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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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tristen Landstraße, auf deinem schmalen, bis zum Ende vorgezeichneten Weg …
    Ich fahre nach London, und ich werde dich nie, nie wiedersehen!
    Sie stand auf, atmete tief durch und hob ihre Sachen auf.
    Alle vierzig Minuten fuhr ein Eurostar.
    Sie würde um Punkt fünf Uhr in Miss Farlands Büro in London sein.
    Sie durfte bloß nicht den Stift vergessen, den sie im Pigalle-Viertel gekauft hatte. Eine Frau, die sich an- und auszog, wenn man ihn kippte.
    Ein bisschen gewagt vielleicht.
    Aber Paula würde er gefallen …

Dritter Teil

E s sollte ein wundervoller Abend werden, doch er endete in einem Fiasko.
    Jedes Jahr luden Jacques und Bérengère Clavert am ersten Januarsonntag zu einem »zwanglosen Beisammensein«. Ohne Krawatte, Jackett oder Protokoll. Ein freundschaftliches Treffen mit Kinderpolonaisen, legeren Hosen, nachlässig um die Schultern geschlungenen Pullovern. »Feiert den Winter bei Jacques und Bérengère«, verhieß die Einladungskarte. Sie warben um die Gunst wichtiger Persönlichkeiten, indem sie sie mit Freunden und Verwandten mischten, schufen so dem Ganzen einen Anschein von Herzlichkeit und eine Stimmung, in der inmitten von Kindergeschrei und Weihnachtsmärchen Visitenkarten und vertrauliche Informationen ausgetauscht wurden. Auf diese Weise konnten Jacques und Bérengère Clavert den Grad ihrer Beliebtheit ermessen und sich vergewissern, dass sie immer noch zur High Society gehörten.
    Dazu brauchten sie lediglich die tatsächlich erschienenen Geladenen abzuhaken und ihre Bedeutung zu gewichten. Ein Wirtschaftsboss wog drei von Bérengères Freundinnen auf, aber eine Freundin von Bérengère, die von ihrem Wirtschaftsbossehemann begleitet wurde, gab zusätzliche Punkte.
    Und außerdem …
    Und außerdem, sagte sich Bérengère, konnte es nicht schaden, diesem Jahresanfang eine etwas fröhlichere Note zu verleihen. Die Mienen waren düster, die Reden pessimistisch. Das ist ja fast schon eine gute Tat, dachte sie, während sie in ein schwarzes Etuikleid schlüpfte und sich zu ihrem flachen Bauch und ihren schmalen Hüften beglückwünschte. Nicht ein Gramm Cellulite oder auch nur ein Schwangerschaftsstreifen, und das trotz meiner vier Kinder! Ich habe noch schöne Tage vor mir. Falls ich den Mann finde, der …
    Ihren letzten Versuch hatte sie rasch abgebrochen. Dabei war er attraktiv gewesen, dunkler Typ, Single, behaart. Seine gebräunten, schwarz behaarten Handgelenke hatten sie unglaublich angezogen. Der Mann bereiste die Wüsten der Welt, um im Auftrag einer amerikanischen Firma Bohrschächte einzurichten. Sie stellte sich vor, mit seinen braunen Locken zu spielen, an seiner muskulösen Brust zu liegen, sich an seinem starken, männlichen Geruch zu berauschen, dem Geruch eines Mannes, der um den Bohrturm streifende Raubtiere niederringt. Ihre Träume waren jäh zerplatzt, als die Rechnung kam und er eine Kreditkarte aus der Tasche gezogen hatte. Eine stinknormale Kreditkarte, nicht Gold, nicht Platin, nichts. Gibt es so etwas überhaupt noch?, hatte sie sich mit vor Verblüffung aufgerissenen Augen gefragt. Sie hatte gegähnt und den Schachtbauer gebeten, sie nach Hause zu fahren. Eine plötzliche Migräne. Eine schreckliche Mattigkeit. Sie war über das Alter hinaus, in dem man sich leichtfertig auf etwas einlässt. Eine simple Kreditkarte … das hatte sie an ihre Jugend erinnert, als sie den Erstbesten küsste, der es wagte, sich an ihrer Zahnspange zu reiben, und der nicht einmal genug Geld hatte, um ihr eine Cola zu spendieren. Jetzt bin ich achtundvierzig und muss investieren. Einen Ersatz mit Gold- oder Platinkarte finden, oder besser noch, mit schwarzer Infinite, falls Jacques mich verlassen sollte. Denn genau das steht mir bevor. Man braucht ja nur zu sehen, wie er jeden Abend später nach Hause kommt … Irgendwann wird er überhaupt nicht mehr nach Hause kommen, und dann gucke ich in die Röhre. Gestrandet im Regal der geschiedenen Frauen. In meinem Alter ist eine alleinstehende Frau allen Bedrohungen ausgesetzt.
    Tische wurden aufgestellt, schöne weiße Tischdecken ausgebreitet, Duftkerzen und Blumensträuße verteilt, Champagnerkübel, Naschereien und farbenfrohe Sorbets hingestellt, doch das von allen mit Spannung erwartete Highlight waren die Pyramiden aus Windbeuteln, die Bérengère angeblich selbst herstellte, obwohl sie in Wirklichkeit von Jacques heimlich in einer Konditorei im fünfzehnten Arrondissement besorgt wurden. Bei einer gewissen Madame Keitel, einer

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