Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
denen besagte Patienten gelegen haben?«
»Nein, auf keinen Fall«, erwiderte Gladys. »Das war das erste, was Dr. Zimmerman überprüft hat.«
»Sie haben mir am Donnerstag eine lange Liste mit all den Sachen ausgedruckt, die Sie in die siebte Etage geliefert haben«, fuhr Jack fort. »Können Sie so eine Liste auch für einzelne Patienten ausdrucken?«
»Das ist schon schwieriger«, erwiderte Gladys. »Die Bestellung kommt normalerweise von einer bestimmten Etage oder Station, und dort werden die gelieferten Gegenstände dann in die jeweiligen Patientenakten eingetragen.«
»Gibt es denn überhaupt eine theoretische Möglichkeit, eine solche Liste zu erstellen?« fragte Jack.
»Ich denke schon«, sagte Gladys. »Wenn wir Inventur machen, gibt es die Möglichkeit, eine genaue Überprüfung durch einen Vergleich mit der Rechnungsstellung vorzunehmen. Ich könnte der Buchhaltung ja sagen, daß ich einen solchen Bestandscheck plane, auch wenn jetzt eigentlich keine offizielle Inventur vorgesehen ist.«
»Das wäre sehr nett von Ihnen«, entgegnete Jack und kramte eine Visitenkarte hervor. »Sie können mich anrufen oder mir die Liste einfach zuschicken.«
Gladys nahm das Kärtchen entgegen und studierte es. »Ich tue alles, was Ihnen irgendwie weiterhelfen könnte«, versprach sie. »Dann habe ich noch eine Bitte«, sagte Jack. »Leider hatte ich auch schon einen kleinen Disput mit Dr. Cheveau - und nicht nur mit ihm. Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn dieses Gespräch unter uns bliebe.«
»Da sehen Sie’s. Er ist eben wirklich ein komischer Kauz«, entgegnete Gladys. »Ich werde niemandem erzählen, daß Sie bei mir waren.«
Jack erhob sich, verabschiedete sich von der energischen Frau und ging in Richtung Fahrstuhl. Er war nicht gerade guter Dinge. Das einzige, was er erfahren hatte, hatte er ohnehin gewußt: Martin Cheveau war jähzornig.
Am Fahrstuhl angekommen, drückte er den Knopf und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Er konnte das Krankenhaus verlassen und das Risiko, entdeckt zu werden, gering halten; oder er konnte dem Labor einen möglichst unauffälligen Besuch abstatten. Schließlich entschied er sich für das Labor. Ihm war Chets Bemerkung wieder eingefallen, der ihn darauf hingewiesen hatte, daß es gar nicht so einfach war, an pathologische Bakterien heranzukommen. Dieser Frage mußte er unbedingt nachgehen.
Als Jack gerade in den ziemlich vollgestopften Aufzug einsteigen wollte, erstarrte er. Direkt vor ihm stand Charles Kelley. Obwohl auch er eine Schutzmaske trug, hatte Jack den Mann sofort erkannt. Zuerst wollte er schnell zurücktreten und den Fahrstuhl weiterfahren lassen, doch durch ein solches Verhalten hätte er nur Aufmerksamkeit erregt. Also sah er zu Boden und stieg ein. Dann drehte er sich blitzschnell um, so daß er mit dem Gesicht zur Tür stand. Er rechnete jeden Augenblick damit, daß Kelley ihm auf die Schulter klopfte.
Doch der war in ein Gespräch mit einem Kollegen vertieft; er erregte sich darüber, wie teuer es für das Krankenhaus werden würde, die Patienten aus der Notaufnahme in Krankenwagen und die anderen Patienten in Bussen in die nächstgelegene AmeriCare-Klinik zu transportieren. Die teilweise Quarantäne, die das Krankenhaus sich selbst auferlegt habe, müsse dringend beendet werden, wetterte er. Sein Kollege versicherte ihm, daß alles getan werde, was in der Macht des Krankenhauses stehe. Sowohl der städtische Epidemiologe als auch die Experten von der staatlichen Überwachungsstelle seien dabei, ihre Untersuchungen vorzunehmen.
Als sie die zweite Etage erreicht hatten, stieg Jack aus. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, daß Kelley weiterfuhr. Da er einem erneuten Zusammenstoß nur knapp entronnen war, fragte er sich, ob er auch wirklich das Richtige tat; doch nach ein paar Sekunden der Unschlüssigkeit entschied er sich, auf jeden Fall kurz im Labor vorbeizuschauen. Schließlich war er praktisch da. Im Gegensatz zum Rest des Krankenhauses war das Labor voll in Betrieb. In der Vorhalle drängten sich jede Menge Krankenhausangestellte, allesamt mit Schutzmasken. Jack war verwirrt, im Labor so viel Klinikpersonal anzutreffen, doch im Grunde kam ihm das gelegen; mit seiner Maske und dem weißen Kittel fiel er überhaupt nicht auf.
Am anderen Ende des Labors befanden sich mehrere Kabinen, in denen normalerweise Patienten Blut oder andere Proben abgenommen wurden. Dort herrschte jetzt dichtes Gedränge. Als Jack sich seinen Weg durch
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