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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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oder wäre das zu viel verlangt?, fragte er Hortense, die ihm mit einem strahlenden, zuversichtlichen Lächeln das Brot reichte …
    Wie soll ich ihm erklären, dass wir uns nicht mehr sehen dürfen?, überlegte Shirley, dass wir uns nie wieder sehen dürfen … Den wahren Grund kann ich ihm nicht verraten, den würde er mit einer Handbewegung beiseite wischen und behaupten, das sei doch nicht dramatisch, Gary sei erwachsen, und er müsse verstehen, dass seine Mutter auch das Recht auf ein Privatleben habe … Du tust ihm damit keinen Gefallen, du lässt ihn glauben, er sei allmächtig, er muss lernen, mit der Realität zurechtzukommen. Ihr beide müsst euch voneinander lösen, ihr habt zu lange in einer symbiotischen Beziehung gelebt. Sie kannte seine Worte schon im Voraus, sie hätte sie niederschreiben können, und sie hatte ihnen kein einziges Argument entgegenzusetzen, abgesehen davon, dass sie ihrem kleinen Jungen nicht wehtun wollte. Aber er ist zwanzig Jahre alt! Er ist nicht mehr dein kleiner Junge. Er wird immer mein kleiner Junge bleiben … Bullshit! , würde er genervt, in seine rote Karojacke gehüllt, antworten, Bullshit! Sie würden sich streiten und wütend auseinandergehen. Und ich werde nicht den Mut haben, wütend zu bleiben, ich würde noch einmal versuchen, ihm alles zu erklären, und dann würde ich ihm in die Arme sinken … Dann lieber fliehen, nichts sagen oder behaupten, ich hätte in Paris einen früheren Verehrer wiedergetroffen.
    Und was, wenn Shirley unrecht hat?, dachte Joséphine, was, wenn Dottie tatsächlich bei Philippe lebt? Wenn sie jeden Abend ihre Uhr auf seinen Nachttisch legt, bevor er sie in die Arme nimmt … Er hat nie aufgehört, sich mit Dottie zu treffen. Sie ist jung, witzig, leicht, sanft; er erträgt es nicht mehr, allein zu sein. Es heißt, Männer mögen die Einsamkeit nicht, während Frauen sie ertragen. Und außerdem schläft er gern mit ihr, er ist es gewöhnt, jeder hat seine Seite im Bett …
    Jeder von ihnen versenkte sich in seinen inneren Monolog, tunkte nebenbei die Senfsoße auf, schnitt ein Stück Ziegenkäse oder Brie ab, nahm ein Stück von der Zitronentarte, die Zoé gebacken hatte, deckte den Tisch ab, räumte die Spülmaschine ein, streckte sich, gähnte, erklärte, er sei müde, fix und fertig, und zog sich, ohne noch länger zu warten, in sein Zimmer zurück.
    Hortense schminkte sich ab, bürstete hundertmal kopfüber ihre Haare, bis die langen rotbraunen Strähnen knisterten, tupfte einen Tropfen Parfüm hinter jedes Ohr, zog ihr Schlaf-T-Shirt an und stieg über die Matratze, auf der Gaétan bereits lag. Er las ein Donald-Duck-Heft und erzählte lachend, wie Dagobert Donald übers Ohr haute und ihn für sich schuften ließ, ohne auch nur einen Cent dafür zu zahlen. Dieser gute, alte Donald ist echt ein netter Kerl! Lässt sich ausbeuten, ohne ein Wort zu sagen … Und Dagobert könnte genauso gut der Chef von irgendeinem Börsenunternehmen sein … Er kriegt den Hals nicht voll und will immer noch mehr Geld.
    Zoé hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen und fragte sich, wie sie Hortense dazu bringen sollte, sie in ihrer letzten gemeinsamen Nacht allein zu lassen. Wie sie ihr zu verstehen geben sollte, dass es ganz gut wäre, wenn sie irgendwo anders schliefe. Im Wohnzimmer zum Beispiel … Oder in der Küche weiter an ihren Schaufenstern arbeitete. Sie liebt es, nachts zu arbeiten, in der Küche. Ich könnte sie ganz direkt darum bitten oder sie bei den Gefühlen packen. Oder es mit weiblicher Solidarität versuchen. Nein, Solidarität zieht bei Hortense nicht. Sie dachte nach, dachte nach, ließ ihre Füße unter der Decke kreisen, um einen Satz zu finden, der Hortenses Herz öffnen würde, bis diese zu ihr ins Bett sprang und vorschlug: »Wir schalten das Licht aus, warten, bis Maman und Shirley schlafen, und dann laufe ich rüber zu Gary … Kein Wort zu den Anstandsdamen! Die hätten nur wieder was zu tratschen, und darauf kann ich echt verzichten!«
    »Einverstanden«, murmelte Zoé erleichtert. »Ich verrate nichts …«
    »Danke, Schwesterchen! Aber du benimmst dich! Ich will nicht in neun Monaten für ein kleines Balg verantwortlich sein!«
    »Kein Problem!«, antwortete Zoé und wurde knallrot.
    »Ich vertrau dir, alles klar?«
    »Alles klar«, wiederholte Zoé.
    Sie warteten, bis das Licht in Joséphines und Shirleys Zimmer erlosch. Warteten, bis erst Joséphines leises Schnarchen ertönte, dann das lautere von Shirley, hmm, hmm,

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