Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Kopfschmerzen bereiten«, bemerkte Jack.
»Mir aber auch«, stellte Chet klar. »Ach, übrigens - Colleen hat eben angerufen. Sie möchte, daß wir heute abend nach der Arbeit bei ihr im Studio vorbeischauen. Sie wollen zu verschiedenen Spots unsere Meinung hören. Was sagst du nun?«
»Du kannst ja hingehen«, erwiderte Jack. »Ich muß dringend noch ein paar Fälle abschließen. Ich bin mit meiner Arbeit so weit im Rückstand, daß mir langsam angst und bange wird.«
»Aber sie wollen, daß wir beide kommen«, drängte Chet. »Das hat Colleen ausdrücklich gesagt. Außerdem hast du ihnen den entscheidenden Anstoß zu ihrer Idee gegeben. Nun sag schon ja.«
»Na gut«, willigte Jack schließlich ein. »Aber ich begreife trotzdem nicht, wieso du auf meine Begleitung Wert legst, wenn du eigentlich nur an Colleen herankommen willst.«
19. Kapitel
Freitag, 22. März 1996, 21.00 Uhr
Ein Nachtwächter öffnete ihnen die Tür und forderte sie auf, sich in eine Anwesenheitsliste einzutragen. Als sie dann den Fahrstuhl bestiegen, drückte Jack ohne zu zögern den Knopf für die elfte Etage.
»Du warst also tatsächlich schon mal hier«, stellte Chet fest. »Das hab’ ich dir doch erzählt.«
»Ich dachte, du hättest mich auf den Arm genommen.« Als die Tür aufglitt, war Chet genauso überrascht wie Jack am Abend zuvor. Obwohl es beinahe neun Uhr abends war, herrschte in dem Atelier hektischer Betrieb. Die beiden blieben ein paar Minuten neben dem Fahrstuhl stehen und beobachteten das geschäftige Treiben. Niemand nahm sie zur Kenntnis. »Was für ein Empfang«, bemerkte Jack.
»Vielleicht sollte man den Leuten hier mal sagen, daß es schon lange nach Feierabend ist«, entgegnete Chet. Jack warf einen verstohlenen Blick in Colleens Büro. Das Licht war an, doch es war niemand da. Als er sich umdrehte, sah er Alice an ihrem Zeichentisch sitzen.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Jack. Sie arbeitete so konzentriert, daß es ihm unangenehm war, sie zu stören. »Hallo, hallo.« Schließlich hob Alice den Kopf. Sie erkannte ihn sofort wieder. »Es tut mir wirklich leid, daß ich Sie nicht früher bemerkt habe«, rief sie und wischte sich hastig die Hände an einem Handtuch ab. »Herzlich willkommen!« Sie bat die beiden, ihr zu folgen. »Kommen Sie! Sie werden unten in der Arena erwartet.«
»Oh«, entgegnete Chet. »Das klingt nicht gut. Sie wollen uns wahrscheinlich opfern.«
Alice lachte. »In unserer Arena werden nur Kreative geopfert.« Terese und Colleen begrüßten die beiden, indem sie ihnen mit einem lauten Schmatzen ein Küßchen auf jede Wange drückten. Bei diesem Ritual fühlte sich Jack jedesmal ein bißchen unwohl. Terese ging sofort zum Geschäftlichen über. Sie bat die Männer, am Tisch Platz zu nehmen; dann legten Colleen und sie verschiedene Storyboards vor ihnen zurecht und kommentierten, was die einzelnen Bilder darstellen sollten. Sowohl Jack als auch Chet waren begeistert. Am besten gefielen ihnen die humorvollen Szenen mit Oliver Wendell Holmes und Joseph Lister, die ein National-Health-Krankenhaus besuchten, um zu überprüfen, ob sich die Angestellten auch immer vorschriftsmäßig die Hände wuschen. Am Ende eines jeden Spots bekräftigten diese Berühmtheiten der Medizingeschichte, wieviel gewissenhafter das National-Health-Krankenhaus sich an die Lehren halte als ein gewisses »anderes« Krankenhaus. »Das war’s«, sagte Terese, nachdem sie die Bilder des letzten Storyboards erläutert und wieder weggeräumt hatte. »Was haltet ihr davon?«
»Die Ideen sind wirklich super«, gestand Jack. »Wahrscheinlich erzielen sie auch die gewünschte Wirkung. Trotzdem ist es schade um das viele Geld.«
»Aber in den Spots geht es doch fast ausschließlich um die Qualität unserer medizinischen Versorgung«, verteidigte Terese ihr Konzept.
»Und wenn schon. Die Patienten der National Health wären auf jeden Fall besser bedient, wenn all die Millionen direkt in die Gesundheitsversorgung fließen würden.«
»Also, mir gefallen die Spots«, meldete sich Chet zu Wort. »Sie sind richtig peppig.«
»Ich nehme an, mit dem ›anderen‹ Krankenhaus ist die Konkurrenz gemeint«, sagte Jack.
»Allerdings«, versicherte Terese. »Wir haben es für zu geschmacklos gehalten, das Manhattan General namentlich zu erwähnen - vor allem in Anbetracht der Probleme, mit denen sie dort gerade zu kämpfen haben.«
»Die Lage spitzt sich immer weiter zu«, erzählte Jack. »Inzwischen ist noch eine
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