre nicht dabei zu haben. Er war, außer Gundelach wußten es alle, ein guter Spieler. Aber auch ein textsicherer Sänger mit einer klaren, leicht metallischen Stimme. Ein ums andere Lied intonierte er, Müller-Prellwitz fiel kratzig-baritonal ein, die anderen summten und brummten begeistert mit. Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen … Jenseits des Tales standen ihre Zelte … Wir lagen vor Madagaskar … Zurufe, immer neue Vorschläge. Gundelach mußte passen, er kannte keins der Fahrtenlieder; irgend etwas mußte er in seiner Jugend versäumt haben. Bertram schmetterte, einen halben Ton zu tief: Frag doch das Meer, ob es Liiieeebe kann scheiden! und beugte sich so weit über Anita Strelitz, daß beide von den Stühlen fielen. Getümmel, Geschrei. Gundelach sah Heike Blank an, zum ersten Mal an diesem Abend wagte er es. Sie starrte auf die am Boden Liegenden, ein leichtes Zittern durchlief ihren Körper, als wäre eine Saite in ihr in Schwingungen versetzt worden. Als sie sich abwandte, trafen sich ihre Blicke. Und wieder konnte Gundelach den forschend auf ihn gerichteten Augen nicht standhalten; bis in sein Innerstes bohrten sie sich.
    Einzelne standen auf und gingen, ob nach Hause oder in den Park, wer fragte danach. Dr. Weis wankte zum Klo und prallte gegen einen Türpfosten. Wie einen Mehlsack schleppte man ihn in sein Zimmer und legte ihn auf die Holzdielen. Den mächtigen, vor Übelkeit wächsern verfärbten Schädel zur Seite gedreht, stammelte er mihi est propositum in taberna mari , schlief ein und schnarchte. Müller-Prellwitz aber, der so lange für Ausgelassenheit gesorgt hatte, befand sich plötzlich in einem Zustand kalter, nüchterner Aggressivität. Gundelach, durch den Sturz abgelenkt, fragte sich, was den elementaren Zorn des Leiters der Grundsatzabteilung herausgefordert haben mochte. Flüsternd erkundigte er sich bei Schieborn.
    Ach, sagte der Regierungsrat, es geht um die Fraktion. Specht hat offenbar den Finanzminister aufs Kreuz gelegt.
    Wieso das?
    Er hat ein paar hundert Millionen stiller Reserven im Haushaltsentwurf entdeckt. Sozusagen unter der Matratze. Breisinger wollte damit im Wahljahr die Neuverschuldung drücken. Aber nun macht ihm die Fraktion einen Strich durch die Rechnung. Sie will verschiedene Förderprogramme aufstocken und wird das natürlich als ihren Erfolg verkaufen.
    Dieser Inspektor! donnerte Müller-Prellwitz und hieb mit der flachen Hand auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. Was bildet er sich eigentlich ein?!
    Wen meint er denn jetzt wieder? Gundelach wagte kaum zu atmen. Der Schreck über die unvermutete Wendung seines Festes saß ihm in den Knochen.
    Den Specht natürlich, Mann, murmelte Schieborn. Der hat doch mal als Verwaltungsinspektor auf dem Rathaus angefangen. Wußten Sie das nicht? Nein. Ich dachte, er sei Jurist.
    Quatsch. Specht ist kein Akademiker. Aber clever für zwei, das können Sie mir glauben. Und in Haushaltsfragen kennen sich die Leute vom gehobenen Verwaltungsdienst verdammt gut aus. Das haben sie von der Pike auf gelernt.
    Und der

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