Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
einem breiten, törichten Lächeln.
Was bringt es, Aushilfen zu bezahlen, wenn man trotzdem alles selbst machen muss?, schimpfte Bérengère, als sie die Küche verließ und eine frische Karaffe Orangensaft ohne schwimmende Windbeutel darin auf den Tisch stellte.
Diesen Moment wählte Jacques Clavert, um das Schlafzimmer zu verlassen und seine Gäste zu begrüßen.
Einen Fuß vor den anderen setzend, kam er mit den weit ausgreifenden Schritten eines geübten Tangotänzers langsam und majestätisch die Treppe herunter, sodass die Leute alle Muße hatten, ihn dabei zu bewundern, wie er sich Stufe um Stufe zu ihnen herabbewegte. Auf der letzten Stufe blieb er stehen. Gab Bérengère ein Zeichen, sich zu ihm zu gesellen. Wartete, bis sie sich neben ihn gestellt hatte. Legte einen Arm um sie und zwickte sie dabei, damit sich ihre verkrampften Kiefer lockerten. Sie stieß ein leises, erstauntes Lachen aus und lehnte sich an ihn. Er räusperte sich und sprach die folgenden Worte: »Liebe Freunde, guten Abend! Ich wollte Ihnen dafür danken, dass Sie heute Abend gekommen sind … Und Ihnen für die Treue danken, mit der Sie uns jedes Jahr wieder aufs Neue beehren. Ich wollte Ihnen sagen, wie sehr es mich rührt, Sie alle um die kleinen Windbeutel unserer lieben Bérengère versammelt zu sehen …«
Er wandte sich seiner Frau zu und applaudierte ihr. Während sie sich verneigte, fragte sie sich im Stillen, was er noch hinzufügen würde.
»… jene winderbaren Windbeutel, bei deren Genuss wir uns vor Freude winden und uns gegenseitig das Beste windschen …«
Es gab vereinzeltes Gelächter, das Jacques Clavert voller Stolz genoss.
»Ich wollte meiner Frau für diese alljährliche Köstlichkeit danken … diese Meisterleistung einer hervorragenden Köchin … Aber ich habe Ihnen auch eine traurige Mitteilung zu machen … Denn leider ist es den Windbeuteln nicht gelungen, uns auf Dauer zu verwinden. In gewisser Hinsicht haben sie uns eher gebeutelt … Unsere eheliche Zuneigung wurde vom Winde verweht. Und um bevorstehenden Streitigkeiten von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen und nicht länger gegen Windmühlen zu kämpfen, haben wir beschlossen, uns zu entwinden. Ich muss Sie also davon in Kenntnis setzen, dass Bérengère und ich uns von nun an und in gegenseitigem Einvernehmen auf getrennten Wegen frischen Wind um die Nase wehen lassen werden … Doch ich kann Ihnen versichern, dass die Erinnerung an unser gemeinsames Leben in uns nur die lindesten Lüftchen heraufbeschwören …«
Ein Raunen ging durch die Schar der Gäste, die sich am Fuß der Treppe versammelt hatten. Kommentare wurden laut, er ist verrückt, er hat den Verstand verloren, hat er getrunken?
Jacques Clavert wartete, bis sich der Aufruhr gelegt hatte, und fuhr fort: »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen: Bérengère behält die Wohnung und wird hier mit den Kindern leben, während ich in eine Wohnung in der Rue des Martyrs ziehe, zurück in das Viertel meiner Kindheit, das häufig durch meine Erinnerungen weht … Es war mir wichtig, dies an der Seite von Bérengère zu verkünden, damit sich der Klatsch und die Lästereien, die in unseren Kreisen an der Tagesordnung sind, als heiße Luft entpuppen. Bérengère war mir in all diesen Jahren eine hervorragende Ehefrau, eine vorbildliche Mutter und eine perfekte Hausherrin …«
Er zwickte sie erneut in die Taille und zog sie an sich, damit sie jenes verkniffene Lächeln auf ihren Zügen bewahrte, das sein erstes Zwicken hervorgerufen hatte.
»Aber leider hat alles ein Ende! Mir genügt es, ihr genügt es, wir haben genug davon, uns miteinander zu vergnügen … Also ist es besser, uns damit zu begnügen und über unsere Freiheit zu verfügen, ehe das Erliegen des Vergnügens uns allzu sehr betrübt! Wir trennen uns in Harmonie, Würde und gegenseitigem Respekt. Und nun, liebe Freunde, wissen Sie alles, oder besser gesagt, fast alles … Der Rest ist eine windige Geschichte. Wie bei allen Trennungen. Danke, dass Sie mich angehört haben, und lassen Sie uns nun gemeinsam auf das neue Jahr anstoßen …«
Eisige Stille löste das vorausgegangene Stimmengewirr ab. Die Gäste warfen einander verlegene Blicke zu. Räusperten sich. Schauten auf die Uhr, seufzten, es sei Zeit zu gehen. Auch die besten Partys haben ein Ende, und die Kinder müssen morgen zur Schule …
Alles drängte in Richtung Garderobe. Einer nach dem anderen verabschiedete sich mit einer Verneigung vor den Gastgebern.
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