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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Lippen schlossen sich wie Saugnäpfe um den Rand des Glases, so daß es vibrierte. Er war erregt, wodurch seine Worte undeutlich wurden.
    »Ich kann mir vorstellen, daß Sie durstig sind«, sagte sie. »Wir sind uns heute morgen schon begegnet, nicht wahr? Sie wirken so anders in Ihrer… in Ihrer Jagdkleidung.«
    »Mein Name ist Sylvan bon Damfels«, stellte er sich mit einer leichten Verbeugung vor. »Ja, wir sind uns bereits begegnet. Ich bin der jüngere Sohn von Stavenger und Rowena bon Damfels.«
    Stella stand mit Rigo am anderen Ende des Raums. Als sie sah, wie Sylvan sich mit ihrer Mutter unterhielt, veränderte ihr Gesichtsausdruck sich, und sie ging auf die beiden zu, wobei sie die Augen auf Sylvan geheftet hatte. Noch mehr Verbeugungen und gemurmelte Vorstellungen. Dann verabschiedete Eric bon Haunser sich und ließ Marjorie und die Kinder mit Sylvan allein.
    »Sie haben ›Nein‹ gesagt«, lieferte Marjorie ihm eine Vorlage. »Soll das heißen, daß das Reiten es nicht wert sei, obwohl Sie es doch tun?«
    »Ich stehe dazu«, sagte er, wobei seine Wangenknochen von einer leichten Röte überzogen wurden und die Augen den Raum nach Zuhörern absuchten. Die Halsmuskeln traten hervor, als ob er versuchte, überhaupt ein Wort herauszubringen. »Das sage ich Ihnen, Madam, und Ihnen, Miss und Sir. Unter der Bedingung, daß Sie mich nicht vor einem Mitglied meiner Familie oder einem anderen bon zitieren.« Er keuchte.
    »Sicher.« Anthony war noch immer so blaß wie in dem Moment, als er den Fuchs gesehen hatte – oder die Füchse, wie die meisten Leute auf Gras die Bestie im Plural nannten, weil sie immer im Zwölferrudel auftrat. »Wie Sie wünschen. Sie haben unser Wort.«
    »Ich sage es deshalb, weil Sie vielleicht eingeladen werden, an der Jagd teilzunehmen. Zumindest pro forma. Ich hätte es für unmöglich gehalten, bis ich Ihrem Gatten begegnet bin. Ich halte es noch immer für unwahrscheinlich, aber nicht mehr für ausgeschlossen. Wenn Sie wirklich eine Einladung erhalten, rate ich Ihnen, sie abzulehnen.« Er sah jedem von ihnen tief in die Augen, als ob er ihnen bis auf den Grund der Seele schauen wollte; dann verbeugte er sich wieder und ging, wobei er sich den Hals rieb, als ob er schmerzte.
    »Ehrenwort!« stichelte Stella und warf den Kopf zurück.
    »In der Tat Ehrenwort«, sagte Marjorie. »Ich glaube, es wäre ebenso unklug wie unanständig, es weiterzuerzählen, Stel.«
    »So, wie sie uns bisher behandelt haben!«
    »Das war sicher nicht so gemeint.«
    »Du und er, ihr fürchtet euch vielleicht vor diesen Reittieren, aber ich fürchte mich nicht vor ihnen! Ich könnte diese Wesen reiten. Ich weiß, daß ich es könnte.«
    Marjorie schrie innerlich auf, versuchte aber, gelassen zu bleiben. »Ich weiß, daß du es könntest, Stella. Ich könnte es auch. Bei ausreichender Praxis könnte es wohl jeder von uns. Die Frage ist nur, sollten wir es auch tun? Sollte es überhaupt jemand von uns tun? Ich glaube, wir haben einen Freund in diesem Raum, und dieser Freund hat uns gerade davon abgeraten.«

 
6
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    Die Arbai-Ruine auf Gras unterscheidet sich im Grunde nicht von allen anderen Arbai-Ruinen: geheimnisvoll und erst vor kurzem aufgegeben – zumindest nach archäologischen Maßstäben; sie strahlt etwas Mysteriöses aus, das jeden Besucher sofort in ihren Bann zieht. Durch die Arbai-Städte, die auf anderen Planeten gefunden wurden, weht nur der Wind; sie sind von Sand bedeckt und von Arbai-Skeletten bewohnt. Weil in allen anderen Städten nur so wenige Arbai-Überreste gefunden wurden, fragte man sich, weshalb die Städte angesichts der geringen Einwohnerzahl so groß waren. Sie haben zwar eine beachtliche Fläche, sind architektonisch aber eher unspektakulär. Die hervorragenden Straßen schlängeln sich durch die Stadt, vorbei an sanft geschwungenen, verzierten Fassaden. In keiner der Städte hat man jemals ein Fahrzeug gefunden. Diese Leute sind ihren mysteriösen Geschäften zu Fuß nachgegangen, worum auch immer es sich dabei gehandelt haben mag.
    Jede Stadt verfügt über eine Bibliothek. In jedem Stadtzentrum befindet sich eine mysteriöse Struktur, die man als eine Skulptur oder Ikone interpretieren könnte. Außerhalb der Städte gibt es weitere rätselhafte Mechanismen, die möglicherweise Müllverbrennungsanlagen oder Krematorien darstellen. Einzelne Stimmen

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